Interview mit einer Tierheimleiterin
"Ich nehme oft kranke Tiere mit nach Hause"
Was ist das schöne, was das schwierige an der Arbeit in einem Tierheim? Tina Majdecki, Leiterin des Tierheims Freiburg, wurde von Kim Westenbrink und Juliane Hog interviewt.
Kim Westenbrink, Juliane Hog, Kolleg St. Sebastian Stegen & Klasse 8c
Di, 3. Apr 2012, 11:38 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Um welche Tiere kümmern Sie sich?
Majdecki: Um komplett alle, Hunde, Katzen, Kleintiere, viele Wildtiere, die verletzt zu uns kommen und die wir dann wieder auswildern. Um sämtliche Vögel, Igel, Dachse, Füchse, eigentlich alles mögliche. Wir haben auch 20 Hängebauchschweine und vier Wildschweine, die aber zahm sind und bei uns bleiben. Vereinzelt haben wir auch Reptilien, wobei wir dann natürlich schauen, dass wir sie so schnell wie möglich zu Spezialisten geben können, damit sie nicht bei uns bleiben müssen.
Zischup:Macht Ihnen dieser Job Spaß und wenn ja, warum?
Majdecki: Ja, es gibt natürlich wie immer positive und negative Seiten. Die positiven überwiegen noch. Ich denke, es ist der Umgang mit den Tieren und dass man den Tieren einfach direkt hilft. Ich wollte immer schon Tiermedizin studieren, habe es dann aber aufgegeben, weil man einfach nicht so sehr die Möglichkeit hat, den Tieren zu helfen, wie hier im Tierheim. Es war zwar klar, man kann sie versorgen, aber man hat trotzdem wenig direkt mit ihnen zu tun. Im Tierheim ist das eben mehr der Fall, deshalb hab ich mich auch damals entschieden, ins Tierheim zu gehen.
Zischup:Wie bewegt Sie Ihre Aufgabe, zum Beispiel mit kranken Tieren?
Majdecki: Extrem. Es ist eben extrem belastend, auch emotional. Gerade auch, weil man oft kranke Tiere mit nach Hause nimmt, da sie im Tierheim doch nochmals mehr Stress haben. Dann gewöhnt man sich an die Tiere, weiß aber, dass man sie wieder weggeben muss oder dass man sie im schlimmsten Fall einschläfern lassen muss, weil sie eine unheilbare Krankheit haben. Das ist dann extrem belastend und man gewöhnt sich auch wirklich nie daran.
Zischup:Wie viele Menschen arbeiten hier?
Majdecki: Es sind insgesamt, also auch mit Auszubildenden, 16 Menschen.
Zischup: Seit wann arbeiten Sie hier?
Majdecki: Ehrenamtlich habe ich schon mit 14 Jahren angefangen, hier zu arbeiten, aber die richtige Ausbildung habe ich dann 1996 gemacht.
Zischup: Wurden schon viele Tiere in Freiburg und Umgebung ausgesetzt?
Majdecki: In der Umgebung immer. Es ist fast täglich mindestens ein Tier, häufig aber mehrere Tiere pro Tag. Im Jahr haben wir so um die 500 bis 550 Fundtiere – nur in und um das Stadtgebiet Freiburg.
Zischup:Was ist Ihr Lieblingstier?
Majdecki:Das kann ich nicht so genau sagen. Prinzipiell finde ich Katzen sehr faszinierend, weil sie eigenständiger sind. Ich hab auch selbst drei Hunde und finde die natürlich genauso toll, nur sind sie für mich nicht so faszinierend wie Katzen. Hunde sind einfach abhängiger als Katzen. Aber prinzipiell habe ich kein richtiges Lieblingstier. Es gibt natürlich Tiere, die man weniger mag und welche, die man mehr mag. Aber ich denke, respektieren sollte man alle Tiere.
Zischup: Freuen Sie sich, die Tiere zu sehen oder die gemeinsame Arbeit mit ihnen zu erleben?
Majdecki: Ja. Das ist so ziemlich das Schönste im Tierheim. Das Anstrengendste ist die Arbeit mit den Menschen. Es kommen eben immer ganz unterschiedliche Menschen, oftmals auch ziemlich unfreundliche, aber der Umgang mit den Tieren entlastet auch immer wieder. Das ist dann eindeutig der positive Teil an dem Job.
Zischup:Wie kann man das Tierheim unterstützen?
Majdecki: Für uns ist Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig, da leider viele Menschen immer noch nicht daran denken, dass es auch viele Tiere in Tierheimen gibt, die ein neues Zuhause suchen. Außerdem denken auch viele noch, dass Tierheime etwas Schreckliches sind, dabei sind wir oft die einzige Chance für manche Tiere, ein schönes und besseres Leben in Zukunft zu führen.
Dann haben wir auch viele Hundepaten, die während unserer Öffnungszeiten mit unseren Abgabehunden spazieren gehen - so haben sie sehr viel Menschenkontakt, verlieren ihre Scheu und ihre Ängste, ertragen den Tierheimalltag leichter und die Vermittlungschancen sind auch besser. Auch kommen einige Leute zu uns, die sich um unsere Katzen kümmern, d.h. sie streicheln, ihnen Zuwendung geben, sie bürsten, etc.
Unsere Tierpfleger machen zwar alle anderen Arbeiten wie säubern, füttern, pflegen und behandeln, haben aber oft wenig Zeit für das andere...
Und dann natürlich das liebe Geld - ohne Mitgliedsbeiträge und Spenden könnten wir unsere Arbeit nicht betreiben, wir haben monatlich sehr hohe Tierarzt, Futter- und Personalkosten, von Reinigungskosten, Wasser, Strom etc. mal ganz abgesehen.
In den letzten Jahren wurden für uns auch Erbschaften immer wichtiger, nur mit diesen können wir erneuern, anbauen und modernisieren."
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