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Gewerkschaft mahnt zu höherem Mindestlohn

  • Mi, 18. September 2024
    Kreis Lörrach

     

Eine 14-Euro-Untergrenze beim Lohn fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Damit würden 14.700 Jobs im Kreis Lörrach von einem höheren Mindestlohn profitieren.

Auf 14 Euro pro Stunde müsste der gese...ewerkschaft NGG Schwarzwald-Hochrhein.  | Foto: Fotomontage: NGG | Florian Göricke
Auf 14 Euro pro Stunde müsste der gesetzliche Mindestlohn steigen, fordert die Gewerkschaft NGG Schwarzwald-Hochrhein. Foto: Fotomontage: NGG | Florian Göricke
Im Job alles geben – und trotzdem nur ein "schmales Portemonnaie" haben: Im Kreis Lörrach arbeiten rund 6000 Menschen für den gesetzlichen Mindestlohn. Sie verdienen 12,41 Euro pro Stunde. Das sei das Ergebnis einer Arbeitsmarkt-Untersuchung des Pestel-Instituts, teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Schwarzwald-Hochrhein mit.

Dabei haben die Wissenschaftler laut der Mitteilung auch berechnet, was ein höherer Mindestlohn für den Kreis Lörrach bedeuten würde. Konkret geht es um den Anstieg des gesetzlichen Mindest-Stundenlohns auf 14 Euro: "Davon würden enorm viele Menschen profitieren. Im Landkreis Lörrach ginge der Lohn auf einen Schlag in rund 14.700 Jobs hoch. Immerhin werden heute noch in 15 Prozent aller Jobs im Landkreis Lörrach weniger als 14 Euro pro Stunde verdient", sagt Matthias Günther. Er leitet das Pestel-Institut, das die aktuellen Mindestlohn-Berechnungen im Auftrag der Gewerkschaft NGG gemacht hat.

Die NGG will damit ihrer Forderung nach einem höheren gesetzlichen Mindestlohn Nachdruck verleihen. "Es arbeiten zu viele Menschen zum Niedriglohn. Das muss sich ändern", fordert der Geschäftsführer der NGG Schwarzwald-Hochrhein, Burkhard Siebert. Ziel müsse es sein, die Jobs im Kreis aus dem Lohnkeller zu holen. "Der Mindestlohn ist dabei nur die unterste Haltelinie. Wirklich fair bezahlt wird nur, wer Tariflohn bekommt", wird Siebert zitiert.

Olaf Scholz habe sich für einen höheren gesetzlichen Mindestlohn stark gemacht. "Wenn’s nach dem Kanzler geht, dann soll das unterste Lohnniveau in zwei Schritten steigen – zunächst auf 14 Euro und dann auf 15 Euro pro Stunde", so Siebert. Die Erhöhung des Mindestlohns sei für die NGG das "entscheidende Signal für mehr Lohngerechtigkeit".

Nach Berechnungen des Pestel-Instituts würde ein Anstieg des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro pro Stunde im Kreis Lörrach den Beschäftigten in rund 19.600 Jobs "zum Teil deutlich vollere Lohntüten bescheren", sagt Institutsleiter Matthias Günther laut der Mitteilung. Die NGG Schwarzwald-Hochrhein macht deutlich, dass es bei der Forderung nach einem höheren Mindestlohn nicht um eine "Lohn-Lotterie" gehe. Ziel sei es, die Menschen vor Armut zu schützen: "Es geht auch um mehr, als die Existenz zu sichern. Der gesetzliche Mindestlohn muss reichen, um davon bei einer Vollzeitarbeit vernünftig leben zu können. Vor allem ohne dabei auf Bürgergeld als staatliche Unterstützung angewiesen zu sein", macht Burkhard Siebert deutlich. Wer nur den gesetzlichen Mindestlohn verdiene, müsse – immer auf einen Vollzeit-Job bezogen – am Monatsende mindestens 60 Prozent von dem Geld verdienen, das die Gesamtbevölkerung als mittleres Einkommen zur Verfügung hat. Das sehe das EU-Recht vor.

Von Januar an wird der Mindestlohn "um lediglich 41 Cent auf nur 12,82 Euro steigen", so die NGG. Das habe die Mindestlohnkommission gegen die Stimmen der Gewerkschaften bereits im Sommer 2023 so beschlossen. "Dabei müsste er eigentlich schon jetzt in Deutschland bei rund 14 Euro liegen", sagt Siebert. Das gehe klar aus der EU-Mindestlohnrichtlinie hervor. "Deshalb ist es nur folgerichtig, wenn der Bundesarbeitsminister die Mindestlohnkommission auffordert, die Vorgaben der EU-Richtlinie umzusetzen", so Siebert.

Nach europäischen Vorgaben müsse der Mindestlohn nicht nur bei rund 14 Euro, sondern bald schon bei mindestens 15 Euro liegen. Außerdem gebe die EU-Richtlinie der Bundesregierung eine weitere wichtige Hausaufgabe mit auf den Weg: "Sie muss für eine Erhöhung der Tarifbindung sorgen. Also dafür, dass mehr Menschen von einem Tarifvertrag profitieren. Auch das muss die Ampel in Berlin dringend anpacken", so Siebert.

Ressort: Kreis Lörrach

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