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"Ich hatte noch nie Wäsche gewaschen, geschweige denn gebügelt"

Als einer von 70 Jungs ist der Freiburger David Germer für ein Jahr in die USA gegangen, um dort als Au-pair-Boy zu arbeiten – eine günstige Entscheidung.  

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Am Anfang war das Paradies. So könnte die Geschichte von David Germer beginnen 21 Jahre jung, aus Freiburg, und für ein Jahr in den Vereinigten Staaten von Amerika. Von den 5000 Au-pairs, die jedes Jahr nach Amerika kommen, sind gerade mal 70 Träger des Y-Chromosoms. Also Männer. Er ist einer davon.

Als David bei der Agentur anfragte, wie viele Männer Au-pair machten, hieß es: "50 Prozent." Das lässt nur auf mangelnde mathematische Fähigkeiten oder auf eine schlaue Werbestrategie schließen. Anfangs war der grobe Rechenfehler für David kein Problem. "Ich habe mich alle zwei Minuten verliebt und wusste gar nicht, wohin ich zuerst gucken sollte", erzählt er mit leuchtenden Augen von seinen fünf Tagen Einführungskurs in der Au- pair Schule am Rande von New York, wo David Teil eines Jungs-Quartetts war – dem 134 Mädels gegenüberstanden.

Gut sieht er aus mit seinen schwarzen Wuschelhaaren und seinem charmanten Zahnpastalächeln. Man kann sich vorstellen, was da 4 zu 134 bedeutet hat. "Wenn ich Rundmails nach Hause geschickt habe, haben meine Jungs immer eine eigene gekriegt, in der ich sie so richtig neidisch machen konnte", sagt David. Da war dann auf einmal nix mehr mit blöden Sprüchen von wegen "verweichlichter Möchtegern-Hausmann". Klar.

Einst wegen seiner festen Zahnspange ausgemustert, war er nach dem Abi auf der Suche nach etwas, das einfach erstmal nicht zu Hause spielt. Was genau das sein könnte, war ihm vorerst egal. "Für work & travel durch Australien hatte ich nicht das Geld", meint David trocken. Ein bisschen Werbung von der Cousine, die das Jahr zuvor als Au-pair in den Staaten gewesen war – und die Sache war geritzt. Pech nur, dass Jungs statt der üblichen 200, ganze 500 Stunden Kinderbetreuungserfahrung nachweisen müssen. Aber aufgrund der hohen Kinderzahl im Hause Germer wurden ihm 300 Stunden erlassen. Die übrigen 200 sammelte er mit Freiwilligenarbeit in einer Kindertagesstätte und als Begleitperson bei einer Kinderfreizeit.

Ob er dann in den USA neben dem Leben in einer neuen Kultur und fließendem Englisch auch das Hausmannsdasein erlernt habe? Ja, schon, meint David. Das war auch nicht schwer. Schließlich hatte er bis dato das Klischee vom männlichen Single in seiner ganzen Vollendung erfüllt: "Ich hatte ja noch nie Wäsche gewaschen, geschweige denn gebügelt. Das hat zu Hause alles die Oma gemacht." Und überhaupt: als eines der ältesten von zehn Kindern musste er oft bloß warten, bis für jeden Tag der Woche ein neues Geschwisterkind nachgerückt war – und schon war er raus aus dem Haushaltsplan.

Und wie fühlte sich das nun an, an vier Tagen pro Woche immer wieder ein anderes Date zu haben? "Am Anfang war das das Paradies", sagt David und ein breites Grinsen huscht über sein Gesicht. Aber irgendwann wurde es dann doch zu viel: "Vor allem, als es plötzlich daran ging Shoppingtouren zu begleiten." Und als es "irgendwie zu viel Mädchen wurden", da hat er sich doch lieber ausgeklinkt.

"Das hat zu Hause

alles die Oma gemacht."

David Germer, 21 Jahre
Das ist also nicht die Geschichte eines Mannes, der auszog die Welt zu erkunden und als er wiederkam, da war er ein Frauenversteher. Sondern es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der die Erfahrung macht, dass das weibliche Geschlecht auch seine Schattenseiten hat.

Würde David das Au-pair-Jahr wieder machen? Würde er wieder seine Koffer packen und ein ganzes Jahr Haushalt machen und unter Mädels weilen? "Auf jeden Fall!" So schlimm kann es also nicht gewesen sein. David sagt, warum: "Man muss eben Glück mit der Gastfamilie haben." Ach so.

Ressort: Zisch

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