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"Ich betrachte gern Sterne"

Interview mit dem Erzbischof Robert Zollitsch über den Papst und Einsamkeit.  

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Seit einigen Wochen schon fieberten wir Viertklässler aus Heiligenzell auf den 10. Juli hin, denn da stand ein besonderes Ereignis an: Die Idee von Emanuel, einem Schüler aus unserer Klasse, war nämlich, im Rahmen des Zisch-Projekts den Erzbischof in Freiburg um ein Interview zu bitten. Es war eine große Überraschung und Freude, als auf die Anfrage hin ganz schnell eine positive Rückmeldung kam.

Am vergangenen Dienstag fand dieser Besuch im Ordinariat nun statt. Eine Stunde vor dem geplanten Termin mit dem Erzbischof waren wir mit unserer Klassenlehrerin, Frau Toth, und Herrn Pfarrer Hafner eingeladen worden, dass Ordinariatsgebäude zu besichtigen. Herr Maas, der Sekretär des Erzbischofs, führte uns durch das sehr interessante alte Haus und beantwortete viele unserer Fragen im wunderschönen Sitzungszimmer des Erzbischofs. Pünktlich um 17 Uhr erschien dann Erzbischof Robert Zollitsch zum Interview.

Klasse 4: Waren Sie früher Ministrant?

Erzbischof Robert Zollitsch: Ja, das war ich. Es hat mir auch viel Freude gemacht.
Klasse 4: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Priester zu werden?
Zollitsch: Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen. In der Oberstufe des Gymnasiums habe ich mir Gedanken gemacht, was der Sinn des Lebens ist. Da habe ich mich entschlossen, Theologie zu studieren, um das, woran ich glaube, an andere Menschen weiterzugeben.
Klasse 4: Mit wie vielen Jahren wurden Sie Bischof?
Zollitsch: Ich wurde vor vier Jahren zum Bischof geweiht, also mit 64 Jahren.
Klasse 4: Welche Aufgaben haben Sie als Erzbischof?
Zollitsch: Das sind viele Aufgaben. Der Erzbischof hat die Gesamtverantwortung für die Diözese Freiburg, die aus über 1000 Pfarreien besteht, mit über zwei Millionen Katholiken. Außerdem trägt er dafür Sorge, dass Gottesdienste gefeiert werden, Religionsunterricht erteilt wird, dass Priester und Diakone ausgebildet und geweiht werden. Lehrer bekommen von ihm die Missio, das heißt, sie dürfen Religionsunterricht erteilen. Er pflegt viele Kontakte im In- und Ausland.
Klasse 4: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Zollitsch: Um 5.30 Uhr stehe ich auf. Dann folgt das Morgengebet (Laudes) und die hl. Messe in der Hauskapelle. Um 7 Uhr gibt es Frühstück, bevor ich um 7.30 Uhr in das Ordinariat gehe. Dort finden dann Besprechungen und Gespräche statt. Um 12.30 Uhr gibt es Mittagessen und eine kleine Pause. Von 14 Uhr bis 19 Uhr arbeite ich wieder im Ordinariat. Oft nehme ich noch einiges mit nach Hause, um es aufzuarbeiten.
Klasse 4: Waren Sie schon beim Papst?
Zollitsch: Ja, ich war schon mehrfach beim Papst. Ich bin auch früher schon Paul VI. begegnet, und Johannes Paul II. bei meinem Antrittsbesuch. Der Sekretär des Papstes fragte mich, in welcher Sprache ich mit dem Hl. Vater sprechen wolle. Ich antwortete: "Der Hl. Vater kann besser Deutsch sprechen als ich in jeder anderen Fremdsprache." Den jetzigen Papst Benedikt habe ich in Köln getroffen beim Weltjugendtag und im April an seinem 80. Geburtstag.
Klasse 4: Haben Sie auch Ferien oder Urlaub?
Zollitsch: Ja, natürlich mache ich auch Urlaub. Am liebsten fahre ich in die Berge, weil ich gerne wandere. Dann fühle ich mich richtig erholt und fit für die Arbeit.
Klasse4: Macht Ihnen die Arbeit Spaß?
Zollitsch: Ich habe viel zu tun. Die vielen Kontakte und Begegnungen mit Menschen sind schön. Es wird nicht langweilig. Mühsam sind manchmal die vielen Besprechungen und Konferenzen.
Klasse 4: Waren Sie schon einmal in Heiligenzell?
Zollitsch: (lacht.) Ich war sogar schon mal in Heiligenzell. Da war ich noch Student. Ich habe einen Pfarrer besucht, der aus Heiligenzell stammt, nämlich Adelbert Roth. Heiligenzell ist mir durchaus bekannt.
Klasse 4: Kennen Sie Pater Joseph Kentenich und sind Sie ihm einmal begegnet?
Zollitsch: Ja, ich kenne Pater Kentenich. Er ist der Gründer der Schönstatt-Bewegung. Als ich das erste Mal in Amerika war, habe ich ihn besucht. Vieles habe ich mit ihm besprochen. Ich bin ihm auch mehrmals begegnet, als er in Deutschland zurück war.
Klasse 4: Was machen Sie in Ihrer Freizeit und was haben Sie für Hobbys?
Zollitsch: Also, Freizeit habe ich nicht viel. Aber wenn ich Zeit habe, gehe ich gerne auf dem Schlossberg spazieren. Zu Hause habe ich ein Heimfahrrad stehen, auf dem ich mich in Bewegung halte. Ich sitze nämlich sehr viel im Auto. Wenn ich Zeit habe, fröne ich meinem Hobby, das ich schon als Schüler hatte: Schmetterlinge, Käfer und Pflanzen beobachten. Außerdem betrachte ich gerne den Sternenhimmel.
Klasse 4: Wie viele Mitarbeiter sind bei Ihnen im Ordinariat beschäftigt?
Zollitsch: Es sind 200 Mitarbeiter, darunter drei Weihbischöfe und sieben Domkapitulare.
Schüler: Was ist ein Pontifikalamt?
Zollitsch: Pontifex heißt Brückenbauer. Pontifikalamt ist das feierliche Hochamt, das der Bischof feiert.
Schüler: Wie erkennt man einen Bischof?
Zollitsch: Zeichen des Bischofs sind: Die Mitra, der Stab, der Ring und das Bischofskreuz.
Schüler: Fühlen Sie sich einsam?
Zollitsch: Ich habe mich in meinem Leben nicht einsam gefühlt. Durch die vielen Begegnungen und durch die Begegnung mit Jesus bin ich nie allein.

Am Ende des Interviews bedankten sich zwei Kinder im Namen der Klasse mit einem Geschenkkörbchen und einem Blumengruß. Mit dem Lied "Mit meinem Gott spring’ ich über Mauern" verabschiedeten wir uns und bemerkten, dass sich der Erzbischof sehr über unseren Gesang gefreut hat. Zum Schluss bekamen wir alle noch ein Autogramm und von Schwester Emanuela einen Stempel in unseren "Presseausweis".

Ressort: Zisch

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