Wärmenetz

Jetzt ist Engagement gefragt

Ist Nahwärme richtig für Oberprechtal? Experten sagen: "Ja." Sowohl technisch, als auch wirtschaftlich wäre die Installierung eines Nahwärmenetzes sinnvoll. Was hat die Studie noch erbracht?  

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Das Interesse an der Informationsveran...zur Nahwärme in Oberprechtal war groß.  | Foto: Kurt Meier
Das Interesse an der Informationsveranstaltung zur Nahwärme in Oberprechtal war groß. Foto: Kurt Meier

Am Montagabend ist vor mehr als 100 Interessierten in der Festhalle Oberprechtal eine Machbarkeitsstudie zum Thema Nahwärme vorgestellt worden. Zwei Grundbedingungen müssten für ein Nahwärmenetz mit eigener Heizzentrale allerdings erfüllt werden: Für die Wirtschaftlichkeit braucht es der Studie zufolge mindestens 95 Hausanschlüsse. Und: Die sinnvollste Betriebsform sei die einer Genossenschaft. Die müsste von Bürgerinnen und Bürgern getragen werden, die sich ehrenamtlich als Vorstände und Aufsichtsräte zur Verfügung stellen. Und an denen fehlt es bislang noch.

Anfang 2023 wandten sich einige Bürger an die Ortschaftsverwaltung mit der Idee, in Oberprechtal eine Nahwärmeversorgung zu installieren, berichtet Ortsvorsteherin Silke Matt. Im Mai 2023 bildete sich die Interessengruppe Nahwärme Oberprechtal. Die veranstaltete im Juli einen ersten Informationsabend, um den Obertälern ihre Vorstellungen nahezubringen. Eine erste Planskizze ging von einem Leitungsnetz durch den ganzen Ortskern, nicht jedoch in den abgelegeneren Ortsteilen aus. Eine Umfrage in der Folge ergab, dass 105 Hauseigentümer Interesse haben. Ende 2023 beauftragte die Stadt Elzach das Ingenieurbüro IB Zelsius aus Hüfingen mit einer Machbarkeitsstudie. Gleichzeitig liefen Verhandlungen mit örtlichen Banken über die Finanzierung der Investitionsvorhaben. Auch über ein Grundstück für den Standort einer Heizzentrale wurden Gespräche geführt. Die könnte in der Waldkircherstraße, unweit des Bauernhofkindergartens, gebaut werden.

Gut 100 Hauseigentümer haben Interesse signalisiert

Bürgermeister Roland Tibi lobte das große Interesse an der jüngsten Informationsveranstaltung. "Das spricht für das Thema", stellte er fest. Der Gemeinderat habe die Nahwärmeversorgung Oberprechtal von Anfang an unterstützt. Klar sei aber auch, dass die Stadt Elzach weder als Investor, noch als Betreiber in Frage käme. "Das können wir einfach nicht leisten." Daher stelle sich die Frage: Wer macht's? "Es muss eine Genossenschaftslösung sein", fordert Tibi. Und da sei die Bürgerschaft gefragt. "Heute ist der entscheidende Abend. Wir hoffen, dass der Funke überspringt und wir genügend Leute motivieren können, mitzumachen", ergänzt Matt. Ausdrücklich hebt sie die Unterstützung der bereits bestehenden Nahwärmegenossenschaften Elzach und Prechtal hervor, "von der wir ganz erheblich profitieren".

Projektleiter Lukas Dammhardt vom Ingenieurbüro IB Zelsius ging sehr detailliert auf die Machbarkeitsstudie für eine Nahwärmeversorgung ein. In dem untersuchten Areal gebe es 192 Bestandsgebäude, meist Ein- und Mehrfamilienhäuser. Für die Wirtschaftlichkeit seien 102 Hausanschlüsse erstrebenswert. Als Faustregel gelte: Je weniger Anschlüsse, umso höher der Verbrauchspreis.

Experte rechnet mit Anlaufkosten von 6,6 Millionen Euro

Am sinnvollsten sei laut Dammhardt ein Mix aus Holzhackschnitzeln in Kombination mit einer Wärmepumpe, deren Strombedarf mit einer Photovoltaikanlage selbst gedeckt wird. Die Haupttrasse der Wärmeleitung wäre rund 2700 Meter lang. Dazu kämen rund 1600 Meter Hausanschlussleitungen. Dammhardt beziffert die Gesamtinvestitionskosten auf rund 6,6 Millionen Euro. Davon entfielen rund 3,7 Millionen Euro auf das Leitungsnetz, 940.000 Euro auf die Heizzentrale und etwa 1,7 Millionen Euro auf die technische Ausrüstung. Da die Genossenschaft über keine Eigenmittel verfügt, müsste dies über Kredite finanziert werden.

Bei der Genossenschaftslösung würden nur solche Hauseigentümer ans Netz angeschlossen, die Mitglied sind. Die einmalige Aufnahmegebühr läge bei 2000 Euro. Der Wärmepreis würde nach dieser Kostenschätzung bei 19,8 Cent je Kilowattstunde liegen. Recht ambitioniert ist der Zeitplan: Bis Ende Juli 2025 soll die Grundsatzentscheidung fallen, ob das Nahwärmenetz gebaut wird. Baubeginn könnte dann Anfang 2027 sein, eine Inbetriebnahme wäre für Herbst 2027 vorgesehen. In der Diskussion ging es um viele Detailfragen – etwa die Umstellung in den Häusern: Für Häuser mit Zentralheizung sei die Umstellung unproblematisch, hieß es. Ortsvorsteherin Silke Matt kündigt an, dass es noch einmal eine Umfrage zur aktuellen Zahl der Anschlusswilligen geben soll. Gleichzeitig werde die Gründung der Genossenschaft vorbereitet – wenn sich genügend Interessenten für die Mitarbeit finden.

Die Präsentation zur Machbarkeitsstudie gibt es unter www.elzach.de.

Schlagworte: Lukas Dammhardt, Roland Tibi, Silke Matt
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