Höhentraining an der Gaskugel - Berufsfeuerwehr übt den Ernstfall
„Flaschenzug ab!“ Langsam setzt sich die orangene Rettungstrage in Bewegung. An mehreren Seilen geht’s von der Mittelplattform der Freiburger Gaskugel abwärts. Die graue Badenova-Kugel am Autobahnzubringer Mitte hat sich Stefan Moritz ausgesucht.
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Er leitet die Absturzsicherungsgruppe der Freiburger Berufsfeuerwehr. Seine Männer müssen immer wieder an ungewöhnlichen Orten trainieren – und zwar in schwindelerregender Höhe.
Heute teilt er sich die Plattform mit vier behelmten und begurteten Feuerwehrmännern der Absturzsicherungsgruppe. In den letzten Minuten haben sie dort oben Seile gelegt, Knoten gemacht und Karabiner geklickt. Ihre Aufgabe: Sie sollen einen Verletzten bergen – und zwar mit Flaschenzug und Schleifkorbtrage.
In der Trage liegt ein quicklebendiges Opfer, Jürgen Kehrer. Der Feuerwehrmann hat sich freiwillig für den Opferjob gemeldet: "Ich will mir die Sache mal von oben anschauen." Jetzt muss er eben aushalten, wie ihn die eigenen Kollegen am Seil runterlassen.
nur üben
Immer wieder ermöglicht Badenova der Freiburger Berufsfeuerwehr, an ihrem Gasspeicher zu trainieren (siehe Infobox). "Für uns ist das auch gut", sagt Thomas Deubler, Techniker und Gaskugelexperte von Badenova. Und sagt, dass regelmäßig Mitarbeiter auf die Kugel hinauf kletterten, zudem komme alle zwei Jahre der TÜV, das nächste Mal im Mai.
Am Mittwoch sind beim Training an der Kugel 16 der rund 100 Berufsfeuerwehrmänner dabei. "Wir sind abkommandiert", sagt Stefan Moritz. Nur bei einem Großeinsatz müssten seine Männer mit den beiden Einsatzfahrzeugen von der Gaskugel abrücken. Das Training sei wichtig, denn es geben Situationen, in denen die Feuerwehr nicht mit Fahrzeug und Drehleiter an Objekte fahren kann. Zum Beispiel auf ein Baustellengelände, oder weil das Fahrzeug mit 16 Tonnen zu schwer ist. Hilfe in der Höhe gibt’s für die Wehr auch: "Wenn’s komplizierter wird, kommt die Bergwacht hinzu."
Josef Wilms sieht sich das Spektakel an, er ist einer der Kiebize. Von der Übung hat er in der BZ erfahren. Und da der 86-Jährige in Betzenhausen wohnt, spazierte er bei dem herrlichen Wetter zur Gaskugel. "Mit dem Hubschrauber geht’s aber schneller", sagt er mit Blick auf die orangene Rettungstrage.
In der ist Jürgen Kehrer mittlerweile wieder auf dem Boden angekommen. "Ein bisschen mulmig war mir schon", sagt er. Nicht, weil er sich auf seine Kollegen verlassen musste – sondern weil Kehrers Blick nach oben in den Himmel ging. "Und das kommt in meinem Job eigentlich nie vor."