Dokumentation
Hebel-Preis: Laudatio auf Franz Hohler
Franz Hohler hat den Hebel-Preis des Landes Baden-Württemberg erhalten. Wir dokumentieren die Laudatio von Jury-Mitglied und BZ-Redakteurin Bettina Schulte im Wortlaut.
Sa, 10. Mai 2014, 14:00 Uhr
Literatur
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sehr geehrter Franz Hohler,
ich möchte mit einer meiner Lieblingsgeschichten beginnen. Sie heißt "Die Rückeroberung"und erzählt davon, wie sich die wilde, undomestizierte Natur der Weltstadt Zürich bemächtigt. Zuerst ist es ein Steinadlerpärchen, das in Sichtweite des Ich-Erzählers nistet. Dann kommen Hirsche, angeführt von einem 24-Ender, es folgen Wölfe und Bären, die Behörden stellen ihnen nach und töten etliche von ihnen, aber sie werden ihrer nicht Herr. Schließlich überwuchern extrem schnell wachsende Pflanzen die Errungenschaften der Zivilisation. Ein Horrorszenario - eigentlich.
Doch Franz Hohlers Ich-Erzähler registriert die "Rückeroberung" des in Vorzeiten der Natur abgetrotzten Terrains mit Gleichmut. Er versucht sich einzurichten im Unausweichlichen - und ist in dieser Hinsicht eine typische Franz-Hohler-Figur: Ihr Autor mutet seinen Figuren einiges zu an Einbrüchen des Unwahrscheinlichen, des Phantastischen, des Unerklärlichen in ihren Alltag. Sie nehmen es hin, staunend, verblüfft vielleicht, getrieben vom Bedürfnis, Aufklärung zu schaffen, aber sie revoltieren nicht gegen etwas, das sie nicht verstehen können, das sich der rationalen Weltsicht entzieht.
Und so geschieht es ...