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Für die nächsten 60 Jahre

  • Di, 01. Oktober 2024
    Rickenbach

     

Wegekreuze haben im Hotzenwald Tradition, werden aber nur noch selten aufgestellt. Martin Schlachter erinnert mit einem neuen Kreuz an alter Stelle in Rickenbach an den Tod seines Großvaters.

Pfarrer Bernhard Stahlberger weihte das neue Kreuz an alter Stelle.  | Foto: Ralph Fautz
Pfarrer Bernhard Stahlberger weihte das neue Kreuz an alter Stelle. Foto: Ralph Fautz
Kaum etwas bringt die Gleichzeitigkeit von Schmerz und Hoffnung derart zum Ausdruck wie ein Kreuz. Das Wegkreuz zwischen Willaringen und Egg, das am Sonntag feierlich geweiht wurde, steht in genau dieser Tradition. Waldbesitzer Martin Schlachter erinnerte an die sehr persönliche, familiäre und tragische Geschichte hinter dem wiedererrichteten Wegedenkmal, das Pfarrer Bernhard Stahlberger zur Mittagszeit weihte.

Ein langer Moment der Ehrfurcht, des Innehaltens und gar der Ruhe war es, als die Südhang-Musikanten aus Egg den feierlichen Rahmen mit bedächtigen Klängen eröffneten. Kein Auto fuhr währenddessen auf der Verbindungsstraße zwischen Willaringen und Egg. Martin Schlachter hatte im Sommer ein neues Kreuz in Auftrag gegeben, nachdem das alte – bereits seit 1904 an dieser Stelle stehende – bei einem Unfall stark beschädigt worden war.

Jenes Kreuz auf dem Familiengrund erinnert an den Unfalltod seines Großvaters 1934. Er starb infolge eines Arbeitsunfalls im Wald. 1964 habe der Vater das Kreuz restaurieren lassen. Geprägt durch die Grauen des Nationalsozialismus seien ihm der Wald und jenes Kreuz als Orte geblieben, die ihm Halt gegeben hätten, ihm Heimat gewesen seien. Ein respektvoller Umgang mit der Natur und den Tieren seien ihm wichtig gewesen. Das will Martin Schlachter weitergeben.

"Es kommt nicht mehr oft vor, dass ich als Pfarrer zur Weihe eines Kreuzes angefragt werde", so Bernhard Stahlberger. Umso erfreuter sei er, dass es Menschen gebe, die diese Tradition fortführten und einen Ort des Innehaltens, der Orientierung auf ihrem Weg böten.

Wegkreuze haben auch im Hotzenwald eine lange Tradition. Sie sind in Andenken an Unglücke von Fuhrwerken oder bei der beschwerlichen Arbeit oder zum Dank errichtet worden. Bei Nebel und Schnee waren sie wichtige Orientierungspunkte.

Georg Keller, ehemaliger Rickenbacher Bürgermeister, sprach für den Schwarzwaldverein und erinnerte an die Katalogisierung der Wegdenkmäler vor fast 40 Jahren. Wenn dieses Kreuz auch erst wieder in 60 Jahren aufgefrischt werden muss, wird es eine Generationenaufgabe sein, die an die Enkel Martin Schlachters übergeht.

Ressort: Rickenbach

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