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Zischup-Interview mit Lena Hauser über ihre Kindheit in der Sowjetunion

"In meiner Kindheit hatten wir früh Verantwortung"

Vor knapp 60 Jahren ist Lenau Hauser in Usbekistan geboren. Ein Gespräch über ihre sorgenlose Kindheit in der Sowjetunion. Geführt wurde es von Maik Dercho aus der Klasse 8e der Gertrud-Luckner-Realschule in Rheinfelden.  

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Zischup: Gingst du gerne zur Schule?
Hauser: Nein, ich spielte lieber mit meinen Freunden und meinen Geschwistern draußen.
Zischup: Wie viele Geschwister wart ihr?
Hauser: Wir waren zu viert. Ich habe drei Brüder.
Zischup: Kamt ihr gut miteinander aus oder gab es häufig Streitigkeiten zwischen dir und deinen Brüdern?
Hauser: Es gab zwar manchmal kleine Konflikte, aber wir haben uns meistens gut miteinander verstanden und halten bis zum heutigen Tage zusammen.
Zischup: Wie viele Schülerinnen und Schüler waren auf deiner Schule?
Hauser: Auf unserer Schule wurden in etwa 500 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.
Zischup: Wie war das Verhältnis zu deinen Lehrern?
Hauser: Unsere Lehrer waren sehr streng und haben uns mit langen Holzstäben verprügelt, wenn wir ihre Anweisungen nicht befolgten. Unsere Lehrer zeigten keine Toleranz gegenüber minimalen Regelverstößen. So wurden wir beispielsweise grün und blau geprügelt, wenn wir im Unterricht nicht gerade gesessen sind.

Zischup: Warst du oft draußen? Oder musstest du viel zu Hause helfen?
Hauser: Ich musste jeden Tag meine Hausaufgaben machen und meine Aufgaben im Haushalt erledigen, danach durfte ich rausgehen, weil meine Eltern von morgens bis abends bei der Arbeit waren.
Zischup: Hattest du damals Hobbys?
Hauser: Ja, ich habe gerne gestrickt, genäht und ich liebte es, draußen zu sein.
Zischup: Wie lange ging deine Schulzeit?
Hauser: Bis zur zehnten Klasse, mit 17 machte ich meinen Abschluss und mit 18 Jahren heiratete ich. Als ich 20 Jahre alt war, bekam ich meine Tochter.
Zischup: Wie war das Verhältnis zwischen dir und deinen Eltern?
Hauser: Meine Eltern waren sehr streng. Ich wurde diszipliniert erzogen. Sie waren aber auch sehr liebevoll und ich stand ihnen, auch als ich schon erwachsen war, immer noch sehr nahe.
Zischup: Gab es irgendwelche prägende Erfahrungen in Usbekistan?
Hauser: Ja, als ich etwas älter war, brach ein Bürgerkrieg aus. Das war keine schöne Zeit. Vor unseren Augen wurden politische Gegner auf der Straße ermordet, und durch den Krieg gab es sehr wenig zu essen.
Zischup: Wann seid ihr nach Deutschland ausgesiedelt?
Hauser: 1989 verließen wir Fergana, weil die Grenzen für uns Russlanddeutsche geöffnet wurden. Wir kamen zunächst nach Rastatt, dann nach Rheinfelden in das damalige Aussiedlerwohnheim. Später bekamen wir eine Wohnung in einem Hochhaus im Fecampring.

Zischup: Wie war die Integration für dich?
Hauser: Anfangs fiel es uns schwer, weil wir sehr schlecht Deutsch sprachen und weil wir nicht in unseren gelernten Berufen in Deutschland arbeiten konnten. Ich war gelernte Chemielaborantin, aber mein Diplom wurde in Deutschland nicht anerkannt. Wir bekamen viel Hilfe und Unterstützung durch deutsche Familien, die uns beispielsweise dabei halfen, Formulare auszufüllen und uns Kleidung schenkten. So gelang es mir und meiner Familie relativ schnell, uns in Deutschland zu integrieren. Ich bin noch heute dankbar, nach Deutschland gekommen zu sein, und ich arbeite nun schon seit 27 Jahren im gleichen Betrieb und bin sehr glücklich mit meinem Beruf.
Zischup: Was war an deiner Kindheit anders als an einer Kindheit heutzutage in Deutschland?
Hauser: In meiner Kindheit hatten wir schon früh viel Verantwortung, und wir sahen unsere Eltern nur sehr spät abends. Das ist bei den Kindern heute weniger der Fall, weil ihre Eltern weniger arbeiten müssen als unsere Eltern damals.

Ressort: Schülertexte

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