Philippinen
In Manila leben viele Menschen auf einem Friedhof
Auf Manilas größtem Friedhof leben Tausende von Menschen zwischen Gruften und Gräbern – weil sie sonst keine Bleibe finden.
dpa
So, 13. Mai 2018, 20:30 Uhr
Panorama
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![Rachel Hilario | Foto: dpa Rachel Hilario | Foto: dpa](https://ais.badische-zeitung.de/piece/09/17/fb/ef/152566767-w-640.jpg)
Manila (dpa). Manilas größter Friedhof ist nicht nur ein Ort für Tote. Hier leben auch die Ärmsten der Armen. Manche direkt neben dem Sarg ihrer eigenen Verwandten.
Außer einer Million Toten, darunter mehrere Präsidenten, haben auf dem Cementerio del Norte mehr als 5000 Menschen, die noch am Leben sind, eine Heimat gefunden. Manila, ein Moloch von Stadt, leidet unter einem chronischen Mangel an Unterkünften. Von den 13 Millionen Bewohnern schlafen viele in Wellblechbaracken, unter Brücken, entlang der großen Straßen. Die auf dem Friedhof sind für viele die Ärmsten der Armen.
Was nicht bedeutet, dass hier kein normales Leben möglich wäre: Auf einem der Gräber kocht eine Frau Hühnchen, daneben hängt ihre Wäsche. Aus einer Gruft verkauft ein älterer Herr Trockenshampoo und Instant-Nudeln. In der Dunkelheit eines Grabs, dem "Internet-Café" des Friedhofs, spielt Baldo Aguinaldo an einem alten Computer "League of Legends", ein beliebtes Computerspiel. Der 18-Jährige lebt schon sein ganzes Leben hier. Zusammen mit seinem Vater verdient er als Totengräber sein Geld. "Ich bin gern hier", sagt er.
Das sagen viele. "Auf unserem Friedhof ist es besser als in einem der Slums", meint Rachel Hilario, eine Frau mit blonden Strähnen im Haar. Die 32-Jährige lebt hier seit zwei Jahren, zusammen mit ihrem Freund. Die beiden haben sich von reicheren Leuten die Erlaubnis geholt, in deren Familiengruft zu übernachten. Dafür pflegen sie das Grab. Auf dem Marmorklotz mit den beiden Särgen liegt jetzt die Matratze der beiden mit dem Hello-Kitty-Betttuch.
Der 1904 eröffnete Friedhof ist immer noch in Betrieb. Werktags werden hier im Schnitt etwa 20 Tote beerdigt, an Sonntagen 100. Wenn ein Trauerzug kommt, treten die Friedhofsbewohner still zur Seite. Idyllisch ist es hier trotzdem nicht: Bei Polizeirazzien, die Teil des brutalen Anti-Drogen-Kriegs von Präsident Duterte waren, wurden in den vergangenen Monaten mindestens zehn echte oder vermeintliche Drogenkriminelle getötet.
Immer mal wieder gibt es von den Behörden auch Überlegungen, die Leute vom Friedhof umzusiedeln. Bislang ohne Erfolg. Mehrere Familien kehrten von ihren neuen Unterkünfte zurück. Rachel sagt: "Manchmal ist es erniedrigend, wie die Leute reagieren, wenn ich erzähle, dass ich auf dem Friedhof lebe. Aber hier muss ich keine Miete zahlen."