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Kinderarbeit: 260 Tüten geklebt - einen halben Cent verdient

Weltweit arbeiten etwa 250 Millionen Kinder oft unter entsetzlichen Bedingungen. Es gibt wenig, was man hier dagegen tun kann - das aber ist wichtig.  

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Alles begann mit dem leeren Versprechen eines Fremden: "Endlich zum ersten Mal im Leben ins Kino!" Triwheni und sein Bruder folgten dem Fremden in die Stadt, ihr Vater bekam etwas Geld für seine beiden Söhne und dazu das Versprechen, sie würden in der Stadt zur Schule gehen. Die Realität sah ganz anders aus: Nach der Ankunft wurden sie in einen dunklen Raum gesperrt, in dem sie Teppiche knüpfen mussten.

Sie arbeiteten tagelang, nächtelang. Nie zu viel Wolle abschneiden - das wäre ein fataler Fehler, unter Umständen sogar schon ein Todesurteil. Schläge und schlechtes Essen waren für die beiden Brüder an der Tagesordnung. Weltweit geht es mindestens 250 Millionen Kindern so oder ähnlich: Sie arbeiten - und das unter völlig unwürdigen Bedingungen. Was genau als "Kinderarbeit" zählt, definiert die Kinderhilfsorganisation Unicef so: "Kinderarbeit ist jede Tätigkeit, die die Gesundheit und Entwicklung des Kindes einschränkt." Genau das aber geschieht.

Millionen von Kindern arbeiten viel zu jung und viel zu lange in Abhängigkeit oder Sklaverei - oft in Verbindung mit sexuellem Missbrauch und Gewalt. Häufig führen chemische und biologische Gefahrenstoffe bei der Arbeit zu chronischen Krankheiten mit gravierenden Spätfolgen. Viele ehemalige "Kinderarbeiter" leiden ihr - meist kurzes - Leben lang unter diesen Folgen. Dazu kommt, dass sie entweder gar nicht oder nur sehr schlecht bezahlt werden. Um die Größenordnung schlechter Bezahlung zu begreifen, hat die Klasse 8 a des Freiburger Kepler-Gymnasiums ein Experiment gemacht: Alle 30 Schülerinnen und Schüler falteten und klebten eine Viertelstunde lang Papiertüten. Sie schafften 260 Tüten. Für die hätten sie - alle zusammen - als "Kinderarbeiter" nicht einmal einen halben Cent verdient.

Kinderarbeit ist in weiten Teilen der Erde verbreitet. So arbeiten in Afrika fast 40 Prozent aller Kinder unter 14 Jahren, das sind insgesamt etwa 80 Millionen Kinder. In Lateinamerika sind es 17 Millionen und in Asien sogar 153 Millionen. Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft, aber auch in so gut wie allen anderen Bereichen der Wirtschaft sind sie vertreten: von der Arbeit in Bergwerken über das Nähen von Fußbällen bis hin zur Prostitution.

Aber wieso werden Kinder bei so vielen Arbeitslosen auf der Welt überhaupt eingestellt und wer tut so etwas? Man kann nicht alle Schuld auf die Menschen schieben, die die Kinder vor Ort einstellen. Diese Menschen sind meist auch nur - häufig schlecht bezahlte - Angestellte, Angestellte großer Firmen, die hier in Deutschland und in anderen Industrieländern ihre Produkte billig verkaufen, eben weil sie Kinder für wenig Geld arbeiten lassen. Warum Kinder anstelle von Erwachsenen eingestellt werden, lässt sich leicht beantworten: Sie sind hilflos, können sich nicht gegen widrige Arbeitsumstände wehren, haben kleine, geschickte Hände und können billig eingesetzt werden.

Man kann davon ausgehen, dass Armut, fehlende Schulbildung und fehlende Unterstützung vom Staat dazu beitragen, dass Kinder von ihren Eltern zur Arbeit gezwungen werden. Allerdings ist das für viele dieser Menschen die einzige Möglichkeit zu überleben. In den von Kinderarbeit betroffenen Ländern herrscht in der Regel in weiten Teilen der Bevölkerung große Armut und viele Familien leben nur von den Einkünften ihrer Kinder.

Schulbildung wäre eine Möglichkeit diesen über Generationen andauernden Teufelskreis zu durchbrechen. Es ist offensichtlich, dass man nicht von heute auf morgen Tausende von Schulen, die überall fehlen, aufbauen kann, aber jeder noch so kleine Beitrag kann helfen. Schon beim Einkauf sollte man darauf achten, Produkte aus fairem Handel zu kaufen. Die werden durch Gütesiegel wie "Gepa" oder "TransFair" gekennzeichnet oder sind in "Eine-Welt-Läden" erhältlich. Zwar können es sich auf den ersten Blick nicht so viele von uns "leisten", nur von solchen Lebensmitteln zu leben, da diese verständlicherweise teurer sind als Supermarkt-Produkte, aber bei dem Reichtum, den wir im Gegensatz zu den meisten Entwicklungsländern besitzen, sollte man sich ernsthaft überlegen, wie viel man durch Entbehrung von ein paar Euro bewirken kann.

Außerdem kann man ohnehin auch Geld spenden oder Patenschaften übernehmen. In jedem Fall ist es dann wichtig, sich an seriöse Organisationen zu wenden, damit das Geld in die richtigen Hände kommt. Die 8a vom Kepler-Gymnasium hat eine solche Patenschaft übernommen und macht sich auch gemeinsam gegen Kinderarbeit stark - unter anderem mit der "Aktion Anti-Kinderarbeit", die die Klasse am Samstag, 29. März an einem Stand auf dem Freiburger Kartoffelmarkt vorstellt.

Anja Eckert, Leon Weikenmeier, Eugenia Jefremow, Birte Ewers und Lia Oberhauser

Infos zu Terre des Hommes: unter http://www.tdh.de

Ressort: Zisch

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