Kratzbürstig, schlagfertig und scharfzüngig
Zu Gast bei der Freiburger Lesereihe "Unter Sternen": Die junge Schweizer Poetry-Slammerin Hazel Brugger.
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Ihr Weg führt zielsicher vom Poetry Slam zur Stand-up-Comedy – diesen Herbst feiert ihr erstes Soloprogramm "Hazel Brugger passiert" in Luzern Premiere: "Da werd ich dann stundenlang mit den Passiersieb Tomatensoße herstellen", faxt sie nach der Anmoderation von Jess Jochimsen. Umso passender, dass sie jetzt vom Freiburger Vorderhaus und E- Werk zur Veranstaltungsreihe "Unter Sternen" eingeladen wurde. Da sitzt sie also und arbeitet sich durch ein Knäuel Papiere: Kratzbürstig, schlagfertig und scharfzüngig, ohne Spur von Eitelkeit, immer aber mit einer gehörigen Portion postpubertär-provokanter Misanthropie knallt sie dem Publikum ihre versponnene, ungeschminkte Wahrheit in Form von Zweizeilern, Statistiken oder Kurznovellen vor den Latz.
Um Pubertät, "diesem Wartesaal zwischen Flachbrüstigkeit und Gesieztwerden", dreht sich auch ihr erster Text: Ist doch das einzige, was bei ihr in dieser "schönsten Zeit des Lebens" läuft, der Eiter, der aus pickeldurchpflügter Haut mit blutigen Schlieren an den Badezimmerspiegel spritzt... Brugger malt solch Phänomene lustvoll in allen Ekelfarben und knipst danach ein kleines, fieses Lächeln an. Schließlich sei sie kein "Kreuzfahrtschiffsanimateur", sondern lediglich "trans-sympathisch" – ein unsympathischer Mensch in einem sympathischen Körper oder andersrum.
Deswegen habe sie sich ja auch die Brüste verlängern lassen, die seien im Moment aber eingerollt... – Bizarre Bilder, alberne Fantasien, makabrer Spott und schonungslose Selbstironie, in diesem Sinne geht es weiter mit Todesfällen im Snackautomaten, Topinambur-Familiendramen oder amerikanischen Super-Ammen, die ihre Milch im Internet verkaufen.
Dabei ist Brugger nicht nur eine fesselnde Vorleserin, die gerne mal in schweitzerdeutsche Mundart verfällt, sie verdichtet in ihren geschliffenen Texten und flapsigen Überleitungen auch jede Menge Absurditäten zur Gesellschaftsanalyse: Egal ob es ums Frau-Sein, Cool-Sein oder Sterben geht – hier zelebriert eine ihre ureigene Sicht der Dinge.
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