"In einem Dorf wurden wir mit Hühnern bezahlt"
ZISCH-INTERVIEW mit dem Zahnarzt Wulf Künzel aus Schönau über die Zeit, als er im Urwald Indianern behandelt hat.
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Daria Liedtke, Klasse 4a der Gerhard-Jung-Schule in Zell im Wiesental, hat den Zahnarzt Wulf Künzel interviewt.
Künzel: Meine Praxis befindet sich seit dem Jahr 2000 in Schönau.
Zisch: Wie alt sind Sie?
Künzel: Ich bin 48 Jahre alt.
Zisch: Wie lange sind Sie schon Zahnarzt?
Künzel: Ich bin seit 21 Jahren Zahnarzt.
Zisch: Wollten Sie auch schon als Kind Zahnarzt werden?
Künzel: Nein, als Kind wollte ich Kfz-Mechaniker werden, das haben aber meine Eltern nicht zugelassen. Mein Vater hat mir dann geraten, Chemie zu studieren, das habe ich dann auch gemacht, aber es hat mir nicht gefallen. Meine Mutter machte mir dann den Vorschlag, Zahnmedizin zu studieren. Das hat mir dann auch Spaß gemacht.
Zisch: Haben Sie auch schon woanders als Zahnarzt gearbeitet? Im Ausland?
Künzel: Ja, ich war anderthalb Jahre in Brasilien und Peru und habe im Urwald bei den Indianern als Zahnarzt gearbeitet.
Zisch: Wie alt waren Sie da?
Künzel: 33 Jahre.
Zisch: Warum haben Sie das gemacht?
Künzel: Ich wollte gerne mit meiner Arbeit Menschen helfen, die sich keinen Zahnarzt leisten können.
Zisch: Haben die Menschen dort keinen Zahnarzt?
Künzel: Nein, die müssen dort teilweise drei bis vier Tage mit dem Schiff fahren, um zu einem Zahnarzt zu kommen.
Zisch: Haben die Menschen dort schlechtere Zähne?
Künzel: Ja, ich war in Brasilien hauptsächlich im Urwald, da wo kein Auto und Arzt hinkommt, und da haben die Menschen ganz schlechte Zähne.
Zisch: Haben Sie im Urwald gewohnt?
Künzel: Ja, ich hatte in Brasilien ein Schiff, und mein Zahnarzthelfer konnte den Motor bedienen. Damit sind wir zu den Indianern gefahren, und auf dem Schiff haben wir gewohnt.
Zisch: Mussten die Indianer Sie bezahlen?
Künzel: In dem einen Dorf wurden wir mit Hühnern bezahlt. Diese hatten wir in Käfigen auf dem Dach unseres Schiffes. Und wenn wir Hunger hatten, dann musste mein Zahnarzthelfer eines zubereiten. Wir waren auch in Indianerdörfern, die keine Haustiere hatten, die nur von der Jagd gelebt haben. Die konnten uns dann keine Hühner geben. Mit denen hatte ich dann vereinbart, dass ich vormittags ihre Zähne behandle und sie dafür nachmittags Zeit für mich hatten. Die Männer haben mich zum Beispiel mit auf die Jagd genommen und mir gezeigt, wie man mit einem Blasrohr einen Affen oder Papageien fängt.
Zisch: Haben Sie dort etwas erlebt, was Sie bis heute nicht vergessen haben?
Künzel: Einmal wurden wir mit einem Flugzeug zu einem Dorf geflogen und nach etwa einer Woche wieder abgeholt. Als das Flugzeug gelandet war, sah ich, wie aus dem Motor Öl tropfte. Ich wusste dann nicht, ob ich in das Flugzeug einsteigen sollte oder nicht. Der Pilot meinte: "Komm, wir versuchen es." So sind wir dann zurückgeflogen und auch angekommen. Aber ich hatte schon Angst.
Zisch: Machen Sie das heute auch noch?
Künzel: Nein, ich bin jetzt verheiratet und habe zwei kleine Kinder, da kann ich nicht mehr so lange weggehen, und das Risiko ist auch zu hoch.
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