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Keine Angst mehr haben

Benjamin Alire Sáenz beschwört den Glücksfall einer Freundschaft zwischen Heranwachsenden.  

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Viele Eltern wissen ein verzweifeltes Lied zu singen von diesen rätselhaften männlichen Wesen, nicht mehr Kind, noch nicht erwachsen, verschlossen und unzugänglich für ihre Mitwelt. Nach der Lektüre von Benjamin Alire Sáenz’ grandiosem Jugendroman über die beiden Heranwachsenden Aristoteles und Dante mögen sie ermessen können, durch welches Labyrinth an Selbstzweifeln, widerstreitenden Gefühlen, äußeren Erwartungen und Selbstfindung pubertierende Jungen sich quälen müssen, bis sie Licht am Ende des Tunnels sehen.

Ein Glücksfall für den 15-jährigen Ich-Erzähler Aristoteles Mendoza, genannt Ari, dass er seinem Freund Dante begegnet und er den verwirrenden Geheimnissen dieses Universums, das sich Leben nennt, nicht allein auf die Spur kommen muss. Als ob es nicht reichen würde, sich mit den ganz normalen Veränderungen der Pubertät herumzuschlagen, wenn sogar der eigene Körper einem fremd wird! Ari hat noch mehr Päckchen zu tragen, die es ihm schwer machen, herauszufinden, wer er ist und wo er hingehört: die mexikanische Einwandererfamilie, in die er hineingeboren wurde; sein wortkarger, vom Vietnamkrieg traumatisierter Vater; das hartnäckige Beschweigen von Aris älterem Bruder, der im Gefängnis sitzt. Die bleierne Schwere, die sich über die Mendoza-Familie gelegt hat, treibt Ari erst recht in den Rückzug.

Bis dieser Dante, ebenfalls mit mexikanischen Wurzeln, auftaucht, der "nichts Gemeines" an sich hat, Literatur und Kunst liebt und damit nicht im Geringsten hinreichend bekannten mexikanischen Idealen von Männlichkeit entspricht. Staunend beobachtet Ari die ganz anderen Regeln, nach denen Dante und seine Familie leben: liebevoll und zugewandt, offen und mutig. Ari fühlt sich lebendig werden in ihrer Nähe.

Es ist keine Schwarz-Weiß-Malerei, die der preisgekrönte US-amerikanische Autor betreibt. In differenzierten und tiefgründigen Dialogen werden die Dinge des Lebens verhandelt, und alle Beteiligten wachsen daran. Insofern machen Aristoteles und Dante ihren großen Namen alle Ehre. Dass die beiden Jungen am Ende den schmalen Grat zwischen Freundschaft und Liebe ausloten müssen, wird vor allem für Ari noch einmal zu einer besonderen Herausforderung. Der heute 60-jährige Autor Sáenz selbst hat Jahre gerungen, bis er sich zu seiner Homosexualität bekennen konnte. Mit Ari und Dante erfahren wir, dass Selbstfindung auch den Mut zur eigenen sexuellen Identität verlangt. Dafür hat Ari sich zuerst selbst besiegen müssen und wird mit einem Gefühl grenzenloser Freiheit belohnt: "Ich hatte keine Angst mehr."


– Benjamin Alire Sáenz: Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums. Roman. Aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit. Thienemann-Verlag Stuttgart 2014, 384 Seiten, 16,99 Euro. Ab 14.

Ressort: Literatur

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