Hineinschnuppern in eine ganz andere Welt

Wie ist es, als junger Mensch auf der Straße klarkommen zu müssen? Firmlinge der Seelsorgeeinheit Freiburg-West geraten bei einem Ausflug ins Nachdenken.  

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Zur Firmungsvorbereitung  gehört für  ...auch ein Ausflug in die Straßenschule.  | Foto: bamberger
Zur Firmungsvorbereitung gehört für einige Jugendliche auch ein Ausflug in die Straßenschule. Foto: bamberger

Anfangs schweigen sie noch auf solche Fragen: "Warum gehen manche nicht mehr zur Schule? Könnt ihr euch vorstellen, wie es ist, wenn es Eltern nicht interessiert, ob ihr eine Zwei in Mathe geschrieben und euer Zimmer aufgeräumt habt?" Aber allmählich tauen die vier Jungs und drei Mädchen auf, die in einer von mehreren Gruppen im Haus unterwegs sind. Das Haus ist die Freiburger Straßenschule, eine Anlaufstelle für junge Menschen auf der Straße. Die Jugendlichen kommen aus einer vergleichsweise anderen Welt: Sie bereiten sich auf ihre Firmung vor.

Nein, sagt Dennis (14), bisher konnte er sich nie ein Bild davon machen, wie das ist: Auf der Straße zu leben, ohne Dach über dem Kopf, ohne eigenes Zimmer und Bett. An den ersten zwei von vier Info-Etappen in der Straßenschule an der Schwarzwaldstraße stocken die Gespräche eher noch, zu denen die "Straßenschule"-Mitarbeiter Magdalena Wolf, Sabine Risch, Bernhard Bender und Christoph Syri die Jugendlichen anregen.

"Was denkt ihr, wenn ihr Leute seht, die euch um Geld bitten?" fragt Sabine Risch. "Ich frage mich immer: Warum machen die das? Wieso sind die auf der Straße?" sagt Tamara (13). Dann überlegt sie weiter: "Vielleicht sind sie früh von der Schule weggegangen oder ihre Eltern haben keine Zeit für sie." Sabine Risch nickt: Die Eltern sind fast immer das Hauptproblem, aber auch andere Erwachsene – zum Beispiel Lehrer – die es nicht hinbekommen, Jugendlichen gute, tragfähige Bindungen und Vertrauen zu vermitteln. Eigentlich wünschten sich alle, die früh aus der Bahn geworfen wurden, nichts anderes als "Normalität", betont Christoph Syri: "Eine Wohnung, eine Beziehung, einen Job." Der Unterschied zu den meisten anderen, die es besser hinbekommen, ihre Ziele zu erreichen, ist: "Sie hatten keine Lebensumstände, die das zugelassen haben."

Dagegen wollte Uwe von Dücker, der Gründer der Freiburger Straßenschule, etwas tun. Er war schockiert, als er aus Südamerika zurück kam und sah, dass auch in Freiburg Jugendliche auf der Straße leben, erzählt Magdalena Wolf. Inzwischen, 15 Jahre nach der Gründung, arbeitet die einst ausschließlich über Spenden finanzierte Initiative unter der Trägerschaft des SOS-Kinderdorfs.

Immer wieder prallen in den Gesprächen die unterschiedlichen Welten aufeinander. "Bereuen es die meisten irgendwann, dass sie von zu Hause weggegangen sind?" fragt Henrike (14). Das hat Bernhard Bender noch nie erlebt. "Wahrscheinlich ist es so schlimm, bevor man eine solche Entscheidung trifft, dass man sie hinterher nie bereut."

Andere Dinge dagegen bereuten viele: zum Beispiel, dass sie keinen Schulabschluss gemacht haben. Da versuchen die Mitarbeiter der Straßenschule zu unterstützen, genau wie bei der Wohnungssuche und allen anderen Problemen, aus denen sich oft komplizierte Teufelskreise entwickelt haben. Es sind neue Einblicke für die Jugendlichen, die aus der katholischen Seelsorgeeinheit Freiburg West – mit den Gemeinden Heilige Familie, St. Albert und St. Cyriak – stammen. Sie haben am 14. Juli Firmung und bereiten sich unter anderem mit jeweils vier Projekten darauf vor, insgesamt 26 standen zur Wahl. Ralf Grethler, ein Vater aus der Eltern-Vorbereitungsgruppe, hat die Kontakte zur Freiburger Straßenschule vermittelt und damit offenkundig einen Nerv getroffen: 40 von insgesamt rund 80 Jugendlichen hatten sich angemeldet.

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