Euro 2016
Halbfinale gegen Frankreich: Schweinsteiger in der Startelf
Ein Höchstmaß an Disziplin und Aufmerksamkeit, aber auch an körperlicher Konkurrenzfähigkeit: René Kübler erklärt, was bei der deutschen Nationalelf vor dem Halbfinale gefragt ist.
Do, 7. Jul 2016, 10:46 Uhr
Fußball-EM
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Geht es um die deutsche Startaufstellung, ist man auf einigen Positionen mehr denn je angewiesen auf Spekulationen und Interpretationen. Fest steht: Die Stammkräfte Mats Hummels, Mario Gomez und Sami Khedira können nicht mal gerade so ersetzt werden. Es bedarf ausgedehnter Überlegungen – nicht nur personeller, sondern vor allem auch strategischer Art.
Grundlegende Fragen müssen beantwortet werden: Ist es sinnvoll, gegen die Franzosen erneut auf eine Dreierabwehrkette zu setzen, um nach dem Ausfall von Hummels die defensive Stabilität nicht zu gefährden? Oder wäre eine Viererkette nicht geeigneter, um mit einer weiteren Offensivkraft die defensiven Schwächen der Franzosen auszunutzen? Der Personalie Schweinsteiger kommt entscheidende Bedeutung zu. Der frühere Münchner habe sich nach seiner Einwechslung in der Partie gegen Italien glänzend reingearbeitet, befand Löw. "Er hat Kraft gehabt."
Gleichzeitig war zu sehen, dass Schweinsteiger Mühe bekommt, wenn sich das Tempo im Spiel erhöht. Und ein angeschlagener Akteur wird in der Regel nicht schneller und spritziger. "Eins ist klar: Spieler, die nicht zu 100 Prozent fit sind, lasse ich nicht spielen", hat Löw deswegen bereits vorbeugend klargestellt. Eine Ansage, die auch oder gerade Schweinsteiger gegolten haben könnte. Doch welcher ehrgeizige Spieler sagt seinem Trainer vor solch einem großen Duell, dass er nur bei 80 oder 90 Prozent liegt? Schweinsteiger ist nicht so ein Typ. Zumal Joachim Löw zunächst ausdrücklich betonte: "Ich hoffe, dass er spielen kann."
Seit Mittwochabend steht fest: Der Wunsch des Bundestrainers geht in Erfüllung. Er plant im Halbfinale erstmals im Turnierverlauf mit seinem Kapitän Bastian Schweinsteiger in der Startformation und als Khedira-Ersatz. "Die Verletzung ist so gut wie auskuriert, er wird auf jeden Fall beginnen", sagte der Coach auf der Pressekonferenz zum Spiel in Marseille. "Gerade in einem Hexenkessel wie hier ist seine Erfahrung enorm viel wert", sagte der Bundestrainer über seinen Mannschaftsführer.
Als wahrscheinlichste Schweinsteiger-Alternative war zuvor Julian Weigl gehandelt worden. In Kombination mit einer kompakten Dreierabwehrkette dahinter (Höwedes, Boateng, Mustafi) schien der strategische Ballverteiler und Vereitler gegnerischer Pässe die sinnvollste Wahl. "Ich habe Vertrauen zu allen Spielern", hat Löw stets betont. Jeden einzelnen der bisherigen Reservisten könne er bedenkenlos bringen.
Allerdings schränkte er in einem Punkt ein: Für die ganz jungen Akteure wie den 20-jährigen Weigl müsse man den richtigen Zeitpunkt finden. "Ein Spiel, in dem es um so viel geht?", fragte Löw in die Runde. Die Antwort ließ er zunächst offen – im Falle von Weigl beantwortete er sie dann auf seine Weise: Er entschied sich im defensiven Mittelfeld gegen die Jugend und für den Spielführer.
Für Schweinsteiger spricht seine unendlich große Erfahrung. Dass er in wichtigen Spielen ein einflussreicher Anführer sein kann, hat er beim Weltmeisterschaftsfinale 2014 in Brasilien eindrucksvoll demonstriert. Wenn er nun also beginnt – vielleicht als eine Art Libero vor der Abwehr – wäre die Rückkehr zur Viererkette durchaus sinnvoll. Dadurch böte sich Löw die Möglichkeit, im Vergleich zum Italien-Spiel eine weitere Offensivkraft aufzubieten – und die offensichtlichsten Schwachstellen der Franzosen zu attackieren.
"Ich bin optimistisch, dass wir die richtigen Lösungen finden", sagt Thomas Müller, der bei dieser Europameisterschaft noch ohne Treffer ist. Wenngleich dies in den Augen seines Trainers noch schwieriger sein wird als gegen Italien.
Auch wegen des Gegners. "Frankreich ist weniger ausrechenbar", erklärt Löw. Die flexible Offensivkraft der EM-Gastgeber mit dem Stoßstürmer Olivier Giroud, dem schnellen Antoine Griezmann, dem gefährlichen Schützen Dimitri Payet und dem vehement nachrückenden Energiebündel Paul Pogba erfordert ein Höchstmaß an Disziplin und Aufmerksamkeit, aber auch an körperlicher Konkurrenzfähigkeit.
Womit wir wieder bei Bastian Schweinsteiger wären.
- Frankreich diskutiert: Zu viele Schwarze in der Nationalelf?
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ