"Florett statt Schnuller"

ZISCH-INTERVIEW mit dem Fechtlehrer und Fechtweltmeister Swen Strittmatter.  

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Maximilian Zamfir (rechts)  und Swen S...benfalls ein ehemaliger Fechtmeister.   | Foto: Lu Liu
Maximilian Zamfir (rechts) und Swen Strittmatter betrachten Medaillen, die Strittmatter gewonnen hat. Mit am Tisch sitzt Marco Strittmatter, Swen Strittmatters Vater, ebenfalls ein ehemaliger Fechtmeister. Foto: Lu Liu

Als ich, Zisch-Reporter Maximilian Zamfir aus der Klasse 4b der Hebelschule Rheinfelden-Nollingen, sechs Jahre alt war, habe ich bei Swen Strittmatter mit Fechten angefangen. Swen Strittmatter war 2010 einmal Vize-Weltmeister der Fechtmeister im Fechten. Für das Zisch-Projekt habe ich Swen Strittmatter interviewt.

Zisch: Wann hast du angefangen zu fechten?
Strittmatter: Ja, das ist ganz einfach. Mein Vater war Fechtmeister. Und ich habe anstatt eines Schnullers dann halt ein Florett gekriegt. Das war im Jahr 1973, also vor fast 50 Jahren.

Zisch: Wie hast du angefangen zu fechten?
Strittmatter: Ich habe mit dreieinhalb Jahren begonnen. Als kleines Kind anzufangen zu fechten ist nicht einfach. Und klar, in dem Alter habe ich noch nicht richtig gefochten. Aber ich bin mitgegangen ins Training und habe zugeguckt, wie die Kinder trainiert haben. Und so bin ich da reingewachsen. Ich habe auch mal geweint, weil ich beim Völkerspiel den Ball nicht gekriegt habe, denn das haben wir damals auch gespielt, und ich war natürlich der Kleinste. Da haben mich die anderen halt abgeworfen. Aber ich wurde natürlich immer größer und stärker. Plötzlich habe ich auch die anderen abgeworfen. Denn sie haben immer den Ball leicht und vorsichtig zu mir geworfen, weil sie dachten, ich bin immer noch der kleine Swen. Aber dann hat es batsch gemacht, und sie bekamen den Ball zurück. Es haben sich auch ewig viele Freundschaften entwickelt.

Zisch: Warum macht dir das Fechten so viel Spaß?
Strittmatter: Weil es so vielseitig ist. Das Fechten bietet etwas für den Kopf, du musst fit sein, du musst taktisch gut agieren. Aber davon hast du ja selbst auch eine Ahnung, weil du ja auch ein Fechter bist.

Zisch: Wer war dein Nachfolger in deiner letzten großen Mannschaft?
Strittmatter: Meine letzte große Mannschaft war Colmar in Frankreich. Das war schon eine ganz besondere Sache, da Frankreich als eines der Mutterländer des Fechtens gilt und Colmar zu dieser Zeit gerade in die erste Liga aufgestiegen war. Die Colmarer haben mich recht spät gefragt, ob ich mir überhaupt vorstellen kann, für ihre Mannschaft zu fechten. Frankreich gilt als eine der weltweit führenden Nationen im Fechten, und es war schon eine besondere Ehre, für sie antreten zu dürfen. Da habe ich gesagt: "Hey, ich bin ein alter Sack!" Aber sie haben gesagt: "Wir wissen, was du erreichen kannst in der Mannschaft." Und so bin ich in die Mannschaft eingerückt. Mein Nachfolger war zum Beispiel Max Heinzer, der in der Schweiz und in der Welt Nummer Eins war. Als ich dann aufgehört habe, für meine Mannschaft zu fechten, haben sie den Max Heinzer geholt und später Lucas Bellmann, die aktuelle Nummer Eins von Deutschland. Nach mir sind immer wieder sehr gute Fechter nach Colmar gekommen. Die kenne ich aus ihrer Kindheit, als sie so klein waren wie du. Und jetzt sind sie teilweise Weltranglistenerste und fechten Weltmeisterschaften und bei den Olympischen Spielen.

Zisch: Was muss man tun, damit man im Fechten Vizeweltmeister wird?
Strittmatter: Möglichst viele Gefechte beim Turnier gewinnen und viele Trainings und Lektionen mit seinem Trainer oder Meister absolvieren.

Zisch: Wie hieß das Turnier, bei dem du Vize-Weltmeister wurdest?
Strittmatter: Das war die Fechtmeister-WM 2010 in Flawil, in der Schweiz. Da habe ich ausnahmsweise für die Schweiz gefochten. Bei den Profis darfst du für das Land fechten, in welchem du arbeitest. Und da ich in der Schweiz zwei Clubs trainiere, durfte ich für den Schweizer Verband der Fechtmeister fechten.

Zisch: Wie oft und wann hast du für das Turnier trainiert?
Strittmatter: Im Vorfeld der Weltmeisterschaft habe ich mindestens zwei bis drei Mal in der Woche trainiert, dazu kam noch das Training, das ich meinen Schülern gegeben habe. Das Training war nicht so intensiv wie während meiner Zeit in Colmar, Heidenheim und Tauberbischofsheim. Das war auch eine Besonderheit.


Zisch: Was war eigentlich so besonders an dem Turnier?
Strittmatter: Das Turnier ist so besonders, weil alle Teilnehmer Fechtmeister sind. Ich habe in allen drei Waffen gefochten, also Degen, Florett und Säbel und habe in jeder Disziplin zumindest schon einmal eine Mannschaftsmedaille gewonnen. Und weil ich über alle Waffen gefochten habe, habe ich dann auch noch die Silbermedaille bekommen in der Kombination, also alle Waffen zusammen. Da hat mir ein Treffer gefehlt und ich hätte zwei Mal Gold gewonnen. So habe ich zwei Mal Silber gewonnen. Und ich habe noch eine Besonderheit: Ich habe einen Schaukasten, in dem alle Medaillen drin sind, die ich bei dieser WM gewonnen habe.

Zisch: Wie fühlt es sich an, wenn man ficht und einem so viele Menschen zujubeln?
Strittmatter: Ich war immer ein Fechter, der mit dem Publikum gespielt hat, der es für sich genutzt hat. Aber auch, wenn für den Gegner geklatscht wurde, war das für mich Motivation.


Zisch: In welchen Ländern hast du nationale Titel gewonnen?
Strittmatter: Ich bin in Deutschland Deutscher Meister geworden, in Dänemark Dänischer Meister, in der Schweiz Vizemeister und in Frankreich Fünfter. Das ist schon etwas Besonderes, weil es nicht viele Fechter gibt, die in verschiedenen Ländern fechten.

Swen Strittmatter und sein Vater Marko Strittmatter trainieren noch heute in Rheinfelden Schüler im Fechten. Wenn ihr auch damit anfangen wollt, meldet euch bei der Fechtabteilung des Turnvereins Rheinfelden 1898 e. V.
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