Frankreich

Halloween: Stadt Paris vermietet Katakomben

Angesichts des knappen Kulturbudgets gibt die Pariser Stadtverwaltung die Katakomben frei. Für 350 000 Euro stellt sie das Totenreich für eine private Halloween-Fete zur Verfügung.  

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Die Stadt Paris vermietet an Halloween die Katakomben – der blanke Horror.  | Foto: dpa
Die Stadt Paris vermietet an Halloween die Katakomben – der blanke Horror. Foto: dpa
Aus Sicht so manches lebenden Parisers ist das der schlichte Horror. Konservative Oppositionsabgeordnete verfallen in Zynismus und erkundigen sich, wann die Stadt denn den altehrwürdigen Père-Lachaise-Friedhof für ein Popkonzert auszuschreiben gedenke.

Aber es kommt noch gruseliger. Wer geglaubt hatte, im Pariser Untergrund geht es in der Nacht von Samstag auf Sonntag feucht-fröhlich zu, hat sich getäuscht. In den ehemaligen Steinbruchstollen, wo unter Metrotunneln und Abwasserrohren die Gebeine von sechs Millionen Bürgern ruhen, wird sich an Halloween bei konstant 14 Grad gespenstische Stille ausbreiten. Den Zuschlag bekommen hat nämlich Airbnb, das Online-Portal, das Unterkünfte vermittelt. Im Fall der Katakomben ist es sogar kostenlos. Airbnb hat vor einer der mit Schädeln gespickten Wände des Totenreichs ein Doppelbett aufstellen lassen. Für die Nacht vom 31. Oktober zum 1. November steht es zur Verfügung.

Doppelbett von Airbnb

Jedoch, ganz ohne eigenen Beitrag öffnet sich das Tor zur Unterwelt dann doch nicht. Wer in den Katakomben nächtigen möchte, muss zuvor schriftlich darlegen, dass er den erforderlichen Mut aufbringt. Diejenigen, die dies nach Ansicht des Veranstalters am überzeugendsten und originellsten getan haben, dürfen am Samstagabend um 20 Uhr 130 Stufen Richtung Doppelbett hinabschreiten. Danach ist auch in den Katakomben die Hausordnung des Verwalters, der Zusammenschluss städtischer Museen "Paris Musées", zu respektieren. Haustiere, Lärm, Feuer, auch Kerzen sind verboten. Und zwischen Bettgestell und Knochen ist ein Mindestabstand von 70 Zentimetern zu wahren. Ein Bad gibt es zwar nicht – aber Verpflegung. Gereicht werden ein musikalisch untermaltes Abendessen und ein Frühstück.

So mutig das 20 Meter unter der Erde nächtigende Paar freilich auch sein mag, der Schreck dürfte ihm gleichwohl in die Glieder fahren. Nicht der Anblick von zigtausend Totenschädeln schockiert. Damit war zu rechnen. Entsetzen dürften vielmehr ganz andere Dinge auslösen. Rund ein Dutzend mit Sprechfunkgeräten gewappnete Aufseher werden durch die Katakomben streifen und ein Auge auf die Gäste haben. Und eine Konservatorin wird das Paar über historische und kulturelle Bezüge des Gebuchten aufklären. Der Blogger, der sich ausgemalt hat, wie ein Pärchen im Angesicht des Todes Pfeffer in ein womöglich schal gewordenes Liebesleben bringt, liegt auf alle Fälle gründlich daneben. Halloween in den Katakomben von Paris? Der Horror!
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