Geiselnehmer stirbt bei Polizeizugriff
In Dresden wird das dritte Adventswochenende von einer Geiselnahme und Schüssen überschattet. Der Täter tötet seine Mutter – und stirbt später selbst. Der Fall wird die Ermittler noch einige Zeit beschäftigen. .
Christiane Raatz, Jörg Schurig &
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Das Verbrechen gibt den Kriminalisten zahlreiche Rätsel auf. Die Ermittlungen werden nun von der Staatsanwaltschaft geführt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntag mitteilten. Dabei muss unter anderem geklärt werden, ob der Täter seine Waffe legal besitzen durfte oder wie er an diese gelangte. "Weitere Angaben sind derzeit nicht möglich. Die Aufarbeitung des Einsatzes und die Ermittlungen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen", hieß es. Was den 40-Jährigen zu den Verbrechen trieb – das ist bislang völlig ungewiss.
Die Polizei war zunächst von einem Amoklauf ausgegangen, weil sie Hinweise zu drei Tatorten bekam. Am Morgen soll der Mann im Dresdner Stadtteil Prohlis zunächst seine Mutter getötet haben. Die Polizei erhielt gegen 7.20 Uhr Kenntnis von dem Verbrechen. Danach versuchte der Täter in der Innenstadt mit Waffengewalt beim Sender Radio Dresden einzudringen und gab dabei Schüsse ab. Bei dieser Tat hatte er das neunjährige Kind einer Bekannten dabei. Wie es dazu kam, war vorerst unklar.
Später verschanzte er sich mit dem Kind und einer 38 Jahre Angestellten in einem Büro des Einkaufszentrums Altmarkt-Galerie. Die Läden hatten zu diesem Zeitpunkt noch nicht geöffnet, allerdings konnten Besucher schon innerhalb der Galerie wandeln. Das Gebäude wurde umgehend evakuiert. Auch der angrenzende traditionelle Striezelmarkt blieb geschlossen.
Laut Polizei wählte der Geiselnehmer von dem Büro aus den Notruf. Beamte konnten ständig mit ihm in Kontakt bleiben, hieß es. Die Polizeidirektion Dresden forderte daraufhin Spezialkräfte des Landeskriminalamtes Sachsen an. "Im weiteren Verlauf nahmen die Einsatzkräfte Schussgeräusche aus dem Büro wahr und es erfolgte ein vorbereiteter Notzugriff. Dabei mussten die Beamten eine Tür gewaltsam öffnen", hieß es. Man habe von der Schusswaffe Gebrauch gemacht. Der 40-Jährige habe eine scharfe Pistole bei sich gehabt. Die Geiseln blieben äußerlich unverletzt, wurden aber ärztlich betreut.
Nicht nur für die beiden Geiseln in der Altmarkt-Galerie dürfte das Geschehen ein Martyrium gewesen sein. Auch Mitarbeiter von Radio Dresden waren am Morgen in Todesangst. Der Mann habe versucht, eine Tür zu zerstören und durch ein Loch in der Tür geschossen, sagte Geschäftsführer Tino Utassy. "Die Mitarbeiter waren glücklicherweise so geistesgegenwärtig und sind dann durch einen zweiten Ausgang geflohen."
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Innenminister Armin Schuster (beide CDU) bedankten sich bei den Einsatzkräften für ihr schnelles und besonnenes Handeln. Er sei entsetzt über die Tat eines vermutlich psychisch verwirrten Einzeltäters und erleichtert, dass die Polizei die beiden Geiseln unverletzt befreien konnte, sagte Schuster. "Diese Tat zeigt, wie zerbrechlich die vorweihnachtliche Besinnlichkeit und Unbeschwertheit sein kann", betonte Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert.
Die Staatsanwaltschaft kündigte an, bei ihren Ermittlungen auch die Umstände des Todes des Geiselnehmers untersuchen zu wollen. Gegen den Mann selbst laufe ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts des Totschlags, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt am Sonntag.
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