"Ich fahre täglich Achterbahn"
ZISCH-INTERVIEW mit Volker Klaiber aus der Geschäftsleitung des Europa-Parks über Sicherheitsvorgaben und sein Team.
Paul Brämer, Klasse 4b, Jengerschule (Ehrenkirchen)
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Volker Klaiber ist Mitglied der Geschäftsleitung des Europa-Parks und zuständig für den Bereich Operation und Service. Er wurde von Paul Brämer, begeisterter Achterbahnfahrer und Zisch-Reporter aus der Klasse 4b der Jengerschule in Ehrenkirchen, interviewt.
Klaiber: Ich bin promovierter Naturwissenschaftler und habe damals während meiner Doktorarbeit gesagt, ich möchte, wenn ich mit meiner Doktorarbeit fertig bin, mal wieder was ganz anderes machen, wieder mehr Praxis. So habe ich mich 2003 mehr oder weniger zufällig im Europa-Park beworben und bin auf gut Glück eingestellt worden.
Zisch: Was ist genau Ihre Aufgabe?
Klaiber: Ich bin verantwortlich für einen der größten Bereiche im Europa-Park, und zwar für den Bereich Operation und Service, das heißt für den kompletten Parkbetrieb. Die Aufgabe unseres großen Teams beinhaltet die Verantwortung für die Fahrattraktionen, die Achterbahnen aber auch für die einzelnen Häuser und die komplette Technik hintendran sowie für die Gärten und den Grünbereich. Zusammenfassend bin ich für all das zuständig, was der Besucher erlebt Tag für Tag. Wir kümmern uns jeden Tag darum, dass alles so schön wie möglich in Stand gehalten wird.
Zisch: Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Klaiber: Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich, mir wird nie langweilig. Es gibt jeden Tag neue Probleme und Aufgaben zu bewältigen und neue Herausforderungen zu meistern. Es gibt bei uns zum Beispiel eine Schreinerei, eine Zimmerei, eine Gärtnerei, wir haben Elektrotechniker, Werbetechniker und einen eigenen Reinigungsservice. Man lernt jeden Tag dazu und das macht meine Arbeit so interessant. Kein Tag ist wie der andere und es gibt eigentlich keine Routine.
Zisch: Können Sie in Ihrer Pause auch mal Achterbahn fahren?
Klaiber: Wenn der Europa-Park jetzt hoffentlich bald wieder geöffnet ist, fahre ich sogar täglich Achterbahn und das nicht nur in meinen Pausenzeiten, sondern sogar während meiner Arbeitszeit! Von daher ist es ein sehr schöner Beruf, wenn man das machen kann. Aber das muss ich auch tun, denn wenn ich durch die Brille des Gastes die Achterbahn betrete, dann fallen mir auch sehr viele Dinge auf, die man besser machen könnte, zum Beispiel die Sauberkeit, die Ordnung, die Kleidung der Mitarbeiter, die Leuchtmittel. Das sind alles Dinge, die ich dann prüfe, wenn ich täglich Achterbahn fahre.
Zisch: Was passiert mit den Achterbahnen im Winter, wenn der Europa-Park geschlossen ist?
Klaiber: Das ist im Achterbahnbetrieb eine ganz wichtige Zeit. Da kommt der TÜV, der ja auch bei deinen Eltern alle zwei Jahre das Auto auf die Sicherheit hin überprüft. Genau so werden auch die Achterbahnen durch die Prüfingenieure auf Herz und Nieren getestet. Wir haben sehr strenge Auflagen zu erfüllen. Zum einen sind es die Auflagen des TÜV, zum anderen sind es aber auch die Auflagen des jeweiligen Achterbahnherstellers. Wir zerlegen die Züge in ihre Einzelteile. Wir gehen sogar so weit, dass wir die Rahmen der Züge komplett entlacken, also wir befreien sie von der Farbe, so dass wir dann mit ganz modernen Prüfverfahren, sogenannten Magnetpulververfahren, Risse erkennen können, falls es welche gibt, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sind. Im Anschluss müssen die Achterbahnen nach strengen Vorgaben wieder zusammengefügt werden, so dass sie für die neue Saison wieder gut dastehen. Im Europa-Park, wie in der gesamten Freizeitparkbranche generell, ist die Sicherheit der wichtigste Aspekt, der beachtet werden muss. Daher gehen wir beim Thema Sicherheit keine Kompromisse ein, wir schauen da ganz genau und mit großer Sorgfalt darauf.
Zisch: Welche Teile einer Achterbahn müssen am häufigsten gewechselt werden?
Klaiber: Das sind zum Beispiel die Verbindungskupplungen in den Zügen oder die Achterbahnräder, man nennt sie Bandagen, die häufig aus Kunststoff bestehen und gewechselt werden müssen. Es gibt sehr genaue Erfahrungswerte, wie lange eine Bandage, zum Beispiel bei der Silver-Star-Achterbahn hält. Wir wissen also genau, nach welcher Zeit wir die Räder austauschen müssen. Es gibt aber auch noch die sogenannten Verbindungsbolzen oder andere Verbindungselemente, die regelmäßig ausgetauscht werden müssen. An den Sicherheitssystemen, wie den Bügeln, gibt es ebenfalls viele Teile, die häufig gewechselt werden müssen. Für jede Achterbahn werden Listen geführt, die vom Hersteller und auch vom TÜV Vorgaben beinhalten, wann welche Teile gewechselt und erneuert werden müssen.
Zisch: Welche Achterbahn ist die beliebteste im Europa-Park?
Klaiber: Für die großen Achterbahnen wie Wodan, Blue Fire oder Silver Star und Cancan-Coaster gibt es unterschiedlich große Fangruppen. Aber das sind sicherlich die beliebtesten Achterbahnen im Europa-Park. Welche ist denn deine Lieblingsachterbahn?
Zisch: Momentan ist Wodan meine Lieblingsachterbahn. Welche Achterbahn fahren Sie am liebsten?
Klaiber: Da gibt es bei mir ein ganz enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Wodan, Blue Fire und Silver Star. Die Bue-Fire-Achterbahn fahre ich gerne wegen des Loopings und der Inversionen, das sind die Verschraubungen an der Schiene. Die Silver Star fahre ich gerne wegen des Sturzes aus 75 Meter Höhe mit über 130 Kilometern pro Stunde. Aber auch die Wodan-Holzachterbahn mit ihren teuflisch schnellen Ecken und Kurven hat ihren Reiz.
Zisch: Mein Berufswunsch ist es, später einmal Achterbahnbauer zu werden. Welche Tipps können Sie mir geben?
Klaiber: In der Schule immer gut aufpassen und lernen, die Hausaufgaben machen und dich für Technik und Mathematik sowie für Physik und Chemie interessieren. Für den Beruf des Achterbahnbauers kannst du nach dem Abitur Maschinenbau studieren und dich dann bei Mack Rides als Maschinenbauingenieur bewerben. Wenn du das schaffst, kannst du mit anderen Mitarbeitern neue hochspektakuläre Achterbahnen entwickeln.
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