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Sozialpraktikum

In Kontakt mit den Menschen

Johannes Bordne erzählt von einem Tag bei der Tagespflege.  

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Es ist der zweite Tag für mich in der Tagespflege. Wir sitzen im Begrüßungskreis und es ist 8 Uhr. Ich bin mittlerweile mit meiner Umgebung vertraut. Im Rahmen des Sozialpraktikums des Gymnasium Kenzingen verbringe ich eine Woche in einer Sozialeinrichtung. Auch wenn ich noch nicht alle Namen in der Tagespflege kenne, lerne ich diese schnell. Es kommen jeden Tag andere Gäste, was es mir erschwert, die Namen zu lernen. Die Gäste haben fast alle eine geistige Krankheit. Zu meiner Hilfe gibt es jeden Morgen eine Begrüßungsrunde, in der jeder Gast seinen Namen und seinen ehemaligen Beruf sagt. "Ich war Maurer", sagt ein Mann mit starker Stimme. "Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber es war trotzdem anstrengend." "Ich habe in Polen gewohnt und wir hatten nie viel zu essen", sagt eine Frau mit gebrochenem Deutsch.

Nach der Begrüßungsrunde gibt es Frühstück. Die Mitarbeiter haben schon den Tisch gerichtet. Doch bevor es losgehen kann, müssen erst noch die Hände desinfiziert werden. Manche Gäste weigern sich, das Desinfektionsmittel in die Hände zu reiben. Nach einer kurzen Diskussion ist das Problem jedoch geklärt. Beim Essen hilft man sich gegenseitig. "Kann ich bitte mal Butter und Marmelade haben?", oder "Ist bei euch noch etwas Milch in der Kanne?", wird ständig gefragt.

Nach dem Frühstück räume ich den Tisch ab, während oberflächlich aus der BZ vorgelesen wird. Die Überschriften werden laut von einem Mitarbeiter vorgelesen und die schönsten und wichtigsten Bilder gezeigt. Am Ende der Zeitung wird das Kreuzworträtsel gelöst. Die alten Menschen erweisen sich als gute "Rätsel-Spieler", denn alle Lücken werden gefüllt.

Danach geht es in die Firma Mühlan. Die Tagespflege wurde eingeladen, sich den Betrieb anzuschauen. Die Tagespflege besitzt zwei Autos, welche jeden Morgen die etwa zwölf Gäste von Zuhause abholen. Mit diesen Autos und einem Privatwagen fahren wir zu der nicht weit entfernt gelegen Firma. Dort angekommen machen wir einen Rundgang. Ich biete den Gästen an, sich an meiner Hand festzuhalten. Eine Frau freut sich und sagt: "Mit so einem jungen Mann kommt man sonst nicht mehr zusammen." Die Firma verarbeitet Metall, was vor allem für die Männer interessant ist. Man kann sich bei den Mitarbeitern informieren, was sie gerade machen und genau dabei zuschauen. Ein Gast fragt mich, ob bei mir eine Schraube locker wäre, da man sie mir hier wieder festziehen könne. Am Ende der Führung setzen wir uns an einen mit Butterbrezeln, Tee, Kaffee und Wasser gedeckten Tisch. Der Chef der Firma und seine Ehefrau setzen sich mit an den Tisch und sind für Fragen offen.

Zurück in der Tagespflege gibt es Mittagessen. Das Essen wird bestellt. Wir gehen wie vor jedem Essen wieder mit dem Desinfektionsmittel durch und verteilen das Essen. Zur Vorspeise gibt es eine Suppe und als Hauptgang Reis, Bratkartoffeln, Bohnen und Fleisch. Das Essen schmeckt sehr gut und wird auch größtenteils von den Gästen aufgegessen.

Nach dem Mittagessen gibt es Mittagsschlaf. Ich helfe den Gästen sich in die Sessel und Betten zu legen und decke sie zu. Und dann hab ich es endlich geschafft. Pause.

Um drei Uhr komm ich aus der Pause, um den Kaffee zu richten. Als ich dann fertig bin, helfe ich den Gästen wieder aus den Schlafpositionen und führe sie zum Tisch. Ich gehe um den Tisch und verteile Kaffee und Desinfektionsmittel. "Heute haben wir einen Kuchen von Frau M., sie hat heute nämlich Geburtstag", sagt eine Mitarbeiterin, "und deshalb singen wir ihr jetzt noch ein Lied." Nachdem wir gegessen und das Geburtstagslied gesungen haben, wird der Tisch von den Mitarbeitern abgeräumt. Dann wird nochmal gesungen. Es werden Liederbücher mit alten Volksliedern herumgereicht. Es wird unterschiedlich mitgesungen. Manche singen sehr laut, andere sind etwas zurückhaltend.

Und dann werden die Gäste auch abgeholt und der Arbeitstag hat auch für mich ein Ende. Doch Morgen wird es schon wieder von vorne anfangen.

Ressort: Schreibwettbewerb Zischup

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