Kampf mit dem eigenen Klon
ACTION-THRILLER: Ang Lee erzählt in "Gemini Man" von einem alternden Elite-Killer.
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Seit Ende der Neunziger wurde das Drehbuch zu "Gemini Man" in Hollywood herumgereicht. Ursprünglich sollte Tony Scott Regie führen, und Stars wie Harrison Ford, Mel Gibson und Clint Eastwood waren für die Hauptrolle im Gespräch. Aber dann sind Regisseure und Produzenten vor dem Stoff immer wieder zurückgeschreckt, weil die technische Umsetzung zu schwierig erschien. Schließlich galt es einen glaubwürdig verjüngten Klon des Helden als dessen Gegner auf die Leinwand zu bringen.
Nun hat der taiwanisch-US-amerikanische Filmemacher Ang Lee ("Sinn und Sinnlichkeit", "Brokeback Mountain", "Life of Pi") und dreifache Oscar-Preisträger das Regie-Zepter übernommen, der – wie man schon seit seinem Martial-Arts-Film "Tiger & Dragon" (2000) weiß – vor keiner künstlerisch-technischen Herausforderung zurückschreckt.
Und so gibt sich Lee nicht mit der digitalen Verjüngungskur für seinen Hauptdarsteller Will Smith zufrieden, sondern führt eine weitere Hi-Tech-Innovation ein: Statt mit den üblichen 24 Bildern pro Sekunde wurde "Gemini Man" in einem hochauflösenden 3D-Format mit 120 Bildern pro Sekunde aufgenommen.
Das Verfahren hatte Lee schon in seinem letzten Film "Die irre Heldentour des Billy Lynn" (2016) ausprobiert, der jedoch an den Kinokassen gründlich floppte. In Deutschland kann kein Kino die 120er-Version des "Gemini Man"spielen, weshalb sich das Publikum mit der halbierten Bildfrequenz bescheiden muss.
narrativ schwach
Nur in einer Handvoll Action-Szenen geht das Konzept auf. Die Motorradjagd durch das kolumbianische Cartagena etwa, in der Henry zum ersten Mal mit seiner jüngeren Klonversion konfrontiert wird, ist fulminant choreographiert und profitiert von der visuellen Verdichtung.
Solche Szenen bestimmen die gut funktionierende Oberflächenspannung von "Gemini Man" und lenken zeitweise erfolgreich von der lahmen Plotkonstruktion ab. Der ins Auge springenden technischen Innovationskraft steht hier nämlich die ebenso auffällige Vorhersehbarkeit des Skripts entgegen.
Lee und seine drei Drehbuchautoren schlagen kaum erzählerisches Kapital aus der Prämisse, dass hier ein Held in der Midlife-Crisis der 25 Jahre jüngeren Version seiner selbst gegenübersteht. Für eine produktive Verunsicherung des Protagonisten bleibt im hektischen Action-Getümmel keine Zeit. Dass der kinderlose Berufskiller den Klon schon bald als Sohnemann rekrutiert, ist eine echte Nullüberraschung.
Manchmal tröstet ja noch ein veritabler Bösewicht über so manche Plot-Routine hinweg. Aber auch diese Chance wurde mit dem Engagement von Clive Owen vertan, der hier seine Auftritte in die Länge zieht, als würde er für jede Filmsekunde einzeln bezahlt. Und so bleibt "Gemini Man" ein hochtechnisiertes Action-Vehikel, dem aber die narrative Seele fehlt.
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