El Salvador / Marshall-Inseln
Hat ein Schiffbrüchiger mit Schildkrötenblut überlebt?
Ein Mann wird an einem Südseestrand angespült. Er sagt, er sei 12.500 Kilometer und mehr als ein Jahr lang in einer Nussschale auf dem Pazifik getrieben. Ausgemergelt wirkt er nicht. Ist er ein Odysseus oder ein Hochstapler?
Mi, 5. Feb 2014, 0:00 Uhr
Panorama
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Am Donnerstag hatten ihn Fischer des Pazifikatolls Ebon am Strand gefunden. Sein Motor hatte keine Schiffsschraube mehr, es gab weder eine Angel noch Fischernetze an Bord, dafür aber eine Schildkröte. Beim Anblick seiner Retter rief der Schiffbrüchige "Mein Gott" und verlangte nach Brot. Die Retter, allesamt nur des Englischen mächtig, verstanden kein Wort von dem, was der magere Mann mit den zerrissenen Shorts und den kaputten Knien stammelte. Deshalb schleppten sie ihn zur Bürgermeisterin Ione de Brum, die sich an die Behörden in der Hauptstadt wandte. Die Angelegenheit landete schließlich beim des Spanischen mächtigen US-Botschafter Thomas Armbruster, der als Übersetzer einsprang.
Die Geschichte, die der Schiffbrüchige erzählte, wurde so überliefert: José Salvador Alvarengo stammt demnach aus El Salvador, lebte aber schon seit 15 Jahren als Krabbenfischer in Tapachula, einer Stadt im Süden Mexikos an der Grenze zu Guatemala. Am 21. Dezember 2012 sei er zusammen mit einem Freund Ezequiel in einem 7,3 Meter langen Fischerboot in See gestochen, um Haifische zu fangen; Unwetter und starker Wind hätten das Boot aber abgetrieben. Die Wetterdaten verzeichnen für die Weihnachtstage ruhiges, sonniges Wetter im Südpazifik . Allerdings gibt es in der Gegend eine starke Westströmung. Sein Kompagnon sei nach vier Monaten verhungert. Er habe überlebt, weil er Regenwasser aufgefangen, seinen Urin und Blut von Meeresschildkröten getrunken habe. Um nicht zu verhungern, habe er mit bloßen Händen Fische und Vögel gefangen und diese roh verspeist, erzählte er. "Auch wenn es unglaubwürdig klingt, habe ich mit Hilfe Gottes überlebt", erzählte Alvarenga.
Nachdem er am Montag einem Gesundheitscheck unterzogen wurde, wollte ihn die Polizei der Marshall-Inseln nochmals vernehmen. Abgesehen von seinen geschwollenen Beinen scheint die Verfassung des Mannes ganz ordentlich zu sein. "Er sieht besser aus, als ich das unter diesen Umständen erwartet hätte", kommentierte US-Botschafter Armbruster. Der gute Gesundheitszustand Alvarengos hat Fragen nach dem Wahrheitsgehalt seiner Geschichte aufgeworfen: "Wir haben noch keine Gelegenheit gehabt, seine Geschichte zu verifizieren", sagte der Außenminister der Marshall-Inseln, Gee Bing, dem australischen Sender ABC. Ein José Salvador Alvarengo aus El Salvador habe lange in Mexiko gelebt, bestätigten dort die Behörden. Der Sender CNN sprach in El Salvador mit Julia Alvarenga, die sagte, sie habe immer gewusst, dass ihr Sohn noch lebe. Jetzt wird die Heimreise des Mannes organisiert.
Im Pazifik kommt es öfter zu abenteuerlichen Schiffbrüchen. Im August 2005 wurden drei mexikanische Fischer von starken Strömungen abgetrieben, nachdem ihnen das Benzin ausgegangen war. Neun Monate später wurden sie von einem taiwanesischen Thunfischboot vor den Marschall-Inseln aufgefischt. Auch sie überlebten, indem sie Fische und Vögel aßen. 1992 überlebten zwei Fischer aus Kiribati 177 Tage auf hoher See, bevor sie in Samoa an Land getrieben wurden.
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