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Zisch-Schreibwettbewerb Herbst 2015

Kindesentführung im Kaufhaus

Von Fabio Bahr, Klasse 4b, Grundschule Schmieheim, Kippenheim  

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Es ist kaum zu glauben, was Polizeiobermeisterin Laura Keller gestern wieder erlebt hat. Echt verrückt! Es war einer dieser grauen, nebeligen Novembertage, wie Laura Keller sie überhaupt nicht mag. Und dann, kurz vor Schichtwechsel, auch noch ein Notruf aus dem neu eröffneten Einkaufspark "Find mich", am anderen Ende der Stadt. Eine weinerliche, aufgeregte Frauenstimme rief: "Hilfe! Hilfe, mein Sohn wurde entführt, bitte helfen Sie mir!" "Kindesentführung im Kaufhaus", teilte die Polizeiobermeisterin ihrem Kollegen mit.

Sofort eilten die Polizisten zum genannten Ort. Die völlig verzweifelte Mutter, Frau Mutig, wartete an der Eingangstür des riesigen Kaufhauses, als die Helfer eintrafen. Kaum noch zu beruhigen, schaffte es Laura Keller irgendwie von der Mutter des sechsjährigen Anton zu erfahren, dass sie ihren Sohn in die oberste Etage in eine Spielecke gebracht hatte, um sich völlig entspannt in der Damenabteilung umzusehen. Als sie ihn dort eine Stunde später abholen wollte, war er nicht mehr da. Zufällig hatte die Mutter ein Foto von ihrem Sohn dabei, so dass sie die Polizisten wenigstens wussten, wie der Junge aussieht.

Schnell war den beiden klar, dass das Kaufhaus viel zu groß war, um nur zu zweit eine kleine Spur von Anton zu finden. Sie forderten Verstärkung an, so dass immer zwei Polizisten auf einer Etage suchen konnten. Das Geschäft hatte insgesamt sieben Stockwerke! Trotz der Lautsprecherdurchsagen und tatkräftiger Unterstützung von Kunden und Mitarbeitern war Anton einfach nicht zu finden. Hinter und unter jedem Regal, zwischen den Kleiderständern und sogar in Kartons wurde nachgeschaut. Erfolglos!
Gerade, als die Polizeiobermeisterin alle Polizisten zusammenrief, um den weiteren Ablauf zu besprechen, und sie selbst schon an der Entführung des Kindes nicht mehr zweifelte, gingen im Kaufhaus alle Lichter aus. Stromausfall! "Auch das noch", schimpfte Laura Keller laut. Durch die Dunkelheit war es im Kaufhaus plötzlich sehr ruhig, niemand traute sich mehr zu sprechen, die ständige Beschallung mit Musik und Werbung hatte ein abruptes Ende. Die Rolltreppen standen still, und auch der Aufzug war außer Betrieb. – Aber war da nicht der Hilferuf eines Kindes zu hören?

"Aus dem Aufzug", waren sich alle sehr schnell einig. Nachdem der Hauselektriker es endlich geschafft hatte, alle Sicherungen auszutauschen, wurde es wieder hell und auch die Aufzugstür öffnete sich. Tatsächlich! Anton wollte gerade aus dem Aufzug rennen, schreckte aber zurück, als er die vielen Polizisten sah. Erst als ihm seine Mama entgegen kam, stürzte er sich auf sie und fiel ihr in die Arme. "Mama kommen wir morgen wieder hier her? Es macht so viel Spaß, mit dem Aufzug rauf und runter und immer wieder rauf und runter zu fahren! Der Aufzug wollte überhaupt nicht mehr anhalten! Erst als ich alle Knöpfe gleichzeitig gedrückt habe, stoppte er mittendrin und dann bekam ich Angst", erzählte Anton aufgeregt.

Welche Ängste seine Mama die letzten Stunden hatte, konnte der Junge nicht ahnen. Mit großer Erleichterung bedankte sich Frau Mutig bei Laura Keller und entschuldigte sich für den Fehlalarm. "Kein Problem", sagte die Polizistin, "wir tun nur unsere Arbeit."

Ressort: Schreibwettbewerb

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