Haslach/Stühlinger
Junge Tänzerinnen und Tänzer zeigen Superkräfte auf der Bühne
Im Kinder- und Jugendtanzprojekt „Nebenwelten“ verknüpfen die Tänzer ihre Wut über den Alltag und ihre Ideen aus Fantasiewelten. Mit den Aufführungen endet eine vierjährige Kooperation verschiedener Institutionen. Die aber wollen weitermachen.
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HASLACH/STÜHLINGER. Was macht so richtig wütend? Und was könnte dann alles passieren? In ihrem vierten Kinder- und Jugendtanzprojekt "Nebenwelten – ein fantastisches Dansical" bringt die Choreographin Sabine Noll 18 Kinder und Jugendliche mit starken Gefühlen auf die Bühne. Damit endet eine vier Jahre dauernde Kooperation zwischen dem E-Werk, dem Jugendzentrum "Letz Fetz" und den Jazz- und Rockschulen, die vom Projekt "Jugend ins Zentrum" der Bundesvereinigung soziokultureller Zentren gefördert wurde. Alle hoffen aber, dass es weitergeht.
Sie fliehen – vor dem großen Auge, das irgendwo weit oben und gefährlich ist. Es steht für das Böse. Überall sind geheimnisvolle, oft bedrohliche Wesen, manchmal entstehen sie aus der Wut. So wie bei dem Mädchen, das immer alle Erwartungen erfüllt. Aber irgendwann rastet sie aus und schreit: "Ich bin brav, ich gehe in die Schule und ins Ballett. Ich funktioniere – alles ist super. Nein, alles ist scheiße!" Kein Wunder, dass sie sich in eine Harpyie verwandelt, in einen Rachevogel aus der griechischen Mystik.
Viele der Kinder und Jugendlichen lieben Fantasybücher, da knüpften Sabine Noll, ihre Kolleginnen Melanie Seeger und Nele Prestel und ein weiterer Kollege im vergangenen halben Jahr bei den wöchentlichen Proben an. Die Szenen wechseln, es gibt helle Welten mit Superkräften und fliegenden Helden und dunkle, die geprägt sind von Kälte und Geistern. Sabine Noll erzählt, wie sie mit den Tänzerinnen und Tänzern überlegt hat, was ihnen zusetzt – wichtig war der Zeitdruck, die ständige Überforderung im Alltag, das Fehlen von Muße. Dazu kommen individuelle Themen: Lukas, der Jüngste, der acht Jahre alt ist, zeigt, wie sich jemand fühlt, der dauernd von den anderen gehänselt wird, weil er der Kleinste ist.
Die Kinder und Jugendlichen bringen sehr unterschiedliche Hintergründe mit: die einen gehen aufs Gymnasium, die anderen auf eine Förderschule, einige leben in Pflegefamilien, manche tanzen schon lange, andere sind – wie Lukas, der in die Loretto-Grundschule geht – noch ganz neu dabei. Bei Flores (13) fing’s vor einem Jahr an, als sie mit einer Freundin bei einem Tanz-Workshop im E-Werk war. Getanzt hat sie auch davor schon lange, Hip-Hop und Ballett. Hier ist alles anders, findet sie, die Atmosphäre, die Leute, das Programm: "Es ist cool." Sie ist eine von denjenigen, die sich auf der Bühne in eine Harpyie verwandeln, aber sie ist auch eine "Superwoman" mit riesigen Kräften und rettet den kleinen Lukas.
"Wir haben Ideen gesammelt und Choreographien entwickelt, das war toll", erzählt sie. Flores liebt es, auf der Bühne zu stehen: "Davor habe ich ein bisschen Lampenfieber, aber wenn es dann so weit ist, vergesse ich alles." Bis zur Premiere am Donnerstag proben alle täglich. Dass danach nur noch eine Ferienwoche übrig ist, macht Flores nichts aus. Auch Joachim (13), der aus einer tanzbegeisterten Familie stammt, findet das okay. Er tanzt schon seit drei Jahren bei den Projekten mit. Diesmal zeigt er Superkräfte auf der Bühne, ist beim Fliegen und bei den "kalten Kämpfern" dabei.
Sabine Noll hofft auf eine Anschlussförderung des Projekts, das sich am Schluss noch erweitert hatte: Mit städtischer Finanzierung konnten Kinder und Jugendliche in "Kunstlabors" Kostüme basteln und Musik vorbereiten – backstage, ohne selbst auf der Bühne zu stehen.
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