UNICEF-Report zur Lage von Jugendlichen
Jedes Jahr sterben 1,4 Millionen Jugendliche
Laut UNICEF leben auf der Welt heute rund 1,2 Milliarden Jugendliche – mehr als jemals zuvor. Viele von ihnen profitieren von Verbesserungen bei der Bildung, im Gesundheitsbereich und beim Zugang zu neuen Informationstechnologien. Aber in den Entwicklungs- und Schwellenländern ist laut dem neuen UNICEF-Report "Progress for Children" ein Großteil der Heranwachsenden im Alter zwischen zehn und 19 Jahren immer noch von wichtigen sozialen Fortschritten und Rechten abgeschnitten.
Fr, 27. Apr 2012, 11:40 Uhr
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Jedes Jahr sterben schätzungsweise 1,4 Millionen Jugendliche bei Verkehrsunfällen, Geburtskomplikationen aufgrund früher Schwangerschaften, Selbsttötungen, Aids und Gewalt.
"Das Jugendalter ist eine Phase des Übergangs, in der entscheidende Weichen für die Heranwachsenden und für ihre Gesellschaft gestellt werden", erklärte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, anlässlich der Veröffentlichung des Berichts. "Notwendig ist eine eigenständige Entwicklungs- und Sozialpolitik für Jugendliche, die deren Rechte endlich ernst nimmt."
Nahezu jeder fünfte Erdenbürger ist heute ein Jugendlicher. Rund 90 Prozent von ihnen leben in Entwicklungsländern. Ihre Zahl wird bis 2050 weiter steigen – auch wenn aufgrund sinkender Geburtenraten der Anteil der Jugendlichen an der Weltbevölkerung (außer im südlichen Afrika) insgesamt langsam sinkt.
Armut, ein niedriger sozialer Status und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder Behinderung sind die größten Hindernisse auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Der UNICEF-Bericht hebt zentrale Probleme hervor:
Frühe Heirat: Nahezu jedes vierte Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren in den Entwicklungsländern ist bereits verheiratet. Vielfach haben die Mädchen kaum Einfluss auf diese Entscheidung. Sie müssen die Schule abbrechen und werden von ihren Familien getrennt. Bei Befragungen in der Demokratischen Republik Kongo gaben 70 Prozent der Frauen, die als Teenager geheiratet hatten, an, dass sie von ihren Partnern Gewalt erfahren hatten.
Fehlende weiterführende Bildung: Vor allem in Afrika und Asien kann ein großer Teil der Jugendlichen nach dem Besuch der Grundschule nicht weiter zur Schule gehen. Wenn überhaupt haben Jungen bessere Chancen auf weiterführende Bildung. Schätzungsweise 71 Millionen Heranwachsende im frühen Jugendalter gehen gar nicht zur Schule – obwohl in ihren Ländern vielfach für dieses Alter noch die Schulpflicht existiert. Aber auch wenn sie die Sekundarbildung abgeschlossen haben, findet ein großer Teil der Heranwachsenden keine Arbeitsstelle.
Gesundheitliche Risiken: Verletzungen aufgrund von Verkehrsunfällen, durch Stürze, Verbrennungen und Vergiftungen sowie Gewalt sind die häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen. Auch Selbstmorde bei Jugendlichen sind eine häufige Todesursache – in Russland, Weißrussland und Kasachstan sind Selbstmorde bei Heranwachsenden ein besonders großes Problem.
Sexualität und Aids: Mehr als jedes zehnte Neugeborene wird von einer Jugendlichen zur Welt gebracht. Teenagerschwangerschaften sind am stärksten in Lateinamerika und im südlichen Afrika verbreitet. Jedes Jahr sterben schätzungsweise 50.000 Teenager an den Folgen zu früher Schwangerschaften und Geburtskomplikationen. Schätzungsweise 2,2 Millionen Jugendliche sind HIV-infiziert; die meisten wissen nichts über ihren Status. Trotz verbesserter Aufklärung hat ein Großteil der Jugendlichen in den Entwicklungsländern kein umfassendes Wissen über Aids und wie sie sich davor schützen können.
Gewalt: Jugendliche sind vielfältigen Formen körperlicher Gewalt ausgesetzt wie zum Beispiel sexuellem Missbrauch, Gewalt in der Familie, im Freundeskreis und durch Gangs sowie Rekrutierungen in Armeen oder bewaffnete Gruppen. Erschreckend ist die Mordrate an Jugendlichen in Lateinamerika. In einigen Ländern sterben mehr junge Männer durch Morde als durch Verkehrsunfälle oder Selbsttötungen.
Als Konsequenz aus der umfassenden Datensammlung zur Lage der Jugendlichen fordert UNICEF verstärkte Investitionen in die Förderung und den Schutz von Jugendlichen. Die richtige Unterstützung in diesem entscheidenden Alter kann den Teufelskreis der Armut durchbrechen.
Dazu ist es notwendig, die Bildungs-, Ausbildungs- und Jobchancen für Heranwachsende gezielt zu verbessern. Mädchen müssen Fähigkeiten entwickeln können, die es ihnen ermöglichen, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Traditionen wie Teenagerehen, Beschneidungen und die Tabuisierung von Aids müssen überwunden werden. Jugendliche müssen beteiligt und ermutigt werden, selbst an der Lösung ihrer Probleme und an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken.
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