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"Karneval ist auch Gemeinschaft"

ZISCH-INTERVIEW mit Helmut Müller über den rheinischen Karneval in Eschweiler und den Zusammenhalt nach der Flutkatastrophe.  

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Helmut Müller in der Tracht seines Karnevalvereins der Scharwache  | Foto: Privat
Helmut Müller in der Tracht seines Karnevalvereins der Scharwache Foto: Privat

Zisch-Reporter Felix Oppelt aus der Klasse 4c der Emil-Thoma-Grundschule in Freiburg hat die Fastnachtsferien in Eschweiler im Bundesland Nordrhein-Westfalen verbracht. Diese Stadt im Rheinland ist zwar nicht sonderlich bekannt, der Karneval hat hier aber eine sehr große Bedeutung – auch nach Aschermittwoch. Anlass genug für den Zisch-Reporter, in einem Interview mit Helmut Müller, einem begeisterten Karnevalisten aus Eschweiler, über den rheinischen Karneval zu sprechen.

Zisch: Herr Müller, in Freiburg findet ja die alemannische Fasnacht statt, die ganz anders ist als Karneval im Rheinland. Was ist das Besondere am rheinischen beziehungsweise am Eschweiler Karneval?

Müller: Karneval oder Fastelovend, wie man diese Zeit im Rheinland auch nennt, weist auf die bevorstehende Fastenzeit hin. Am Fastelovend gab es seit dem Mittelalter Umzüge, es wurde gefeiert und gesungen, gegessen und getrunken. Im 19. Jahrhundert entstanden als Spott auf das Militär die ersten Karnevalsgarden. Ihre Mitglieder äfften die Zeremonien der Soldaten nach, ihre Uniformen, Orden und Märsche samt Marschmusik. Gemeinsam organisierten die Karnevalsgesellschaften auch den Rosenmontagszug, in Eschweiler erstmals im Jahr 1851.

Zisch: Die Karnevalszeit beginnt am 11. November und geht bis Aschermittwoch, was passiert da alles so bei Ihnen?

Müller: Die Schnapszahl Elf gilt als närrische Zahl, daher beginnt die sogenannte fünfte Jahreszeit am 11. November um 11.11 Uhr. In meinem Karnevalsverein, der Scharwache, steht im November immer das traditionelle Erbsensuppen-Essen an, an dem außer einem Tanzmariechen nur Männer teilnehmen dürfen. So richtig geht es mit Aktivitäten und Veranstaltungen allerdings erst im Januar los. Dann finden Sitzungen mit Tanzaufführungen und Büttenreden statt. Manche dieser Sitzungen sind ausschließlich für Frauen bestimmt. Außerdem gibt es Bälle mit Live-Bands und Feste für die Pänz, die Kinder. Und bei fast jeder Veranstaltung tritt der Karnevalsprinz mit seinem Zeremonienmeister auf. Pro Session hat der Prinz in Eschweiler rund 230 Auftritte.

Zisch: Was sind die wichtigsten Tage im Karneval?

Müller: Der Höhepunkt des närrischen Treibens beginnt an Altweiberfastnacht und dauert bis Rosenmontag. Es ist die Zeit des Straßen- und Kneipenkarnevals mit vielen Umzügen in den Stadtteilen. Der Rosenmontagszug in Eschweiler ist einer der größten in Deutschland, an dem mehr als 20 Vereine und rund 6000 Karnevalsjecken teilnehmen.

Zisch: Was ist in Corona-Zeiten überhaupt noch an Karneval möglich?

Müller: Sehr, sehr wenig. Von den Veranstaltungen, die ich eben genannt habe, war keine durchführbar. Aber in Eschweiler gab es dieses Jahr eine kuriose Veranstaltung, den CARneval (Auto-Karneval): Wie beim Autokino konnten die Karnevalisten in ihren Autos ein Sitzungsprogramm auf der Bühne verfolgen, das war aber das einzig Mögliche.

Zisch: Mein Großvater behauptet, in Eschweiler wäre das ganze Jahr Karneval, stimmt das?

Müller: Ich kann nur von den sogenannten Korporalschaften, den Untergruppierungen der Scharwache, sprechen: Da gibt es das ganze Jahr über Ausflüge oder gemeinsame Projekte. Im Grunde hat dein Opa also echt. Eines ist mir noch sehr wichtig: Karneval hat auch viel mit Gemeinschaft zu tun. Das ist eine Gemeinschaft, die auch in anderen Situationen zusammenhält. Nach der Flutkatastrophe im letzten Sommer, zum Beispiel, die auch Eschweiler stark getroffen hat, haben sich spontan viele Karnevalsgruppen zusammengetan, sich mit Schaufeln und Werkzeug ausgerüstet und geholfen, dort, wo die Hilfe notwendig war.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 01. April 2022: PDF-Version herunterladen

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