"Haslach muss man einfach fühlen"
ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Polizisten Christian Rickhoff über seinen Arbeitsalltag in seinem Stadtteil Haslach.
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Die Schülerinnen Carina Schillinger und Vivian Kern aus der Klasse Sprach 8 der Freien Christlichen Schule Freiburg interviewten Christian Rickhoff, den 44-jährigen Polizeichef von Freiburg-Haslach, der auch dort wohnt und seit 21 Jahren bei der Polizei arbeitet.
Rickhoff: Ich habe, bevor ich zur Polizei gegangen bin, Energieelektroniker gelernt. Ich habe aber relativ schnell festgestellt, dass dieser Beruf für mich zu langweilig ist. Während dieser Zeit habe ich mich immer wieder gefragt, was ich eigentlich will. Und nach einer Weile wusste ich es – nämlich einen Beruf, bei dem jeder Tag ein bisschen anders ist. Durch eine gute Freundin kam ich darauf, mich bei der Polizei zu bewerben.
Zischup: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Rickhoff: Der Alltag eines Polizisten ist immer abhängig davon, welche Tätigkeit er hat. Ich bin jetzt hier der Leiter vom Polizeiposten Freiburg-Haslach und bei mir beginnt der Tag damit, dass ich am PC das Lagebild auswerte, um zu erfahren, was sich ereignet hat. Im Anschluss machen wir eine Frühbesprechung, bei der ich meine Kollegen über die wichtigsten Geschehnisse informiere. Wir besprechen dann, was noch alles ansteht, z.B. Durchsuchungen und Einsätze. Anschließend gehe ich wieder zurück in mein Büro und koordiniere die weiteren Abläufe hier, verteile die neuen Ermittlungsvorgänge und lese mir die fertig bearbeiteten Vorgänge durch, berate und unterstütze Kollegen. Zwischendurch kommen hier Anrufe rein von Bürgern, die Probleme haben oder Anzeige erstatten möchten. Denen versuche ich, auch weiterzuhelfen.
Zischup: Was sind die drei wichtigsten Dinge, die ein Polizist Ihrer Meinung nach können sollte?
Rickhoff: Als Polizist ist es wichtig, dass er die richtige Einstellung zu sich, zum Beruf und zu seiner Umwelt hat. Er muss Menschen mögen, auch wenn es einem in vielen Situationen schwerfällt, gerade weil man als Polizist mit den unterschiedlichsten Menschen, Problemstellungen und Konfliktsituationen zu tun hat. Außerdem sollte ein Polizist teamfähig sein, da wir unsere vielfältigen Aufgaben nur als Team bewältigen können. Wenn man draußen auf der Straße agiert, muss man sich auf seinen Streifenpartner verlassen können, insbesondere wenn die Situationen unübersichtlich und gefährlich sind. Wichtig ist auch, und das wäre der dritte Punkt, dass man flexibel ist, weil es sein kann, dass jetzt, in diesem Augenblick, ein Anruf reinkommt, und es heißt, wir haben einen Brand oder eine Geiselnahme oder sonst irgendetwas, worauf wir ganz schnell reagieren müssen. In solchen Momenten bleibt einem Polizisten nicht viel Zeit zu überlegen und er ist gezwungen, Entscheidungen zu treffen und zu handeln.
Zischup: Was war das Verrückteste, das Ihnen jemals passiert ist?
Rickhoff: Als ich noch Berufsanfänger war, waren wir wegen einem psychisch auffälligen Mann im Einsatz, der randaliert hat. Wir haben ihn in unserem Fahrzeug mitgenommen und sind zur Psychiatrie der Uniklinik gefahren. Um ihn zu beruhigen, habe ich mich mit ihm unterhalten, und er hat mir viele wirre Dinge erzählt, unter anderem, dass er Stimmen hört. Er wollte von mir wissen, ob ich auch die Stimmen hören könnr. Und in meiner Unerfahrenheit, und weil ich die Person beruhigen wollte, habe ich ja gesagt. Wie sich dann später herausgestellt hat, war das jedoch ein Fehler, weil die Person dem Arzt in der Psychiatrie als erstes gesagt hat, dass nicht er, sondern der Polizist da draußen Stimmen höre.
Zischup: Mussten Sie schon mal die Waffe auf jemanden richten?
Rickhoff: Da gab es auch zwei Situationen, bei denen ich das in Betracht gezogen habe. Das war einmal auf einem Polizeirevier, als eine Person eine abgebrochene Glasflasche in der Hand hatte. Es war nicht ganz klar, ob die Person kurz davor ist, uns anzugreifen. Zum Glück konnte die Person beruhigt werden. Bei der zweiten Situation war es so, dass eine Person die Polizei zum Gebrauch der Schusswaffe provozieren wollte. Diese Person hat uns mit einem Messer bedroht und wollte, dass wir ihn erschießen, weil er Suizidabsichten hatte, es aber nicht selber machen wollte.
Zischup: Wie würden Sie den Stadtteil beschreiben, in dem Sie arbeiten?
Rickhoff: Haslach muss man einfach fühlen, weil dieser Stadtteil sehr vielseitig und interessant ist, weil er einfach viele Kulturen beheimatet und eine Vielzahl unterschiedlichster Personen hier leben. Für mich ist Haslach ein Stück Heimat, ich fühle mich dem Stadtteil sehr verbunden und wie die meisten Haslacher bin auch ich stolz darauf, aus Haslach zu stammen, auch wenn Haslach oder vielleicht auch gerade weil Haslach nicht den besten Ruf hat. Es ist nicht einfach zu erklären. Auch wenn hier im Stadtteil viel Polizeirelevantes passiert, schätzen die Haslacher einen direkten Umgang. Das heißt, sie sagen klar und deutlich, was sie denken und wollen im Umkehrschluss genauso klar und deutlich behandelt werden.
Zischup: Worin liegt die größte Herausforderung in Ihrem Beruf?
Rickhoff: Dass man Mensch bleibt und dass man seinen inneren Überzeugungen treu bleibt.
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