Online-Umfrage
Junge Leute in Freiburg feiern gerne dort, wo sie sich sicher fühlen
Einmal pro Woche gehen junge Freiburger im Durchschnitt aus – am liebsten in Bars und Clubs, in denen sie sich sicher fühlen. Das hat eine Online-Umfrage des Professors Tim Freytag ergeben.
Mi, 8. Mai 2019, 20:13 Uhr
Freiburg
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Keine Frage: Professor Tim Freytag hat mit seiner Umfrage einen Nerv getroffen. Schon lange wird in der Stadt diskutiert, wo noch gefeiert werden kann – und zwar so, dass es die Anwohner nicht stört. Themen wie Sicherheit, Clubsterben und Lärmbelästigung tauchen in den Diskussionen immer wieder auf. Wohin und mit wem die jungen Leute in Freiburg ausgehen, hat allerdings noch niemand untersucht. "Wir wissen zu wenig, was nachts in Freiburg passiert", sagt Tim Freytag. Das wollte der Geograf ändern.
"Jungen Menschen in Freiburg sind Geselligkeit und Sicherheit wichtig", fasst er zusammen. 67,3 Prozent der Befragten gaben an, in kleineren Gruppen von drei bis sechs Personen unterwegs zu sein. Und zwar fast nur in der Innenstadt: 87,1 Prozent kreuzten diese Antwortmöglichkeit an. Vom 22. Januar bis 28. Februar 2019 haben sich 1628 Teilnehmer rund zehn Minuten Zeit genommen und online den Fragenkatalog beantwortet, den Freytag mit seiner Arbeitsgruppe erstellt hat. Es ging darum, welche Stadtteile sie aufsuchen, was sie dort unternehmen und wie häufig sie unterwegs sind.
Am häufigsten hielten sich die Befragten in Bars und Cafés (74 Prozent) sowie Clubs und Diskotheken auf (38,5 Prozent). Aber auch Kinos, Theater und Restaurants sind beliebte Orte. Wohin die Nachtschwärmer gehen, hängt vor allem von der Atmosphäre ab, ob das Angebot preisgünstig ist, ob sich dort interessante Leute aufhalten – und wie sicher sie sich dort fühlen. Dieser Faktor war für die meisten Befragten besonders wichtig.
"Die Frage der nächtlichen Sicherheit war vor allem bei Frauen Thema", sagt Freytag. So wünschten sich viele Teilnehmerinnen, dass in Freiburg abends mehr Personenkontrollen durchgeführt werden. "Das Thema Sicherheit bewegt die Menschen. Gleichzeitig gibt es unterschiedliche Einschätzungen, wie damit umzugehen ist", so Freytag. Inwieweit die Sexualdelikte, die in der Öffentlichkeit diskutiert wurden, eine Rolle spielten, ist nicht belegt.
"Überraschend war für uns, wie selten junge Leute pro Woche ausgehen", so Freytag. Mehr als drei Viertel der Befragten gab an, nicht häufiger als einmal pro Woche abends unterwegs zu sein. Wahrscheinlich, weil sie studieren müssen: 72 Prozent der Befragten sind Freiburger Studierende von Universität, Pädagogischer Hochschule und anderen Einrichtungen, 25 Prozent junge Berufstätige und Auszubildende. Schülerinnen und Schüler sind mit 3 Prozent vertreten.
Professor Freytag und sein Team möchten mit der Umfrage nicht polarisieren, sondern ein differenziertes Bild liefern. "Freiburg erlebt aktuell einen Nutzungsdruck", sagt Freytag. Dieser führe zu Interessenskonflikten und der Frage nach einer Zukunftsvision. "Die haben wir nicht, dafür aber wissenschaftliche Grundlagen." Im Juni und Juli 2019 folgt eine zweite Online-Umfrage, um das Ausgehverhalten im Sommer zu untersuchen.
"Ich fühle mich durch die Ergebnisse bestätigt", sagt Freiburgs Popbeauftragter Tilo Buchholz. "Es ist schwierig, geeignete Räume zu finden." Yvonne Morick von der IG Subkultur staunt, dass junge Leute Sicherheit wollen, aber in der Innenstadt feiern. "Dem Ort mit der höchsten Kriminalitätsrate in Baden-Württemberg."
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