Automobilbau

Kurswechsel in Zuffenhausen: Warum Porsche wieder mehr auf Verbrenner setzt

Porsche fuhr einst eine der ehrgeizigsten E-Auto-Strategien der Branche, jetzt kündigen die Schwaben einen Kurswechsel an – zurück zum Verbrenner. Was es damit auf sich hat.  

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Ein Logo der Porsche AG an einer älteren Felge eines Porsche Fahrzeuges  | Foto: Marijan Murat (dpa)
Ein Logo der Porsche AG an einer älteren Felge eines Porsche Fahrzeuges Foto: Marijan Murat (dpa)

Elektroautos und Porsche passen auf den ersten Blick nicht zusammen. Wo es in der vermeintlich alten Verbrennerwelt röhrte und stank, war zuletzt nur noch ein leises Summen zu hören. Die Zuffenhausener hatten sich dennoch große Ziele gesetzt – nun passen sie unter anderem wegen der mauen Nachfrage und Problemen in China die Strategie an.

Der Konzern, der mehrheitlich zu Volkswagen gehört, will sich mit viel Geld gegen die Krise stemmen: 2024 rechnet Porsche mit Mehrbelastungen von bis zu 800 Millionen Euro – unter anderem, um neue Autos mit Verbrenner oder Plug-in-Hybridantrieb zu entwickeln. Außerdem soll in Batterieaktivitäten investiert und die Organisation umgebaut werden. Das ist seit Donnerstag klar. Doch wieso muss Porsche umdenken?

Abschied auf Raten

Porsche hatte lange eine der ehrgeizigsten E-Auto-Strategien der Branche. Bis 2030 sollten mehr als 80 Prozent der Sport- und Geländewagen mit einem vollelektrischen Antrieb vom Band laufen. Der E-Motor sei dem Verbrenner langfristig überlegen, betonte Porsche-Chef Oliver Blume. Bisher war geplant, dass fast alle Modelle nach und nach auf elektrische Antriebe umgestellt werden. Ausnahme war der Elfer.

Zeichen dafür, dass das Unternehmen bei seiner Ambition zurückrudert, gab es bereits länger. Zuerst wurde betont, dass das Ziel abhängig von der Nachfrage und der Entwicklung der E-Mobilität in der Welt sei. Später hieß es, dass bestehende Verbrennermodelle aufgefrischt und für einige Zeit parallel gebaut werden.

Im Herbst verkündete der mittlerweile in Ungnade gefallene Finanzvorstand Lutz Meschke dann, man erwäge ursprünglich rein elektrisch geplanten Fahrzeugen künftig doch einen Hybrid-Antrieb oder einen Verbrennungsmotor zu verpassen. Der Wurm müsse dem Fisch schmecken, hieß es.

Sorgenkind China

Denn das scheint aktuell nicht der Fall zu sein: Die Nachfrage nach den Autos aus Zuffenhausen schwächelt. Im vergangenen Jahr verkaufte Porsche gut 310.700 – drei Prozent weniger als 2023. In China, dem weltweit wichtigsten Automarkt, lag das Minus bei 28 Prozent. Porsche macht für den Rückgang vor allem die schwierige Wirtschaftslage in der Region verantwortlich.

Nur ein kleiner Teil der verkauften Fahrzeuge hatten einen E-Motor: Der Taycan, seit 2019 auf dem Markt und im vergangenen Jahr modernisiert, verkaufte sich zuletzt schlecht. 2024 wurden gut 20.800 Fahrzeuge ausgeliefert. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich diese Zahl fast halbiert.

Im vergangenen Jahr stellte Porsche außerdem nach langen Verzögerungen den Kompakt-SUV Macan in Europa auf E-Antrieb um. Das Auto kommt nun mitten in der Elektroflaute zu den Kunden. Von September bis Dezember 2024 wurden knapp 18.300 Stück ausgeliefert. Gut möglich, dass auch dieses Modell – bislang ein Verkaufsschlager – wieder einen Verbrennungsmotor bekommt. Details zum Strategiewechsel hat Porsche bislang nicht genannt.

Dudenhöffer: Porsche braucht Verbrenner

Die Rückbesinnung auf den Verbrenner ist für Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer ein logischer Schritt. "Porsche hat sich wie Mercedes oder VW auf die Worte und Zusagen der Politiker aus Brüssel und Berlin verlassen. Und sie waren damit verlassen." Die Förderung für E-Autos sei über Nacht eingestellt worden. Gleichermaßen erzählten Politiker die Geschichte vom synthetischen Kraftstoff und dem ewigen Leben des Verbrennungsmotors. "Damit haben unsere Politiker die Kunden im Kopf umgepolt", sagte Dudenhöffer.

Schlagworte: Ferdinand Dudenhöffer, Lutz Meschke, Oliver Blume
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Kommentare (2)

Martin Nägele

742 seit 17. Mai 2021

Sehr vernünftig. Wenn der Staat in den Markt reingepfuscht hat, ist das noch nie langfristig gutgegangen. Und mit Ideologen ist auch heute noch auf Dauer kein Geld zu verdienen. Ein weiterhin langes Leben dem 6-er Boxer und Beste Grüße an den 718 und 911-er Motorenchef.

Peter Rapp

12681 seit 25. Sep 2009

Was freilich am schlimmsten in die Märkte pfuscht, das ist der Klimawandel. Es habens bloß noch nicht alle kapiert, was, Herr Nägele.

So ist halt Homo Oeconomicus: was kratzt mich der Schmerz von morgen ?

Genau aus dem Grund brauchts Politiker, die den Klimawandel endlich ernst nehmen

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