Bundesliga
Ist die Macht der Fans im Profifußball zu groß?
Organisierte Fans sorgen in Stadien oft für beeindruckende Stimmung. Doch einige Gruppen fallen auch durch unbequeme Aktionen auf. Und testen – wie in Bochum – ihre Macht. Ist ihr Einfluss zu groß?
dpa
Di, 18. Mär 2025, 15:27 Uhr
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Hilflose Spieler am Zaun. Funktionäre, die auf den guten Willen ihrer Fans angewiesen sind und an deren Vernunft appellieren: Die Geschehnisse vor dem Bundesligaspiel des VfL Bochum gegen Eintracht Frankfurt (1:3) haben die Diskussion um den Einfluss von Fans – insbesondere von Ultras – neu entfacht.
Frankfurter Anhänger weigerten sich, ein Banner vom Zaun zu nehmen, das einen Fluchtweg versperrte. Das Bundesligaspiel konnte erst mit großer Verspätung angepfiffen werden. Es ist nicht das erste Mal, dass Fans für Verzögerungen im Spielablauf sorgen.
Sie sind längst nicht mehr nur konsumierende Zuschauer. Die Ultra-Gruppierungen feuern ihre Mannschaften an und verstehen sich als kritische Kontrollinstanz ihrer Vereine. Ausprägungen und Intentionen sind unterschiedlich. Doch klar ist: Viele von ihnen verfolgen klare Interessen und wissen zum Teil auch, wie sie diese durchsetzen. Haben sie mancherorts zu viel Macht?
Ex-Funktionär spricht von Machtspielen
Viele Vereine tun sich schwer, über das Thema zu sprechen. Einige Club-Vertreter wollen ihren Namen nicht öffentlich lesen. Ein früherer hochrangiger Vereinsfunktionär sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Diese Fluchttor-Debatte ist eine Ausprägung des Machtkampfes der Fans." Bei solchen Aktionen handle es sich um "Machtspiele". "Die Gruppen wollen zeigen, dass man sich nicht unterwirft. Die wissen vorher ganz genau, dass diese Tore nicht genutzt werden dürfen. Sie testen einfach mal, wie die Reaktion ausfällt." Vor allem bei Traditionsclubs hätten "die Ultras eine unheimliche Macht".
"Unsere Kurve" sagt zum Machtthema: "Schlaue Vorschläge aus der Ferne sind schwierig, die Frage nach der Macht von Ultras ist sehr pauschal." Die Fan-Interessenvertretung verweist auf den individuellen Charakter von Konflikten und Ereignissen.
Der Dachverband der Fanhilfen stört sich am Umgang mit Stadionbesuchern. "Fankultur ist keine Bedrohung und kein Sicherheitsrisiko. Vereine und Sicherheitsbehörden müssen dies verstehen und mit dieser Erkenntnis den konstruktiven Umgang mit den Fans finden", sagte Vorstandsmitglied Linda Röttig. "Wenn wegen einer Fahne vor einem Fluchttor ein Spiel nicht angepfiffen werden kann, zeigt das doch sehr deutlich, in welcher absurden Lage Fans sich gerade befinden."
Reschke kritisiert Anhänger
In Bochum kündigte Frankfurts Vorstandsmitglied Philipp Reschke an, dass die Vorfälle aufgearbeitet werden sollen. Der 52-Jährige kritisierte die beteiligten Anhänger deutlich. Teile der Frankfurter Szene gelten als schwierig, bezeichneten sich selbst schon als "Europapokalsieger der Randale".
Die Regeln für das Anbringen von Bannern seien umfassend kommuniziert worden, schrieb auch der VfL Bochum. Warum sie trotzdem nicht ordnungsgemäß aufgehängt wurden, ist unklar. Fakt ist: Banner und Zaunfahnen spielen in der Ultra-Subkultur eine wichtige Rolle. Sie repräsentieren eine Gruppe. Ordnungskräfte hätten sie nicht einfach abnehmen können, ohne zu riskieren, dass die Situation eskaliert.