Account/Login

"Jeder kann sein, wie er will"

Gothic ist eine Lebenseinstellung. Gothic ist schwarz. Gothic ist mystisch. Um sich in das Leben eines Anhängers der Gothic-Szene hineinzuversetzen, hat Zischup-Reporterin Olivia Dobosch aus der Klasse 8a der Hugo-Höfler-Realschule in Breisach Ariane Szelies, eine Goth, interviewt, die sich selbst jedoch als Grufti betitelt. Ariane ist 39 Jahre alt.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen

Gothic ist eine Lebenseinstellung. Gothic ist schwarz. Gothic ist mystisch. Um sich in das Leben eines Anhängers der Gothic-Szene hineinzuversetzen, hat Zischup-Reporterin Olivia Dobosch aus der Klasse 8a der Hugo-Höfler-Realschule in Breisach Ariane Szelies, eine Goth, interviewt, die sich selbst jedoch als Grufti betitelt. Ariane ist 39 Jahre alt.

Zischup: Wieso sind Sie zum Gothic geworden?
Szelies: Das hat schon angefangen, da war ich noch ganz klein, vier oder fünf Jahre alt, Anfang der 80er-Jahre. Da wohnte ein Grufti in unserer Nachbarschaft, den fand ich toll. Während die anderen Kinder vor ihm Angst hatten und weggelaufen sind, habe ich ihn angehimmelt. Ich habe ihn heute noch vor Augen: langer schwarzer Mantel, spitze Schuhe – die nennen sich Pikes – und ein Vogelnest (Ein Vogelnest ist eine Frisur: Die Haare werden hoch toupiert und dann nicht wie ein Irokesenschnitt gestylt, sondern auseinandergestellt, d. Red.) Später habe ich die Schallplatten von meinen Eltern gehört. Da gab es die Platte "Hits 1987 International" mit einem Lied von Depeche Mode: "Never let me down again". Das hat mir total gefallen und gefällt mir heute noch. Später kamen dann Bands wie The Cure und so was dazu. Dann folgte ein kleiner Ausflug in die Techno-Szene, aber da waren mir die Leute zu oberflächlich, und es gab fürchterlich viele Drogen. Wenn du vom Parkplatz zur Disco gelaufen bist, bist du bestimmt fünf Mal angesprochen worden, ob du Pillen willst. Später bin ich in die schwarze Szene gekommen, da fühlte ich mich wohl. Die Leute sind offen und legen Wert auf den Menschen hinter der Fassade. Diese Leute interessieren sich füreinander. Man kann sich über tiefsinnige Themen unterhalten, wie zum Beispiel darüber, wie es wohl ist, wenn man stirbt.
Zischup: Wurden Sie manchmal komisch angeschaut?
Szelies: Ja. Und das obwohl ich nicht so wild rumgelaufen bin. Ich hatte sehr spießige Eltern, die meinen Look etwas reduziert haben. Ich wollte beispielsweise mit 16 ein Ohrpiercing, aber meine Eltern ließen das nicht zu. Kurz nach meinem 18. Geburtstag habe ich mir eines stechen lassen. Ich musste halt etwas länger darauf warten. Das letzte Mal, als ich komisch angeschaut wurde, war vor Kurzem, als ich im Zug gefahren bin. Da hatte ich knallig rote Haare und Docs mit Leopardenmuster.
Zischup: Was verstehen Sie unter dem Begriff Gothic?
Szelies: Das ist breitgefächert. Hauptsächlich den Musikstil, Gothic-Rock und ein bisschen Wave. Gothic ist ja nicht nur
eine Musikrichtung, es sind viele Musikstile, die man unter den Begriff Gothic packt. Auch wichtig ist das "Auf-sich-Besinnen", also nicht nur Partys im Kopf zu haben. Und natürlich schwarze Kleidung und Silberschmuck und was man in der Szene so trägt.

Zischup: Würden Sie sagen, dass Sie ein Gothic sind oder schämen Sie sich dafür?

Szelies: Nö. Ich verwende jedoch nicht das Wort Gothic. Vielleicht bin ich dafür schon zu alt, ich bin eher ein Grufti. So hieß das damals, und in meinem Bekanntenkreis nennen wir uns auch so – oder Gruftiker als Abwandlung.
Zischup: Was braucht es, um ein Gothic oder Grufti zu sein?
Szelies: Guten Menschenverstand! Es gibt auch Gothics die nur noch im Innern
Gothics sind, im Aussehen sind sie normale Mütter oder Väter. Ein Starterset fürs Gothic-Sein gibt es nicht. Die Musik
macht natürlich viel aus, aber das Eigentliche ist die Art und Weise wie man denkt, dass man nicht oberflächlich ist und zum Beispiel nur Markenklamotten kauft. Vieles wird in der Szene selbst genäht, da es einige Kleider gar nicht so zu kaufen gibt. Wenn man sich mit der Szene beschäftigt, kommt man von ganz alleine auf die Musik, die Kleidung und den Schmuck.

Zischup: Würden Sie den Look weiterempfehlen?
Szelies: Wenn einer das mag, soll er gerne mitmachen, ich fühle mich sehr wohl
damit. Das ist ja das Tolle an dieser Szene,
jeder kann sein, wie er will. Die Hauptsache ist, dass man sich nicht verstellt. Lass
dich nicht verunsichern, wenn jemand etwas Dummes sagt.

Ressort: Schülertexte

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel