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Kinder kämpfen gegen Kinderarbeit

Wie der kanadische Schüler Craig Kielburger versucht, den weltweiten Missbrauch von Kindern als Arbeitssklaven zu beenden.  

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Sie knüpfen sich an Teppichen die Hände blutig, stehen als Kindersoldaten zwischen den Fronten oder beschaffen sich ihren kargen Lohn durch Prostitution: Weltweit arbeiten nach Angaben der Vereinten Nationen täglich rund 375 Millionen Kinder - besonders in den Ländern der Dritten Welt (siehe auch Infobox). Manche von ihnen schuften über zwölf Stunden am Tag, trotzdem erhalten sie dafür nur einen minimalen Lohn. Doch auch dieses bisschen Geld können ihre Familien dringend brauchen. Für die Kinder aber bedeutet dies: Sie können nicht in die Schule gehen und haben kaum eine Zukunft.

Menschen, die versuchen gegen diese Missstände anzukämpfen, gibt es viele. Einer der bekanntesten unter ihnen ist selbst fast noch ein Kind: Im April 1995 beschloss der kanadische Schuljunge Craig Kielburger etwas für die Abschaffung der Kinderarbeit zu tun. Damals war er ein Junge von gerade mal 12 Jahren. Craig suchte wie jeden Morgen beim Frühstück die Comicseite des Toronto Star und entdeckte zufällig einen Bericht über das Schicksal des pakistanischen Jungen Iqbal Masih, der in einer Teppichfabrik unter miserablen Bedingungen jahrelang arbeiten musste. Diese Geschichte bewegte Craig so sehr, dass er die Initiative ergriff.

Das Startkapital stammte aus Flohmarktverkäufen

Vom ersten Geld, das Craig mit seinen Freunden bei einem Flohmarkt einnahm, ließen sie Broschüren drucken und begannen mit Briefaktionen auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Kurz darauf gründete Craig mit seinen Mitschülern die erste Free-the-Children-Gruppe (FTC); daraus entstand 1995 die Organisation FTC International. Inzwischen hat Free-the-Children in 20 Ländern Partner, von denen es unterstützt wird. Zehntausende Jugendliche aus Kanada, Schweden, Neuseeland, Brasilien, Singapur, Indien, Italien, Frankreich, den USA, Australien und Deutschland engagieren sich für FTC - und es werden täglich mehr. "Unser Ziel ist es, all den Kindern, die ausgebeutet werden, den Schulbesuch zu ermöglichen", heißt es auf der Homepage der Organisation.

Craig kämpft unverdrossen für dieses Ziel. Dabei beeindruckt er seine Zuhörer nicht nur mit Argumenten. Es ist sein unglaubliches Rednertalent, mit dem es ihm gelingt, dass die Menschen aktiv werden. Besonders interessant freilich sei an Craig, so Stephanie Demetz, eine Helferin aus Deutschland, "dass er so viel erreicht hat, obwohl er selbst noch ein Kind ist." Außerdem spreche er immer von "wir" - und meine damit alle Kinder - und nie über sich alleine.

Der Kämpfer gegen die Kinderarbeit taucht überall auf dem Globus auf: Als er 13 Jahre alt war, brach er zu einer zweimonatigen Asienreise auf, um sich ein Bild von der Ausbeutung der Kinder dort zu machen. Seine Erlebnisse hat er in dem Buch "Befreit die Kinder" (erschienen im Econ-Verlag) festgehalten. Craig reiste nach Haiti, um sich über die Straßenkinder dort zu informieren. Er war in Marokko, um nach Kindern zu schauen, die in Webereien arbeiten. In Brasilien hat er es geschafft, dass ein Kamerateam des größten Fernsehsenders die Arbeit der Kinder in den Zuckerrohrfeldern filmte. Dadurch konnten die Zuschauer direkt erfahren, unter welchen Bedingungen die Kinder arbeiten müssen. Craigs jüngste Reise führte nach Kenia, wo er einige Schulen in Laikpia besuchte. Dort mussten die Kinder das Schreiben im Dreck lernen, da es nicht einmal Papier gab. Seither versuchen die Gallman Memorial Stiftung und FTC Schulmaterial zu beschaffen. Mittlerweile ist Craig als Kämpfer gegen Kinderarbeit bekannt. Und er kämpft darum, gehört zu werden.

Zu Besuch beim Papst, beim Dalai Lama, bei der Queen

So wurde er schon vom Papst, der Queen, Mutter Teresa und dem Dalai-Lama empfangen. Al Gore, damals noch amerikanischer Vizepräsident, lud ihn sogar schon zu sich nach Hause ein. Craig wurde in Bosnien-Herzegowina zum Botschafter der ersten von der UNO anerkannten Kinderbotschaft vereidigt, er hat vor der Versammlung amerikanischer High-School-Lehrer und vor den Auslandskorrespondenten des UNO-Pressekorps über seine Arbeit gesprochen. Die Medien reißen sich um ihn: Dem amerikanischen TV-Sender CNN etwa hat er ein einstündiges Interview gegeben. Jüngst war er bei Stern-TV und hat dort zusammen mit den FTC-Vertretern aus Deutschland von seiner Arbeit erzählt.

Doch Craig will nicht nur informieren und aufrütteln, seine Organisation hilft ganz praktisch: So gibt es etwa ein Projekt im Tamil-Nadu-Gebiet (Indien), in dessen Rahmen jedes Jahr 40 Familien eine Kuh oder eine Nähmaschine bekommen. Dadurch haben die Eltern ein regelmäßiges Einkommen und können ihre Kinder in die Schule schicken. Dass gerade die Frauen eigenes Geld verdienen, verbessert ihren sozialen Stand: Sie werden selbständiger.

In Alwar, ebenfalls in Indien, hat sich Free-the-Children für den Bau eines Rehabilitationscenters engagiert. Das Zentrum bietet Platz für bis zu 100 Kinder, die zuvor ihr Leben als Leibeigene in den Teppichfabriken fristen mussten. Viele von ihnen leiden unter physischen und psychischen Schäden. Um die Kinder wieder an die Gesellschaft zu gewöhnen, stellt das Zentrum professsionelle Berater, Lehrer und Ausbilder zur Verfügung. Die Kinder lernen Lesen, Schreiben und Rechnen - und sie leben in diesem Zentrum.

Auf Initiative von Free-the-Children sind bislang mehr als 100 Grundschulen in Südostasien, Indien und Lateinamerika gebaut worden. Die jugendlichen Kämpfer gegen Kinderarbeit haben ein Gesundheitszentrum in Afrika hochgezogen; sie verteilen kostenlos Schulmaterialien an Kinder in der Dritten Welt; sie üben Druck aus auf Weltkonzerne wie Nike, Puma oder Levi's, damit diese entschieden gegen den Einsatz von Kinderarbeitern in der Produktion einschreiten. Die Liste der Projekte, bei denen FTC mitmischt, ist lang. Fast alle Aktionen müssen über Spenden finanziert werden. Da klingt es schon fast wie ein Wunder, dass Craig trotz seines Engagements bislang nur sehr selten den eigenen Schulunterricht versäumt hat.



Informationen über Free-the-Children gibt's unter http://www.freethechildren.de sowie http://www.freethechildren.org (ausführlicher, aber in Englisch). Die Postadresse: FTC Deutschland, U6 27-28, 68161 Mannheim

Ressort: Zisch

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