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Fußball-Nationalmannschaft

Defensiver Schlüssel: Nagelsmanns Detail für Titeltraum

Die deutsche Abwehr ist so gut wie lange nicht mehr. Vor dem letzten Heimspiel 2024 lohnt ein Blick auf die Defensivstatistik - gerade wenn es um die Titelaussichten für die nächsten Jahre geht.  

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Antonio Rüdiger (l.) und Jamal Musiala (r.) - zwei wichtige Säulen für Bundestrainer Nagelsmann. Foto: Uwe Anspach/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Frankfurt/Main (dpa) - Den Social-Media-Post mit den drei dicken Smileys teilte Antonio Rüdiger auf seinem Instagram-Account sehr gerne. Das vom DFB fröhlich dekorierte Foto zeigt den Abwehrstar lachend an der Seite von Kapitän Joshua Kimmich und Jonathan Tah beim flotten Gang auf den Trainingsplatz. 

Ein Bild mit Symbolcharakter. Denn vor dem letzten Heimspiel der Fußball-Nationalmannschaft im EM-Jahr am Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Freiburg gegen Bosnien-Herzegowina, in dem der Gruppensieg in der Nations League eingetütet werden soll, hat gerade dieses Trio gute Gründe für gute Laune. Denn: Seit Jahren war die deutsche Abwehr nicht mehr so gut wie 2024. 

Die neue Stabilität ist ein oft kaum beachteter Schlüsselfaktor für den Aufschwung unter Julian Nagelsmann. Die Weisheit, dass eine gute Offensive Spiele gewinnt, aber eine gute Defensive für Turniererfolge verantwortlich ist, hat in den Planungen des Bundestrainers offenbar Eingang gefunden. 

Kimmichs Hunger nach Siegen

Auch wenn es für den Triumph bei der Heim-EM im Sommer durch das unglückliche 1:2 nach Verlängerung im Viertelfinale gegen Spanien letztlich nicht reichte, die solide Abwehr der DFB-Elf mehrt die Titelhoffnungen für die Nations League 2025 und WM 2026. "Wir wollen uns auf dem höchsten Niveau messen. Wir wollen jeden Wettbewerb gewinnen, an dem wir teilnehmen", sagte Kimmich. 

Ein Sieg gegen Bosnien-Herzegowina und der Gruppensieg in der Nations League ist fix, die Ausgangslage für das Erreichen des Final Four im Juni 2025 mit einem erwartbar leichteren Viertelfinalgegner drei Monate zuvor wäre verbessert. 

Gegentorbilanz der Fußball-Nationalmannschaft seit 2018

Jahr Spiele Gegentore Gegentore pro Spiel 
2018 13 17 1,31
2019 10 12 1,20
2020 8 16 2,00
2021 16 13 0,81
2022 12 15 1,25
2023 11 22 2,00
2024 13 9 0,69

Die Defensive hat ihren Beitrag geleistet. Vergleicht man die Gegentor-Bilanzen der DFB-Elf seit dem Jahr 2018, als der nun gestoppte sportliche Niedergang mit dem frühen WM-Aus in Russland einen dramatischen Anfang nahm, schneidet die Nationalmannschaft vor dem Spiel gegen Bosnien-Herzegowina und der abschließenden Partie am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Budapest gegen Ungarn am besten ab. 

Nur neun Gegentore gab es in den bisher 13 Spielen in diesem Jahr, ein Schnitt von 0,69 Treffern pro Partie. Nur im Jahr 2021 blieb man mit 0,81 Gegentoren (13Tore/16 Spiele) im Schnitt auch unter einem kassierten Treffer. Besonders schlecht war die Bilanz im ersten Corona-Jahr 2020 mit 16 Gegentoren in nur acht Spielen (Schnitt 2,0). Die gleiche Quote, aber absolut die meisten Gegentore, gab es 2023 (22/11). 

Auch daran hatte Nagelsmann einen Anteil mit acht Gegentreffern in seinen ersten vier Länderspielen als Bundestrainer. Nach dem 2:3 gegen die Türkei und dem 0:2 in Österreich vor genau einem Jahr wurden radikale Maßnahmen getroffen. Rüdiger und Tah wurden zum ersten Innenverteidiger-Duo ernannt, Mats Hummels seither nie wieder berücksichtigt und Kimmich rechts in die Viererkette zurückbeordert. 

"Es war tatsächlich ein absoluter Tiefpunkt", erinnerte der Münchner an die Stimmung vor einem Jahr. "Der Novemberlehrgang war der schlechteste. Jetzt sind wir auf einem anderen Ausgangsniveau. Es geht darum, das wieder zu zeigen", forderte Nagelsmann.

Umstellungen haben funktioniert

Die Umstellungen des Bundestrainers betrafen aber nicht nur die Viererkette. Knackpunkt war die Umstrukturierung davor auf der Sechser-Position. Kimmich und Ilkay Gündogan wurden als dysfunktionales Duo räumlich entzerrt, Toni Kroos als emotionaler Stabilisator zurückgeholt. Die gute Erkenntnis der Nach-EM-Zeit: Es geht auch ohne den einstigen Real-Star solide weiter. 

Robert Andrich als resoluter Abräumer ist mit der Aufgabe gewachsen. Pascal Groß überzeugt, und in den diesmal verletzt fehlenden Aleksandar Pavlovic (20) und Angelo Stiller (23) ist die Zukunft für die Positionen vor der Abwehr schon geklärt. 

Zentral sind mit den Dortmundern Waldemar Anton und Nico Schlotterbeck und Robin Koch von Eintracht Frankfurt Backups für Tah und Rüdiger etabliert. Jeder laufe für den anderen, "alle hauen alles rein", sagte Koch, der einst unter Bundestrainer Joachim Löw im Nationalteam debütierte, zum Mentalitätsschub. Die einstige Problemposition hinten links ist durch Maximilian Mittelstädt, Robin Gosens und dem derzeit verletzten David Raum dreifach solide besetzt. 

Nie mehr als zwei Gegentreffer

Erstmals seit 2021 gab es - zumindest bislang - wieder ein Länderspieljahr ohne mindestens drei Gegentore in einer Partie. "Klar ist die Defensive wie die Offensive immer ein großes Thema. Es ist schon so, dass du taktische Abläufe haben musst, Prinzipien, die gibt der Trainer mit an die Hand", sagte Koch zur Priorität der Abwehrarbeit und Nagelsmann. 

Zweimal trafen nur Spanien in 120 Minuten in Stuttgart und die Niederlande beim 2:2 in der Nations League im September in Amsterdam gegen Deutschland. Auch in dem UEFA-Wettbewerb setzte sich die gute Defensivstatistik im europäischen Spitzenvergleich fort. Drei Gegentore gab es in den vier Spielen bislang. In der Top-Liga A wird dieser Wert nur von Spanien (1 Gegentor) unterboten - bei gleicher Tordifferenz von plus sieben.

© dpa‍-infocom, dpa:241114‍-930‍-288304/2

Ressort: Fußball Nationalmannschaft News

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