"Ich mag sie alle!"
FUDDER-INTERVIEW mit Fotograf Felix Schelb, der die Häs von mehr als 100 Fasnachtszünften aus Südbaden dokumentiert hat.
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Hexen, Teufel, Tierfiguren und Hanseln: Die alemannische Fasnacht hat viele traditionelle und moderne Häs. Genau diese Vielfalt hat es dem Fotografen Felix Schelb angetan. Der 30-Jährige aus dem Münstertal hat mittlerweile die Häs von über 100 Zünften dokumentiert. Franziska Brandsc
Schelb: Ich fotografiere Zünfte genau gleich. Dadurch stehen die verschiedenen Masken und Häs ganz klar im Vordergrund. Jeder Narr wird in der gleichen Pose abgelichtet, und zwar frontal, aufrecht und mit verschränkten Armen. Das Set halte ich sehr simpel. Es soll wirklich auf die unterschiedlichen Zünfte ankommen und deren Eigenarten in der Kostümierung. Daher ist das Einzige, was ich verwende, meine Vollformat-Spiegelreflexkamera, einen Blitz und eine graue Leinwand als Hintergrund. Dennoch habe ich einen kleinen Spielraum, wie ich die einzelnen Masken wirken lasse. Wenn man ein wenig von unten fotografiert, wirkt die ganze Figur mächtiger.
Fudder: Wie kamen Sie auf die Idee?
Schelb: Das Ganze ist durch Zufall entstanden. 2016 sollte ich für meine eigene Zunft Fotos des Vorstands schießen, und da wir noch warten mussten, habe ich kurzerhand ein paar Fotos von einer Hexe gemacht. Eines der Bilder habe ich später bearbeitet und die zwei weiteren Masken der Ori Müvo, das Wäutzle und den Teufel, im gleichen Stil fotografiert. Da habe ich gleich das Potential der Reihe erkannt. Kurz darauf habe ich die zweite Zunft im Münstertal, die Belchengeister und Chäsliwieber, angeschrieben. Sie haben sofort mitgemacht und so ging es los.
Fudder: Glauben Sie, dass Ihr eigener Fasnets-Bezug für die Serie wichtig ist?
Schelb: Ja. Wenn ich nicht selbst in einer Zunft wäre, hätte ich auch nicht so großes Interesse daran gehabt, die Häs-Fotoreihe zu starten. Ich bin in der Ori Müvo, der Originellen Münstertäler Votzelzunft. Man hat so schon mehr Bezug dazu, weil man auch viele kennt. Aber vielleicht ist es für manche, die nicht in einer Zunft sind, auch gerade interessant mal zu sehen, wie die typischen Häs der Narrenzünfte aussehen.
Fudder: Waren manche Zünfte leichter zu fotografieren als andere?
Schelb: Einer war dabei, der sah aus wie ein Bär. Das Häs ist braun und zottelig, aber auch er selbst war so groß, dass er mir fast nicht aufs Bild gepasst hat. Die Leinwand war zu Ende, das Stativ des Blitzes war fast zu klein und ich musste mich auf eine Leiter stellen, um das Foto zu machen. Bei den Dämonen muss man beispielsweise auch aufpassen, dass die Hörner mit auf das Bild passen. In der Regel dauert es aber nur fünf bis zehn Minuten, um ein Häs zu fotografieren.
Fudder: Sie haben mittlerweile mehr als 100 Zünfte fotografiert. Soll die Serie weiter wachsen?
Schelb: Das hoffe ich doch sehr. Seit November ist die Serie stark gewachsen, ich habe jeden Monat zwei Termine, bei denen ich jeweils bis zu 20 Häs fotografiert habe. Insgesamt sind es rund 120 verschiedene Häs-Bilder, da manche der Zünfte auch mehrere verschiedene Häs haben. Als ich angefangen habe, wusste ich gar nicht, dass es so viele Zünfte in der Gegend gibt. Ich gehe ja mit meiner eigenen Zunft auf Umzüge und dachte, ich würde sie alle schon kennen. Aber dann läufst du den Umzug mit und denkst, du kennst niemanden. In Freiburg allein gibt es um die 40! Manche der Zünfte sind beispielsweise gerade erst gegründet worden und ich durfte das erste Häs fotografieren.
Fudder: Welche Zünfte dürfen mitmachen und was sind die Bedingungen?
Schelb: Jede Zunft, die ein Häs und eine Maske besitzt, kann sich für einen Fototermin anmelden. Das Shooting ist für die Zünfte kostenlos und sie dürfen hinterher das Foto von ihrem Häs für ihre eigenen Zwecke nutzen. Generell dürfen auch Zünfte von überall her mitmachen, wenn sie den Weg ins Münstertal auf sich nehmen wollen. Eine Zunft kam beispielsweise aus der Nähe von Stuttgart.
Fudder: Haben Sie ein Lieblingshäs?
Schelb: Ich mag sie alle. Aber klar hat man seine Lieblinge. Manche Masken ähneln menschlichen Gesichtern und manche sind wiederum völlig der Fantasie entsprungen. Da gibt es ja so große Unterschiede. Die Fässlistemmer aus Gundelfingen gefallen mir besonders gut. Aber es gibt keins, bei dem ich jetzt sagen würde: "Das geht gar nicht."
ZUR PERSON: Felix Schelb
Schelb, 30, ist in Freiburg geboren und im Münstertal aufgewachsen. Der gelernte KFZ-Mechaniker arbeitet seit 2015 als Fotograf – vor allem bei Hochzeiten und für Unternehmen. In der Originellen Münstertäler Votzelzunft spielt er im Fanfarenzug auf Umzügen die große Trommel.picslix-fotografie.de
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