"Ich habe keine Waffe"
ZISCH-INTERVIEW mit dem Diplomsozialarbeiter Thomas Gorzel.
Samuel Schätzle, Klasse 4, , 8197;b &
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Wie spannend ist wohl ein Job im Gefängnis? Thomas Gorzel kann davon berichten, er arbeitet als Sozialarbeiter in der Justizvollzugsanstalt Freiburg. Viertklässler Samuel Schätzle führte ein Interview mit ihm.
Zisch: Wie ist Ihre Berufsbezeichnung?
Thomas Gorzel: Ich bin Diplomsozialarbeiter und arbeite in der JVA Freiburg.
Zisch: Was machen Sie in Ihrem Beruf?
Gorzel: Ich arbeite in der Sicherungsverwahrungsabteilung und ich bin dort für die Betreuung der Sicherungsverwahrten zuständig, vor allem für diejenigen, die entlassen werden sollen.
Zisch: Wie lange arbeiten Sie?
Gorzel: Ich habe eine Wochenarbeitszeit von 41 Stunden. Das heißt, mein Arbeitstag ist über acht Stunden. Aber es gibt viele Tage, an denen ich auch länger da bin.
Zisch: Wollten Sie schon immer im Gefängnis arbeiten?
Gorzel: Ja, das war immer schon eine Richtung, die ich mir gut vorstellen konnte. Deshalb habe ich dann auch Sozialarbeit studiert.
Zisch: Macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß?
Gorzel: Ich gehe gerne zur Arbeit. Ich kann die Abteilung mitgestalten und Menschen begleiten, die häufig einen schwierigen Lebensweg haben. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man Menschen auf ihrem Weg in ein Leben in Freiheit begleiten kann.
Zisch: Wie fühlen sich die Gefangenen?
Gorzel: Es gibt sicherlich Menschen, die diese Zeit für sich nutzen können und im Gefängnis zum Beispiel eine Ausbildung machen oder einen Schulabschluss erwerben. Sie können aber zum Beispiel nicht einfach in die Stadt gehen oder ihre Kinder und ihre Angehörigen sehen. Das ist natürlich belastend. So gibt es bestimmt auch viele Gefangene, die abends in ihrer Zelle sitzen, wenn die Türen zugeschlossen sind, und über ihre Situation traurig oder wütend sind. Aber es gibt auch ganz viele Situationen, in denen man mit Gefangenen lachen kann. Das halte ich für sehr wichtig.
Zisch: Schimpfen Gefangene über Sie?
Gorzel: Das kann mal vorkommen. Häufig ist es so, dass ich Entscheidungen treffen muss, die nicht so gelegen kommen. Vielleicht haben sie sich Hoffnung gemacht, entlassen zu werden.
Zisch: Können Sie die Gefangenen gut leiden?
Gorzel: Man muss schon Menschen mögen, beziehungsweise die Arbeit mit Menschen mögen, die schwierige Lebenswege haben. Man darf diese Menschen nicht verurteilen und man muss eine Beziehung zu ihnen aufbauen.
Zisch: Ist der Job gefährlich?
Gorzel: Ich würde sagen, es ist wesentlich gefährlicher, sich draußen im Straßenverkehr zu bewegen.
Zisch: Sind Sie bei Ihrem Beruf bewaffnet?
Gorzel: Nein, ich habe keine Waffe. Sozialdienstmitarbeiter oder auch die Psychologen sind nicht bewaffnet.
Zisch: Hat schon jemand mehrmals etwas angestellt?
Gorzel: Viele Inhaftierte werden immer wieder straffällig. Manche waren schon sieben, acht, neun Mal im Gefängnis. Es gibt 50-jährige, die 25 oder 30 Jahre im Gefängnis gelebt haben und die immer nur kurze Zeit mit dem Leben draußen klargekommen sind.
Zisch: Ist schon mal jemand aus dem Gefängnis ausgebrochen?
Gorzel: Ja, das ist vor meiner Zeit gewesen. Ich bin seit 2004 dort tätig. Inzwischen sind die Gefängnisse durch technische Anlagen so sicher gebaut, dass niemand so ohne Weiteres ausbrechen kann.
Zisch: Wo können Sozialarbeiter noch arbeiten?
Gorzel: Es gibt ganz viele Stellen: Arbeit mit Jugendlichen, mit Familien, im Krankenhaus, in der Psychiatrie, auf dem Sozialamt oder in betreuten oder stationären Wohneinrichtungen. Es gibt eine große Bandbreite an Möglichkeiten, wo man als Sozialarbeiter arbeiten kann.
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