"Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, eine komische"

Der deutsche Komiker, Schriftsteller und Schauspieler Karl Valentin hatte einen einzigartigen Humor, der einem möglicherweise auch in Pandemiezeiten hilft.  

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Karl Valentin (rechts) mit seiner Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt  | Foto: imago stock&people via www.imago-images.de
Karl Valentin (rechts) mit seiner Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt Foto: imago stock&people via www.imago-images.de
"Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut." Einerseits ist dies wohl eins der bekanntesten Zitate von Karl Valentin, andererseits beschreibt es die durch Corona hervorgerufene Stimmung ganz gut. Karl Valentin war ein berühmter Münchner Komiker, Schriftsteller und Schauspieler.

Ich möchte über einen Mann berichten, der mit seiner dürren Erscheinung, seiner völlig unnachahmlichen Art Wörter zu bilden, und seiner komödiantischen Begabung viele verschiedene Menschen über ein halbes Jahrhundert hinweg zum Lachen brachte. Hätte es ihn nicht gegeben, könnte die deutsche Sprache nicht mit sprachlichen Juwelen wie "Notfalschheiten" oder "arschlings" (meint: "hintenwärtsher" oder "von hinterherwärts") aufwarten.

Doch nicht nur der deutschen Umgangssprache hat er neue Wörter geschenkt, sondern auch der pharmazeutischen Fachsprache. So wäre es in Karl Valentins Welt nicht unüblich, folgenden Dialog in einer psychiatrischen Einrichtung zu hören: "Da nehmen Sie eben ein Beruhigungsmittel. Am besten vielleicht: Isopropilprophenilbarbitursauresphenildimethildimethylamophirazolon".

Doch wählte ich Karl Valentin nicht nur als Thema für meinen Zischup-Text, weil er wohl eine, wenn nicht die Humor-Ikone des zwanzigsten Jahrhunderts war. Vielmehr bin ich von seinem, sich keinen Maßstäben fügendem Denken und Handeln inspiriert und begeistert. Er setzte sich mit leichtfüßiger Unbekümmertheit über jegliche Konventionen hinweg und nahm sich die Freiheit, sich seine eigenen Gedanken zu machen, weswegen ihn der deutsche Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky auch als Linksdenker bezeichnet hat.

Folgende Worte beschreiben die oben genannte Freiheit seines Geistes: "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische". Ich verstehe dieses Zitat als Einladung, über die Dualität des Schwarz-Weiß-Denkens hinauszuwachsen, um die Dinge von einem unabhängigeren Blickwinkel aus betrachten zu können. In der Zeit des polarisierten Denkens und Fühlens, wie es geraden in Pandemiezeiten spürbar ist, könnten wir uns von Karl Valentin dazu inspirieren lassen, unseren eigenen Weg aus der Beengtheit dieser Situation zu finden. Oft wissen wir gerade nicht, wie es weitergehen kann, und fühlen uns am Ende des uns bekannten Wegs.

Möglicherweise haben wir dennoch die Freiheit der Wahl, denn, so Karl Valentin, "Wer am Ende ist, kann von vorn anfangen, denn das Ende ist der Anfang von der anderen Seite".

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