Zischup-Interview
"Ihr Charakter hat sich wenig verändert"
Eine Demenz beginnt oft schleichend. Alina Huber und Natalie Scheidgen aus der Klasse 9a des Kreisgymnasiums Bad Krozingen haben sich mit Karina S. (Name von der Redaktion geändert) über die Krankheit unterhalten. Ihre Großmutter leidet daran.
Alina Huber, Natalie Scheidgen, Klasse 9a, Kreisgymnasium & Bad Krozingen
Di, 15. Aug 2017, 12:23 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Wie haben Sie sich am Anfang verhalten?
S.: Ganz am Anfang habe ich zwar gewusst, was Demenz ist, aber ich habe noch nicht so richtig verstanden, was das für die Person bedeutet und habe mich eigentlich ganz normal verhalten.
Zischup: Hat sich Ihr Verhalten gegenüber Ihrer Oma verändert?
S.: Ich glaube, dass sich mein Verhalten Ihr gegenüber nicht geändert hat. Aber ich mache mir deutlich mehr Gedanken, wie ich mit ihr rede und was ich anspreche und was nicht. Ich möchte nicht, dass sie mit dem Satz "Ich bin so dumm" antwortet.
Zischup: Welche Themen würden Sie jetzt nicht mehr ansprechen?
S.: Es sind eigentlich allgemeine Themen, bei denen es ums Vergessen geht, oder Sachen, die sie vergessen haben könnte, wie zum Beispiel, was sie zum Mittagessen hatte.
Zischup: Müssen Sie Ihre Oma oft an dieselben Sachen erinnern, wenn ja an was für Sachen?
S.: Ich persönlich nicht, aber mein Vater. Zum Beispiel muss sie jetzt Tabletten über den Tag verteilt einnehmen, und mein Vater richtet die Tabletten und erinnert sie an die Einnahme.
Zischup: Also würde sie vergessen die Tabletten zu nehmen?
S.: Ja, wahrscheinlich würde sie denken, dass sie sie schon eingenommen hat. Sie würde auch über mehrere Tage die Tabletten nicht nehmen.
Zischup: Wie reagieren Sie, wenn Ihre Oma Ihnen innerhalb von wenigen Minuten öfter die gleiche Frage stellt?
S.: Ich beantworte ihr die Frage jedes Mal und sage ihr nicht, dass sie mich das schon mehrmals gefragt hat. Also tue ich so, als hätte sie mich das zum ersten Mal gefragt.
Zischup: Wie hat sich das Verhalten Ihrer Oma verändert?
S.: Da ich jedes zweite Wochenende bei ihr bin, kann ich das relativ gut beurteilen. Ich glaube, dass sich ihr Charakter wenig verändert hat. Was mir jedoch auffällt, sind so Sätze wie "Ich bin dumm" oder "Ich bekomme doch sowieso nichts mehr hin". Ich glaube, dass sie sich das selbst einredet, dass sie das nicht mehr schafft.
Alina Huber und Natalie Scheidgen haben sich zu diesem Thema auch im Prälat-Stiefvater-Haus informiert. Die Leitung des Pflegeheimes hat insbesondere auf die Ausbildung bei der Pflege von Demenzpatienten hingewiesen. Um der besonderen Betreuung von Demenzpatienten gerecht zu werden, müssen die Pfleger vor ihrem Dienst mindestens 160 Stunden bereits geleistet haben.