BZ-Serie Klimagipfel 2015 (Teil 5)
Wie Privathaushalte die CO2-Bilanz verbessern können
Jeder Bürger und jeder Privathaushalt verursacht große Mengen klimaschädlicher Gase. Das muss allerdings nicht so sein. Ein Selbstversuch.
Di, 17. Nov 2015, 7:50 Uhr
Wirtschaft
Thema: Klima 2015
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Dort trägt man zum Beispiel ein, ob man mit Erdgas oder Öl heizt, wie groß die eigene Wohnung ist, aus welchem Jahr die Heizung stammt, wie es um die Wärmedämmung steht. Außerdem fragt das Umweltbundesamt, ob die Elektrizität im eigenen Haushalt aus ökologischer oder konventioneller Erzeugung stammt, wie viele Kilometer pro Jahr der eigene Wagen rollt, ob man ihn mit anderen Personen teilt, wie oft welche Strecken in den Urlaub geflogen werden, und ob man beim Einkauf der Lebensmittel auf deren regionale und biologische Erzeugung achtet.
Nur ein paar Minuten dauert es, die persönliche Klimabilanz zu erstellen. Auch bei ökologisch aufgeklärtem Konsumverhalten kann das Ergebnis durchaus ernüchternd ausfallen. Der Autor hat es getestet. In diesem Jahr ist er für den Ausstoß von 14 Tonnen klimaschädlichen Kohlendioxids und ähnlicher Gase verantwortlich. Zum Vergleich: Der deutsche Durchschnitt liegt bei elf Tonnen pro Kopf. Global betrachtet verursacht ein Erdenbürger knapp sieben Tonnen. Wobei die Erdatmosphäre schon damit zu stark belastet wird. "Um das Zwei-Grad-Ziel bis 2050 zu erreichen, müssen wir unseren CO2-Ausstoß pro Kopf auf unter eine Tonne pro Jahr verringern", sagt Michael Bilharz vom Umweltbundesamt (UBA). Die Erwärmung um zwei Grad halten Wissenschaftler für gerade noch verkraftbar.
Die traurige Wahrheit: Fünf der 14 Tonnen CO2 verursachten zwei Reisen mit dem Flugzeug – eine berufliche nach Bangladesch und eine private in den Urlaub nach Istanbul. Weite Flüge sind der persönliche Klima-Killer Nummer eins. Wer sich dieser Erkenntnis stellt, muss die Flugreisen entweder weglassen oder sie zumindest ausgleichen. Organisationen wie Atmosfair oder Myclimate bieten die Möglichkeit, beispielsweise für den Bangladesch-Flug 100 Euro zu spenden, die etwa in Windparks oder energieeffiziente Öfen für afrikanische Haushalte investiert werden. Das verringert den CO2-Ausstoß und neutralisiert damit die Flugreise. UBA-Mitarbeiter Bilharz rät: "Privathaushalte sollten ihre Aufmerksamkeit auf Punkte richten, an denen sie tonnenweise CO2 einsparen können. Neben dem Fliegen sind das vor allem das Auto und der Wärmebedarf der Wohnung."
Im Selbsttest sind 7000 Kilometer Autofahren pro Jahr für eine Tonne Klimagasemission verantwortlich. Dieser Wert liegt freilich relativ niedrig, weil das Fahrzeug im Carsharing-Modus zusammen mit weiteren Personen verwendet wird. Würde man es alleine nutzen, schlügen 1,5 Tonnen zu Buche. Bei der Wohnungsheizung hängt die Klimabelastung – im Beispiel 1,2 Tonnen – von der Art der Heizung (Öl, Erdgas, Wärmepumpe), der Dämmung des Gebäudes und der Raumtemperatur ab. Ein Grad weniger spart beispielsweise 100 Kilogramm CO2 pro Jahr. Wärmeschutzfenster bringen 200 Kilogramm. Bei der Ernährung lautet die Botschaft: Der komplette Verzicht auf Fleisch und tierische Produkte bringt eine deutliche CO2-Reduzierung, der Umstieg auf Bio-Lebensmittel dagegen nur eine kleine Verringerung. Denn auch viele biologische Lebensmittel werden industriell und energieintensiv hergestellt.
Unter dem Strich zeigt der Selbstversuch mit dem CO2-Rechner, dass die Kompensation der Flugreisen, ein sparsamer Gebrauch des Autos, eine modern ausgestattete Wohnung und die halbwegs bewusste Ernährung den persönlichen Klimagasausstoß von 14 auf acht Tonnen reduzieren können. Das ist immerhin fast Weltdurchschnitt und damit ein deutlicher Fortschritt. Zum Glück ist bis 2050 und zum Ein-Tonnen-Ziel noch ein bisschen Zeit.
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