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Zisch-Interview mit EHC-Spieler Simon Danner

"In den Playoffs muss man schnell vergessen"

  • Jano Philippi, Klasse 4a, Grundschule Kirchzarten (Kirchzarten)

  • Mo, 12. April 2021, 16:31 Uhr
    Zisch-Texte

     

Simon Danner (34) war Erstliga- und Nationalspieler und ist aktuell der Mannschaftskapitän des EHC Freiburg. Zisch-Reporter Jano Philippi aus der Klasse 4a der Grundschule Kirchzarten hat ihn interviewt.

Simon Danner  | Foto: privat
Simon Danner Foto: privat
Zisch: Warum sind Sie Eishockey-Profi geworden?
Danner: Ich habe ganz früh angefangen und war mit zwei Jahren das erste Mal auf dem Eis. Ich war sofort infiziert von diesem Sport, und während andere Polizist oder Feuerwehrmann werden wollten, hatte ich immer den Wunsch, Eishockey zu meinem Beruf zu machen.
Zisch: Waren Sie auch in anderen Sportarten so gut, dass Sie dort Profi hätten werden können?
Danner: Nein, ganz sicher nicht. Ich war so fokussiert auf das Eishockey, dass ich fast nichts anderes mehr gemacht habe. Fußballer hätte ich jedenfalls bestimmt nicht werden können.
Zisch: Was ist das Schönste am Eishockeysport?
Danner: Das Beste ist für mich das Zusammensein mit der Mannschaft. Natürlich ist es auch toll, ein Spiel zu gewinnen, aber das Schönste ist definitiv für mich der Spaß und die Arbeit zusammen mit dem Team und Freunden.
Zisch: Die Vereine aus Schwenningen und Freiburg mögen sich nicht, aber Sie haben für beide gespielt. War das nicht komisch?
Danner: Am Anfang war es das schon, aber es geht ja um das Sportliche und für mich war das eine super Lösung: Schwenningen spielte in der DEL (Anm.: 1. Bundesliga), und es war nicht weit weg von zuhause. Die Rivalität ist außerdem auch etwas abgeflacht, weil wir leider nicht mehr in derselben Liga spielen und der EHC Freiburg sogar mit Schwenningen kooperiert.
Zisch: Würden Sie gerne wieder in der Nationalmannschaft spielen?
Danner: Na klar! Auf jeden Fall! Ich habe immer sehr gerne gespielt, aber das Thema habe ich jetzt, am Ende meiner Karriere, schon abgehakt. Aber wenn der Bundestrainer anrufen würde, dann würde ich natürlich nicht nein sagen.
Zisch: Beim EHC Freiburg sind Sie der Mannschaftskapitän. Was sind Ihre Aufgaben?
Danner: Da gibt es viele verschiedene Aufgaben. Zum Beispiel kümmere ich mich um die Kommunikation zwischen dem Trainer und der Mannschaft oder auch dem Vorstand und der Mannschaft. Auf dem Eis muss ich mit dem Schiedsrichter sprechen und insgesamt gehören viele organisatorische Dinge zu den Aufgaben eines Kapitäns. Gerade in Corona-Zeiten gibt es ständig Änderungen, über die ich mit dem Team und den Verantwortlichen spreche. Allgemein muss ich auf und neben dem Eis als vorbildlicher Führungsspieler vorangehen.
Zisch: Machen Sie als Kapitän auch die Musik in der Kabine?
Danner: Auf gar keinen Fall! (lacht) Bei uns ist Scott Allen der Kabinen-DJ und den Posten darf er gerne behalten, ich habe genug zu tun und habe meine Qualitäten woanders. Ich bestelle lieber weiterhin das Obst für die Mannschaft.
Zisch: Zu vielen Spielen müssen Sie lange mit dem Bus fahren. Kann man dort überhaupt schlafen?
Danner: Ja, das geht eigentlich schon ganz okay. Wir haben Reisematratzen dabei, und auch wenn es kein Vergleich zum eigenen Bett ist, es geht irgendwie. Allerdings fühlt sich ein fünfstündiger Schlaf im Bus wie ein zweistündiger zuhause an.
Zisch: Ihr aktueller Trainer spricht einen schottisch-englischen Akzent. Verstehen ihn die Spieler überhaupt immer?
Danner: Das ist eine sehr gute Frage und ehrlich: Am Anfang habe ich so gut wie gar nichts verstanden. Ständig musste ich nachfragen, "Was hat er gesagt?", oder "Was will er von mir?". Mit der Zeit gewöhnt man sich allerdings daran und mittlerweile verstehe ich ihn einwandfrei.
Zisch: Bald beginnen die Playoff-Spiele um die Deutsche Zweitligameisterschaft und es kann passieren, dass die beste Mannschaft der Vorrunde früh ausscheidet. Ist das nicht ungerecht?
Danner: Das kann man so sagen, aber wir wissen ja um diese Gefahr und immerhin dürfen die besser platzierten Teams ja auch gegen die spielen, die weiter hinten in der Tabelle stehen. Und zudem hat man in den Playoffs ja auch das Heimrecht in Entscheidungsspielen, wenn man in der Vorrunde besser als der Gegner war.
Zisch: In einer Playoff-Runde muss man mehrmals gegen dieselbe Mannschaft spielen. Was ist bei solchen Duellen das Wichtigste?
Danner: Wenn man in wenigen Tagen so oft gegen ein Team spielt, sollte man das vergangene Spiel so schnell wie möglich abhaken. In den Playoffs muss man schnell vergessen. Man kann das erste Spiel hoch gewinnen und plötzlich das zweite dennoch verlieren. Deshalb muss man immer wieder bei null anfangen.
Zisch: Was würden Sie sich mehr wünschen: den Meistertitel, oder dass Fans wieder ins Eisstadion dürfen?
Danner: Das ist ja fies (lacht). Aber wenn ich es sachlich betrachte, dann dürfen diese Saison ja bestimmt keine Zuschauer mehr zu unseren Spielen, deshalb wünsche ich mir den Titel und hoffe, dass mich die Fans verstehen. Aber natürlich hoffe ich, dass sie so schnell wie möglich wieder bei uns im Stadion sind.

Ressort: Zisch-Texte

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