"Freue dich, wenn du etwas lernst!"
ZISCH-INTERVIEW mit dem Biochemiker Frank Edlich darüber, was Wissenschaft bedeutet und was sie leisten kann.
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Zisch-Reporter Finn Edlich aus der Klasse 4b der Emil-Gött-Schule in Freiburg hat ein Interview mit seinem Papa Frank Edlich geführt, der Biochemiker ist.
Edlich: Neues Wissen schafft man durch kluge Fragen. Aus einer klugen Frage bildet die Wissenschaft eine Annahme, die man auch Hypothese nennt. Das ist so etwas, wie eine Vermutung. Zum Beispiel wird heute viel die Vermutung diskutiert, dass die Nutzung von Solarzellen besser für unser Klima ist. Damit eine solche Behauptung auch tatsächlich schlau ist, muss die Hypothese möglichst auf dem ganzen verfügbaren Wissen beruhen. Deshalb können nur Menschen, die sich den ganzen Tag mit einem Thema beschäftigen, wirklich an neuem Wissen arbeiten. Natürlich kann man so sehr nur ein einzelnes Thema studieren; bei allen anderen Themen ist man ein Laie, also ein Mensch, der verstehen sollte, dass er das Thema nie richtig versteht.
Zisch: Wie findet ein Wissenschaftler neues Wissen?
Edlich: Die Wissenschaft ist immer bemüht, eine Hypothese zu widerlegen. Das heißt, man versucht zu beweisen, dass die Vermutung falsch ist. In unserem Fall würde man also nach Beweisen dafür suchen, dass Solarzellen nicht gut für das Klima sind. Solche Beweise können aus neuen Experimenten entstehen. Wissenschaft kann also immer nur sagen, was nicht ist und niemals was ist. Albert Einstein hat das schon so beschrieben: "Millionen Experimente reichen nicht aus, um die Relativitätstheorie für alle Zeiten abzusichern. Aber eines reicht, um sie zu widerlegen."
Zisch: Warum ist Wissenschaft so wichtig?
Edlich: Wissenschaft erklärt uns die Welt, und wie die Dinge funktionieren. Dabei ist klar, dass alle Dinge, die du sehen, anfassen oder direkt erfahren kannst, natürlich vor langer Zeit gut erklärt wurden. Wissenschaft muss heute also Dinge erklären, die man nicht sehen, nicht anfassen oder fühlen kann. Die Fragen, mit denen sich Wissenschaft beschäftigt, sind kompliziert und können nicht von einem einzelnen Menschen in Erfahrung gebracht werden. Fragen wie, warum sich unsere Welt um uns herum verändert und wie wir dazu beitragen, betreffen sehr unterschiedliche Dinge und ihr unübersichtliches Zusammenspiel.
Zisch: Warum reden alle über Wissenschaft?
Edlich: Manche Menschen wollen Dinge erfahren und sind allgemein interessiert. Ich glaube, das ist gut in unserer schwierigen Welt. Andere sehen Wissenschaft, wie die Menschen früherer Zeit Gott gesehen haben. Sie benutzen die Wissenschaft, um einen Streit zu gewinnen. Sie wollen mithilfe der Wissenschaft sagen: "Ich habe recht!" Diese Menschen verstehen Wissenschaft nicht und spielen ein sehr gefährliches Spiel. Wissenschaft sollte niemals benutzt werden, um Ideen oder Standpunkte auszugrenzen. Im Gegenteil, Wissenschaft braucht die Vielfalt der Ideen, Achtung voreinander und die Stärke, zu sagen: "Das Thema verstehe ich nicht gut genug, um zu entscheiden, was falsch ist."
Zisch: Gibt es jemanden, der entscheiden kann, was falsch ist?
Edlich: Die Menschheit hat so viel Wissen angehäuft, dass ein einzelner Mensch das Wissen nicht mehr verstehen kann. In unserer Zeit sollten wir begreifen, dass nur noch die Menschen ein Thema wirklich verstehen können, die das Verstehen dieses Themas zu ihrem Beruf gemacht haben. Für viele Themen, die heute für uns wichtig sind, werden wir damit leben müssen, dass es lange dauert, bis es eine Antwort geben wird, und dass diese Antwort sich vielleicht mit der Zeit wieder ändert. Eindeutige Beweise gegen eine Annahme werden oft nicht leicht zu finden sein. Es wird uns schwerfallen, das einzusehen. Dazu kommt, dass Menschen manchmal gar nicht nach Beweisen gegen ihre Vermutung suchen, sondern nur über Beweise dafür reden. Dieses Verhalten hält Menschen auf, die neues Wissen suchen.
Zisch: Wie kann ich das Wissen für ein interessantes Thema verstehen?
Edlich: Du solltest erst einmal wissen, dass sich in der Wissenschaft ganz viel Staunen, aber kein Richtig und vielleicht auch kein Falsch verbirgt. Außerdem solltest du hinnehmen, dass du die Dinge erst einmal nicht ausreichend verstehst. Du lernst, was dich interessiert. Wenn es gut läuft, helfen dir beim Lernen Menschen, die die Wissenschaft gut genug verstehen und daran denken, wie sie Sachen sagen müssen, damit du sie verstehst. Lies, so viel du kannst! Freue dich, wenn du etwas lernst! Sprich mit anderen Menschen über die Dinge, die du in Erfahrung gebracht hast! Sammle unterschiedliche Ideen! Je mehr Ideen du kennst, desto besser kannst du über eine Sache nachdenken. Verwechsele nie einen Menschen mit den Dingen, die er sagt, aber frage dich, warum er so spricht! Bilde dir immer deine eigene Meinung!
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