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"Jeder darf sich Hacker nennen" – Interview mit Prof. Dr. Stefan Betermieux vom Freiburg Hackathon
Vom 22. bis 24. Juni findet der Freiburg Hackathon statt. Aber wer oder was ist eigentlich ein Hacker? Prof. Dr. Stefan Betermieux von der Hochschule Furtwangen ist Fachmann für Informatik und kann das beantworten.
Fr, 15. Jun 2018, 11:16 Uhr
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Hacken ist für mich Freude am Experimentieren. Die Motivation Dinge kreativ zu verwenden, in den meisten Fällen anders, als ursprünglich geplant. Auch wenn der Begriff aus der Anfangszeit der Computerentwicklung stammt, ist er heute viel allgemeiner gefasst. Heute gibt es beispielsweise "Lifehacks" und auch MacGyver würde man einen Hacker nennen.
Der Namen Hackathon verwendet den Begriff Hacken in genau dieser Tradition. Nicht der Computer steht im Zentrum, sondern die kreative Problemlösung. Bei einem der vorangegangen Hackathons war eine Teilnehmerin ohne Computerkenntnisse und nur mit einer Idee erschienen. Am Ende hat sie dann mit ihrem spontan gebildeten Team den ersten Preis gewonnen.
Nein, Hacker sind durch viele Einflüsse motiviert; nur die wenigsten handeln mit krimineller Absicht, viele sind gut bezahlte Mitarbeiter in Firmen und staatlichen Institutionen. Zum Beispiel Konrad Zuse, der einen der ersten Computer im Wohnhaus seiner Eltern zusammengeschraubt hat. Oder Satoshi Nakamoto, der die Kryptowährung Bitcoin entwickelt hat. Bis heute ranken sich viele Theorien um seine Arbeit, seine Identität ist nie belegt worden. Oder Linus Torvalds, der das Betriebssystem Linux erschaffen hat und die Entwicklung bis heute verwaltet. Ein netter Familienmensch, der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, aber verantwortlich für das Funktionieren von über einer Milliarde Android-Smartphones und mindestens genauso vielen Servern, Routern und PCs.
Konzerne wie zum Beispiel Google machen sich solche Leute zu nutzen. Sie beschäftigen Teams, die nach Sicherheitslücken in eigener und fremder Software suchen. Wenn Fehler gefunden werden, dann werden diese erstmal privat den Autoren der Software mitgeteilt. Drei Monate später werden die Sicherheitslücken dann weltweit veröffentlicht.
Es gibt keine Ausbildung zum Hacker, es gibt keinen Hacker-Abschluss und das ist auch gut so. Jeder kann und darf sich als Hacker bezeichnen und niemand wird dafür ausgelacht. Natürlich kann nicht jeder zur Weltspitze gehören, aber das ist auch nicht das Ziel. Donald E. Knuth ist z.B. Informatikprofessor und eine Koryphäe unter Hackern. Jeder der in seinen Werken einen Fehler findet – und das sind mittlerweile über 2000 Personen – wird mit einem Scheck über 2,65$ belohnt. Diese Schecks werden selbstverständlich nicht eingelöst sondern eingerahmt und aufgehängt. Das sind dann die Zertifikate die Hacker wirklich schätzen.