Umstrittenes Industrieprojekt

Freiburg fordert Verträge für Fabrik an Atomstandort

Radioaktiv belasteter Schrott soll im elsässischen Fessenheim eingeschmolzen werden. Das sorgt in der Grenzregion für Kritik. Auch eine deutsche Großstadt meldet sich zu Wort.  

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In Deutschland gibt es Skepsis gegen radioaktive Metalle in Fessenheim. (Archivbild) Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Fessenheim (dpa/lsw) - In der Debatte um eine geplante Schmelzanlage für schwach radioaktiv belasteten Schrott am elsässischen Atomstandort Fessenheim fordert die Stadt Freiburg grenzüberschreitende Verträge. Diese sollten Warnverfahren und die Abstimmung bei Zwischenfällen umfassen, wie aus dem Abschlussbericht der französischen Anhörungskommission für das Vorhaben hervorgeht. 

Die südbadische Großstadt, die nur gut 30 Kilometer von Fessenheim entfernt liegt, dringt unter anderem darauf, Szenarien für Katastrophenereignisse wie Flugzeugabstürze und Erdbeben zu entwickeln. 

Der französische Energiekonzern EDF als Betreiber des vor rund fünf Jahren stillgelegten Atomkraftwerks unmittelbar an der deutschen Grenze will die Recyclinganlage auf einem bisher ungenutzten Areal bauen - ab 2027. Den Plänen zufolge können potenziell 500.000 Tonnen Metalle aus ganz Frankreich verwertet werden, etwa Dampferzeuger aus heimischen Atomkraftwerken.

Befürworter und Gegner stehen sich frontal gegenüber 

Bei dem Vorhaben stehen sich die Lager von Nuklearbefürwortern und -gegnern frontal gegenüber, wie bei den Anhörungen deutlich wurde. Die unabhängige Kommission sammelte bis Anfang Februar rund vier Monate lang Eingaben von Bürgern und Institutionen - auch aus Deutschland. 

"Deutschland muss die Risiken eines Unfalls hinnehmen, ohne direkten Einfluss auf das Funktionieren der Anlage zu haben", hieß es in einem Beitrag aus Deutschland, wie aus dem Bericht weiter hervorgeht. Freiburg sei wegen häufigen Winden in Richtung Nordosten exponiert. Ein Name des Einsenders wurde nicht genannt. 

Energieunternehmen bekommt Frist von drei Monaten

EDF hat der Kommission zufolge nun drei Monate Zeit, um auf Empfehlungen und Fragen des Berichts zu reagieren. Falls das Vorhaben weitergeführt wird, müssen für die Genehmigung der Fabrik auf rund 15 Hektar Fläche mehrere Hürden genommen werden - nötig ist etwa eine Umweltgenehmigung. EDF will nach früheren eigenen Angaben die Schrottverwertung 2031 in Betrieb nehmen, für das Projekt sollen etwa 450 Millionen Euro fließen. 

Frankreich bleibt Atomland

Das Vorhaben wird auf beiden Seiten des Rheins schon länger von Umweltschützern kritisiert, denn sie befürchten Radioaktivität in wiederverwerteten Metallen. Anders als Deutschland setzt Frankreich für seine Energieversorgung und das Erreichen von Klimaschutzzielen auf den Ausbau der Atomkraft. Präsident Emmanuel Macron will den Atomsektor im Land entscheidend stärken. Das Alt-AKW Fessenheim wurde 2020 nach 42 Betriebsjahren stillgelegt. Der Abriss soll voraussichtlich 2026 beginnen.

© dpa‍-infocom, dpa:250412‍-930‍-434130/1

Schlagworte: Emmanuel Macron

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