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Eishockey

Gewinnt der Deutsche Leon Draisaitl doch noch den Stanley-Cup?

  • dpa

  • So, 23. Juni 2024, 18:08 Uhr
    Eishockey

     

Leon Draisaitl steht vor der Krönung seiner bislang einzigartigen NHL-Karriere. Der Weltklasse-Stürmer greift in der Nacht zum Dienstag nach der begehrtesten Eishockey-Vereinstrophäe der Welt.

Leon Draisaitl auf dem Eis Foto: Julio Cortez (dpa)
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Zwischen dem ersehnten ersten Stanley-Cup-Gewinn und Leon Draisaitl steht nur noch ein Sieg – und möglicherweise der eigene Körper. Der wohl beste Eishockey-Spieler, den Deutschland bislang hervorgebracht hat, greift in der Nacht auf Dienstag (2 Uhr MESZ/Sky) mit seinen Edmonton Oilers bei den Florida Panthers nach der wichtigsten Trophäe der Welt in dieser Sportart. Für sein persönliches Sehnsuchtsziel würde der 28 Jahre alte Kölner, um dessen Fitness sich seit Wochen Fragen ranken, nach eigener Aussage auf jede persönliche Rekordmarke verzichten. Da erscheint es fast logisch, dass Draisaitl auch seinen eigenen Körper nicht mehr schont.

Auf den ersten Blick kommt der Weltklasse-Stürmer in der Finalserie nicht richtig in Schwung. Den historischen Serien-Ausgleich zum 3:3 nach drei Auftaktniederlagen gegen die favorisierten Panthers schafften die Oilers auch ohne die Punkte-Maschinerie von Draisaitl – mit einem 5:1-Sieg im sechsten Spiel.

Der Nationalstürmer, der trotz seiner Blockade in den bisherigen Stanley-Cup-Finals immer noch drittbester NHL-Scorer, zweitbester Torschütze und drittbester Vorlagengeber in den Playoffs ist, kommt in den sechs bisherigen Partien gegen Florida auf mickrige drei Vorlagen und kein einziges Tor. Zum Vergleich: In den 18 vorherigen Playoffpartien schoss Draisaitl zehn Tore und gab 18 Vorlagen. Dies sind im Schnitt 1,6 Punkte pro Spiel. Gegen die aktuell zwar auch weltbeste Eishockey-Defensive Floridas sind es nur noch 0,5 Punkte.

Nur an der effizienten Abwehr scheint dies nicht zu liegen. Beobachter in Nordamerika gehen davon aus, dass Draisaitl seit gut drei Wochen etwa mit einem gebrochenen Finger spielt. Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass er bei seinen sonst so gefürchteten Schüssen kaum noch Druck auf Schläger und Puck bekommt. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht – über Verletzungen spricht man speziell im Eishockey in der Regel nicht, in den Playoffs schon gar nicht.

"Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft, wie wir die vergangenen drei Spiele zurückgekommen sind", sagte Draisaitl vor dem nun entscheidenden siebten Spiel in Florida. Kein Wunder – die Last in der Offensive liegt auf seinen Mitspielern, allen voran Kapitän Connor McDavid. Der Draisaitl-Kumpel, der als derzeit bester Spieler der Welt gilt, hat mit einem Punkteschnitt von 1,83 pro Finalspiel entscheidenden Anteil am Comeback der Oilers. Nach einem 0:3 nach Siegen in einer Best-of-seven-Serie noch zurückzukommen, gelang vor den Oilers nur zwei Teams – zuletzt vor 79 Jahren. "Das ist natürlich eine unglaubliche Geschichte", sagte Draisaitl. "Dafür spielt man Eishockey."

Sollte Edmonton in der Nacht auf Dienstag das Momentum nutzen und auch Spiel sieben gewinnen, wäre es nicht nur der erste Stanley-Cup-Sieg eines kanadischen Teams seit 31 Jahren. Es wäre auch das erste Mal seit 1942, das eine Mannschaft nach drei Niederlagen zum Auftakt noch den Stanley Cup gewinnt.

"Wir haben in diesem Jahr immer eine Siegesserie hingelegt, wenn es nötig war. Wir glauben an uns. Und dieser unerschütterliche Glaube wächst immer mehr", sagte Oilers-Stürmer Connor Brown. Vor 82 Jahren war dieses Kunststück den Toronto Maple Leafs gelungen.

"Ich hoffe, dass wir auf der guten Seite da rauskommen. Es wird ein schwieriges Spiel. Das wissen wir, aber wir werden bereit sein", sagte Draisaitl, der der fünfte deutsche Stanley-Cup-Sieger werden könnte: Zuvor schafften das Uwe Krupp (1996 und 2002), Dennis Seidenberg (2011), Tom Kühnhackl (2016 und 2017) und Nico Sturm (2022).

Für Deutschlands Sportler des Jahres 2020 wäre der Triumph aber ein besonderer Meilenstein. Anders als die bisherigen deutschen Stanley-Cup-Sieger verkörpert Draisaitl Jahr für Jahr absolute Eishockey-Weltklasse. Der Nationalstürmer brach bereits etliche (Spieler)-Rekorde und wird vor allem in Nordamerika mit den ganz großen Sportgrößen des Kontinents gleichgesetzt. Während der Playoffs freute sich etwa der frühere Basketball-Star Charles Barkley vor laufender Kamera wie ein kleines Kind, als er ein handsigniertes Trikot von Draisaitl überreicht bekam.

Aber für den endgültigen Aufstieg in den Sport-Olymp fehlt Draisaitl eben der begehrte Stanley-Cup-Triumph. Auch Basketballer Dirk Nowitzki stieg trotz aller vorheriger persönlicher Bestmarken erst mit dem Gewinn des NBA-Titels 2011 mit den Dallas Mavericks zum globalen Star auf.

Ressort: Eishockey

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