Südkorea
K-Popband BTS pausiert bis 2025 und tritt Militärdienst an
Der Entschluss der Boygroup BTS, den Militärdienst anzutreten, sorgt im Heimatland Südkorea für Aufruhr. Was wie ein patriotisches Opfer aussieht, ist ein Feilen an der eigenen Legende.
Di, 18. Okt 2022, 18:27 Uhr
Panorama
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Doch nun erklärten die Mitglieder von BTS, der mit Abstand beliebtesten Gruppe der südkoreanischen Popmusik und auch eine der populärsten weltweit: Zum Militärdienst, den prinzipiell jeder Mann für rund 20 Monate leisten muss, wollen sie sich genauso melden wie alle anderen Südkoreaner. Jin (29), der älteste der sieben Sänger, wird in Kürze als Erster zum Dienst antreten. Seine sechs Kollegen werden ihm nacheinander folgen.
Seit das am Montag verkündet wurde, ist das ostasiatische 52-Millionen-Land aufgewühlt. Nicht nur jugendlich orientierte Medien berichteten groß über das Thema, sondern auch konservative Tageszeitungen mit älterer Leserschaft. Die führende Nachrichtenagentur Yonhap veröffentlichte zuerst eine Eilmeldung, in der sie die bloße Nachricht verkündete, um kurz darauf in einem separaten Artikel zu fragen: "Warum hat BTS entschieden, den Militärdienst zu machen?"
Was wie ein überraschender Entschluss aussehen mag, hat sich über die letzten Monate angedeutet. Bereits im Sommer verkündete BTS, als Gruppe eine Pause einzulegen, damit sich die Mitglieder eine Zeitlang auf ihre Solokarrieren konzentrieren könnten.
Durch die monatelange Hängepartie hat die Boygroup die Frage nach dem Militärdienst nun erfolgreich für ihre eigene PR genutzt. Denn in Südkorea, das seit dem dreijährigen Koreakrieg ab 1950 noch immer formal im Kriegszustand mit Nordkorea verharrt, ist der Militärdienst höchst unbeliebt. Er gilt deshalb aber auch als patriotisches Opfer für die Gesellschaft – das die BTS-Mitglieder nun zu erbringen scheinen.
Dabei wird sich die Story eines Superstars, der sich mit anderen Rekruten ein Zimmer teilt, einen schmalen Lohn bezieht und in Camouflage den Umgang mit einer Waffe erlernt, gut vermarkten lassen. Das zeigte schon Elvis, der King of Rock’n’Roll, der in den 1950er-Jahren seinen Militärdienst in Deutschland leistete und dadurch noch beliebter wurde. Zudem wird Jin, der als erstes BTS-Mitglied in die Kaserne zieht, vorher noch ein Album veröffentlichen.
So dürfte die erfolgreiche Vermarktung der Gruppe und der einzelnen Mitglieder kaum enden, sondern nur auf andere Weise weitergehen. Dies deutete auch die Reaktion der Finanzmärkte auf die Aktie von Hybe an, dem Unternehmen, das BTS vermarktet. Am Tag nach der Nachricht über den anstehenden Militärdienst fiel der Wert des Papiers nicht etwa, sondern schloss den Handelstag mit einem Plus von fast fünf Prozent gegenüber dem Vortag. In der neuen Situation werden offenbar auch neue Möglichkeiten erkannt.
BTS ist für Südkorea längst nicht nur deshalb bedeutend, weil es das Land weltweit kulturell bekannter gemacht hat – 2018 führten sie als erste koreanische Band die US-amerikanischen Albumcharts an. Eine Studie des Hyundai Research Institute schätzte den Beitrag, den die Gruppe jährlich zur südkoreanischen Volkswirtschaft leistet, kürzlich auf rund 3,5 Milliarden US-Dollar, zuzüglich indirekter Effekte von rund 1,3 Milliarden.
Dabei sind die BTS-Mitglieder auch Botschafter für die gesamte K-Popszene, die seit den 1990er-Jahren in diversen asiatischen Ländern beliebt ist und seit einigen Jahren auch weltweit junge Menschen begeistert. Analysten erwarten, dass koreanische Popmusik weiter wachsen wird. Das Unternehmen CT Investments, das vor kurzem einen auf K-Pop spezialisierten Investmentfonds auflegte, sieht die Branche erst in der frühen Wachstumsphase. Ab 2025 soll BTS wiederkommen. Am Comeback schmiedet die Truppe offenbar schon jetzt.
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