"In Echt wirkt er viel sympathischer"
Der Jubel für Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Köln war groß, auch wenn die Jugendlichen nicht alle Ansichten des Papstes teilen.
JUZ-Mitarbeiterin Maria Hörl
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Sie jubelten ihm zu wie einem Star. Wäre Papst Benedikt ersetzbar gewesen durch eine andere Figur? Möglicherweise, denn viele würden trotzdem feiern. Benedikt XVI. lächelte nicht nur von den Litfaßsäulen herab, man konnte T-Shirts erstehen, Anstecknadeln, Kerzen und andere Fanartikel. An der Domplatte war ein riesiges Plakat aufgehängt. Die Jugend in Köln rief unentwegt "Benedetto" und klatschte rhythmisch dazu. Von Bussen prangten Sprüche wie: "Willkommen, Papa Benedikt" oder "España saluda al Papa – Spanien grüßt den Papst".
Beim Abschlussgottesdienst am Sonntag wurde die Predigt des Papstes mehrmals durch Jubel-Rufe unterbrochen. Sie wurde von Jugendlichen, aber auch von Erwachsenen gelobt. "Ich finde es nervig, dass die Leute klatschen, egal, was der Papst sagt", sagt Johannes Klos, 19 Jahre. Christopher Koppermann, 18 Jahre, schüttelt den Kopf über dieses Verhalten: "Man weiß doch gar nicht, wie er ist, und er wird trotzdem gefeiert wie ein Star. Als Person hat er noch keinen Grund gegeben, ihm zuzujubeln."
Jugendliche warteten stundenlang am Rheinufer auf den Papst. Wer sich hier aufgestellt hatte, konnte von Glück sprechen, wenn er vom Papst mehr erkennen konnte als ein weißes Männchen. Auf dem Domplatz hingegen war es einigen möglich, Papst Benedikt XVI. aus weniger als 20 Metern Entfernung zu sehen. Als er kam, wurden bei den Jugendlichen wieder einmal "Benedetto"-Rufe laut. Die Teilnehmer waren durchaus stolz, den Papst so nah erlebt zu haben. Es wurde diskutiert, wie weit man vom Papst entfernt war, ob er stehen geblieben war und gewunken hatte und ob man ein schönes Foto von ihm machen konnte. Lieder wurden angestimmt wie: "Wir ham den Papst gesehn!"
Auch Kardinal Meisner zeigte sich für kurze Zeit auf dem Domplatz. Er erhielt viele Briefe, Karten und kleine Geschenke für den Papst, denn schnell hat Benedikt sich beliebt gemacht. Einige waren um die halbe Welt gereist, um den Papst zu sehen und um Party zu machen. Doch was feierte die Jugend eigentlich? Ihre Jugend, den gemeinsamen Glauben an Jesus oder das katholische Kirchenoberhaupt? Laut Papst Benedikt XVI. ist die Jugend die Zukunft der Kirche. Wie sieht diese jedoch aus? Leere Kirchen, Priestermangel, hohes Durchschnittsalter der Kirchgänger.
Kann die Kirche für die Jugend von heute Vorbild sein? Bietet sie Werte, an welchen die Jugend sich festhalten und orientieren kann? Keineswegs vorbildlich ist die katholische Kirche beispielsweise, wenn man die Gleichberechtigung unter die Lupe nimmt. Frauen ist es verwehrt, den Priester-Beruf zu ergreifen. In den Gottesdiensten wurden Nichtkatholiken von der heiligen Kommunion ausgeschlossen. Bei zahlreichen Jugendlichen stieß dies auf Ablehnung. Dabei hat Jesus doch gesagt: "Nehmet und esset alle davon."
Doch die Jugendlichen beim Weltjugendtag in Köln haben keine Probleme damit, jemandem zuzujubeln, mit dem sie nicht völlig einer Meinung sind. Das Feiern ging unverdrossen weiter. Einige Jugendliche werden Papst Benedikt XVI im nächsten Jahr wieder treffen: bei der Ministrantenwallfahrt in Rom 2006.
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