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Hochwasserschutz

Gutachten verstauben ungelesen in den Schubladen der Verwaltung

  • Hans Schmidt (Freiburg)

  • Mo, 01. Juli 2024
    Leserbriefe Freiburg

     

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Zum Bericht "Defizite im Hochwasserschutz" (BZ vom 20. Juni) über die Situation im Freiburger Stadtteil St. Georgen.

Hochwasserschutz in St. Georgen: Die zahlreichen, von der Stadt in Auftrag gegebenen kostspieligen Gutachten verstauben ungelesen in den Schubladen der Verwaltung.

Die Zuständigkeit für das Gewässer zweiter Ordnung liegt zweifelsfrei bei der Stadt Freiburg. Alle Gutachten führen zum selben Ergebnis: "Der Hochwasserschutz ist mangelhaft". Der Verwaltung ist seit Jahren bekannt, dass beim Hochwasserereignis HQ100 (durchnittliches 100-jährliches Hochwasserereignis) der Dorfbach bis zu 200 Meter ausufert. Die Wohnräume und Keller unserer Häuser werden bis unter die Decke unter Wasser stehen, auch mehrere Tiefgaragen werden geflutet. Jeder sechste Bürger ist davon betroffen. Todesfälle sind nicht auszuschließen.

Die Aufnahmefähigkeit des Gewässers ist sehr unterschiedlich. So treffen zum Beispiel bei einem HQ100 beim Zusammenfluss von Alt- und Neuarm beim Cardinalweg Wassermassen mit bis zu 27 Kubikmeter pro Sekunden auf einen Bachabschnitt von 13,5 Kubikmeter pro Sekunden Ablaufvermögen.

Dass seit Jahrzehnten der Dorfbach nicht einmal das Hochwasserereignis HQ10 gefahrlos abführt, ist grob fahrlässig. Der Hinweis an die Bürger, selbst für den Hochwasserschutz (HWS) zuständig zu sein, ist mehr als zynisch.

Für die Lieblingsprojekte der Verwaltung werden in den jeweiligen Doppelhaushalten gerne zweistellige Millionenbeträge ausgegeben, für den Hochwasserschutz in unserem Stadtteil ist aber kein müder Euro übrig. Dabei könnte mit einem überschaubaren Betrag die Schadenssumme von 60 Millionen Euro nahezu halbiert werden. Alle notwendigen Daten für einen effektiven Hochwasserschutz liegen spätestens seit 23. Februar 2011 mit dem Gutachten von Ernst & Young vor. Hochwasserschutz entsteht nicht durch eine aufwendige Messkampagne, sondern man muss ihn einfach nur machen. Jeder Euro hierfür ist gut investiert und wird dringend benötigt, um einen 60-Millionen-Euro-Schaden zu vermeiden, zumal auch Todesfälle nicht auszuschließen sind. Die Zeit ist reif, endlich das Thema Hochwasserschutz zur Chefsache zu machen und sich als Entscheidungshilfe die Zeit zu nehmen, mit den Befürwortern und den betroffenen Bürgern zu sprechen. Hans Schmidt, Freiburg

Ressort: Leserbriefe Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 01. Juli 2024: PDF-Version herunterladen

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Kommentare (1)

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Manfred Kruppeit

542 seit 2. Nov 2017

Herr Schmidt, glauben Sie wirklich, dass die Stadt Freiburg nicht zu unterscheiden weiß zwischen Pflicht und Kür und der Etat vom Gemeinderat entsprechend priorisiert wird?

Zu den Pflichtaufgaben gehören zweifellos die Vergrämung des ruhenden wie fließenden Autoverkehrs, Verschönerungen von Kreuzungen und anderen Straßenbereichen, Einrichten von Beauftragtenstellen ohne Ende, Sparen an der inneren Sicherheit und, und, und.

Das kostet doch alles viel Geld, und da kommen Sie daher und verlangen allen Ernstes, die Stadt möge sich um den Hochwasserschutz der St. Georgener Häuser kümmern.
Das gehört doch eindeutig zur Kür. Und für Kür-Aufgaben hat man leider nicht genug Geld.


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