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Jugend und Beruf

In guten Händen

Verlagsthema Nageldesignerinnen verhelfen ihren Kunden zu schönen und gepflegten Händen. Ein anerkannter Ausbildungsberuf ist die Tätigkeit bislang aber nicht – zum Verdruss der Branche.  

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Hat mehr als nur eine  kosmetische Komponente: der Beruf des Nageldesigners.  | Foto: Christoph Schmidt (dpa)
Hat mehr als nur eine kosmetische Komponente: der Beruf des Nageldesigners. Foto: Christoph Schmidt (dpa)
Eine Behandlung ist mehr als nur Nägel feilen, lackieren und gegebenenfalls verzieren: Nageldesignerinnen und -designer, die auch Handpflege und Handmassagen machen, beraten ihre Kunden, welche kosmetischen Produkte für sie sinnvoll sind – und verkaufen diese auch. Terri Malon erzählt im Job-Protokoll über ihren Weg in den Beruf, Klischees, die unangenehmen und die schöne Seiten:
"Andere schauen einem ins Gesicht – und irgendwann unweigerlich auf die Hände. Wer dann schöne und gepflegte Nägel sieht, bekommt gleich einen positiven Eindruck. Der psychologische Effekt von gepflegten Nägeln ist enorm. Als Nageldesignerin möchte ich anderen zu schön aussehenden Händen verhelfen. Das ist auch toll für das eigene Selbstwertgefühl.

Zu Leuten meines Fachs kommen übrigens zunehmend auch Männer. Es gibt Kunden, die sind echte Nagelbeißer. Das macht sich natürlich gar nicht gut, auch beruflich. Manche erzählen, dass sie sich deswegen schämen.

Wir Nageldesignerinnen sind dann wie Psychologinnen: Unsere Kunden reichen uns die Hand, die wir halten und behandeln. Dadurch entsteht Vertrauen. Zugleich loten wir im Gespräch aus, was Kunden alles ändern könnten, um anhaltend zu gepflegteren Händen zu kommen.

Zu meinem Beruf bin ich über Umwege gekommen. Vor vielen Jahren habe ich in den USA studiert. Ein einschneidendes Erlebnis für mich war, als ich für die Hochzeitsfeier meines Bruders gestylte Fingernägel haben wollte und dafür ein Nageldesign-Studio aufsuchte. Das hat mir derart gut gefallen, dass ich den Nageldesigner-Job erlernen wollte.

In Amerika absolvierte ich parallel zu meinem Studium eine zwölfwöchige Ausbildung zur Nageldesignerin, die mit einer staatlichen Prüfung endete. Mit dieser Prüfung erwirbt man in den USA zugleich die Lizenz, medizinische Produkte zur Hand- und Nagelpflege erwerben zu dürfen.

Nach meinem Studium ging ich zurück nach Deutschland und war bei der US Air Force im Vertragswesen tätig. Als es eines Tages nach mehr als 15 Jahren um ein Nagelstudio ging, habe ich gedacht: Jetzt oder nie. Ich gab meinen Job auf und übernahm das Nagelstudio. Zeitweise leitete ich sieben Nagelstudios.

Wir bekommen zu hören, dass man uns nicht brauchen würde. Das ist zu kurz gedacht, denn es geht um weit mehr, als nur darum, Nägel zu verschönern oder zu pflegen: Zu uns kommen etwa Brustkrebspatientinnen, damit ihnen im Zuge der Chemotherapie nicht die Fingernägel brechen oder es dort zu Dellen, Rillen oder Verfärbungen kommt. Wir überziehen die Nägel mit einem bestimmten Gel, um sie zu schützen und zu stärken. Insofern hat der Beruf durchaus eine medizinisch-psychologische Komponente.

Nageldesignerin oder -designer ist in Deutschland kein anerkannter Beruf. Ich kämpfe seit 2006 dafür, dass sich das ändert. Aber bislang weigern sich die Handwerkskammern beharrlich und meinen, wir hätten keine fundierte Ausbildung. Natürlich gibt es auch in unserer Branche schwarze Schafe. Aber in den meisten Studios haben die Inhaber und ihre Beschäftigten sehr wohl eine umfangreiche Schulung mit anschließender Prüfung durchlaufen. Derzeit ist es so, dass Nageldesignerin oder Nageldesigner in Deutschland eine Weiterbildung ist. Die meisten haben vorher eine klassische Ausbildung als Friseurin oder Kosmetikerin absolviert. Was mich nervt, ist, dass viele den Beruf in Unwissenheit niedermachen und unser Berufsethos – nämlich andere behandeln, beraten und ihnen somit helfen – nicht anerkannt wird.

Die schöne Seite ist: Man kommt mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammen, tauscht sich mit ihnen aus und verhilft ihnen zu gepflegten Händen – für mich ist der Nageldesigner-Beruf der schönste Job überhaupt."

Verdienstmöglichkeiten:

Nageldesigner/innen verdienen durchschnittlich knapp 1800 Euro brutto im Monat. Durch Provisionen kann man bis zu 3000 Euro erhalten. Selbstständige können auf 5000 und 7000 Euro monatlich kommen.
Aktuelle Ausbildungsplätze gibt es auf dem Jobmarkt der Badischen Zeitung.

Ressort: Verlagsthema

Dossier: Jugend und Beruf

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 31. Januar 2024: PDF-Version herunterladen

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