Kino
Filmisches Denkmal für Freddie Mercury
Bryan Singers Filmbiografie "Bohemian Rhapsody" erzählt vom wilden Musiker leben des Queen-Frontsängers Freddie Mercury.
Do, 1. Nov 2018, 20:03 Uhr
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Natürlich war es an der Zeit, dass dem legendären britischen Sänger, der 1946 auf der Insel Sansibar geboren wurde und 1991 in London in Folge einer HIV-Infektion starb, ein filmisches Denkmal gesetzt wird. Aber von Peter Morgans erstem Drehbuchentwurf bis zur Fertigstellung von "Bohemian Rhapsody" vergingen fast zehn Jahre. Zwischenzeitlich war sogar der Berufsexzentriker Sasha Baron Cohen ("Borat") für die Hauptrolle unter Vertrag, der sich jedoch schon bald wieder mit der Produktionsfirma verkrachte.
Dadurch wurde der Weg frei für den US-amerikanischen Schauspieler Rami Malek (siehe Ticket-Interview), der kürzlich erst im Remake des Gefangenendramas "Papillon" sehr positiv aufgefallen ist und sich nun mit Haut und Haaren einem Part verschrieben hat, an dem man eigentlich nur scheitern kann. Aber Malek rockt und bringt Mercury in all seiner schillernden Ambivalenz zum Leuchten.
Als er am Anfang der Band, der gerade ihr Lead-Sänger weggelaufen ist, seine Sangesdienste anbietet, wirkt Freddy noch wie ein linkisches Bürschchen mit Überbiss. Aber sobald er zum ersten Song ausholt, erkennt man das große Musiker-Ego, das in diesem zarten Körper steckt. Der US-amerikanische Regisseur Bryan Singer ("X-Men") konzentriert sich auf die Kernphase der Bandgeschichte von der Gründung 1970 bis zum legendären Auftritt beim Live-Aid-Konzert am 13. Juli 1985 im Wembley-Stadion.
Neben den Konzerten, in denen die ganze musikalische Wucht von Band und Sänger gebührend zur Geltung gebracht wird, stehen vor allem die gruppendynamischen, kreativen Prozesse im Vordergrund, die zu bekannten Hits wie "We Will Rock You" oder "Bohemian Rhapsody" geführt haben. Als Mercury im Produzentenbüro Opernmusik als Inspiration für das neue Album "Night at the Opera" auflegt, verzieht EMI-Chef Ray Foster (Mike Myers) das Gesicht. So etwas ließe sich nicht verkaufen und im Radio bekäme man Songs, die länger als drei Minuten laufen, ohnehin nicht unter.
Auf einem alten Bauernhof komponiert die Band "Bohemian Rhapsody" und die umher laufenden Hühner werden als Inspirationsquelle für die hohen "Gallileo"-Sentenzen ausgemacht. In einer anderen Szene kommt Freddy wieder einmal zu spät zur Probe und findet die anderen Bandmitglieder vor, die gerade zweimal mit den Füßen auf den Holzboden stampfen und danach einmal in die Hände klatschen. Super Rhythmus. Fehlt nur noch der Text. Einen Schnitt später steht Queen auf der Bühne und gibt "We Will Rock You" zum Besten.
Singer findet die richtige Balance zwischen solch anekdotischen Szenen, euphorischen Konzertinszenierungen und den biografischen Verstrickungen Mercurys, der nach einer langjährigen Beziehung zu der Verkäuferin Mary Austin (Lucy Boynton) sein homosexuelles Coming Out hat, sich Anfang der 80er in der Münchner Schwulenszene vergnügt und nach der Arbeit an einem Solo-Album reuig zur Band zurückkehrt. Als Finale reinszeniert Singer mit großem logistischen Aufwand den Auftritt beim Live-Aid-Konzert von London, der hier fast in Originallänge nachgestellt wird – und Mercury noch einmal voll in seinem Element zeigt.
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