Fußball

FC Bayern: Kein Triple, kein Double, nur Single

Nach dem Viertelfinal-Aus in der Champions League, bei dem auch eine Auswechslung für Furore sorgt, bleibt dem FC Bayern wohl nur ein Titel in dieser Saison – die deutsche Meisterschaft.  

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Augen zu und nicht durch: die Bayern-Spieler Thomas Müller (links) und Robert Lewandowski Foto: Angelika Warmuth (dpa)
Die Kränkung der Bayern-Seele durch das Schock-Aus in der Champions League archivierte der frustrierte Julian Nagelsmann unter den bittersten Momenten seiner steilen Trainer-Karriere. Aufgewühlt vom verpassten Einzug ins Halbfinale nach dem 1:1 im Rückspiel (Hinspiel 0:1) gegen den gemeinhin als spanischen "Dorfverein" stilisierten FC Villarreal wollte er offene Vertragsfragen etwa bei Weltfußballer Robert Lewandowski aber nicht als Ausrede gelten lassen. Nagelsmann versicherte, Lehren zu ziehen – was auch Vorstandschef Oliver Kahn am Morgen nach dem K.o. ebenso wie eine intensive Aufarbeitung ankündigte.

Kahn wehrte sich nach dem schmerzlich verfehlten Königsklassen-Minimalziel (Halbfinale) gegen Jammer-Stimmung und kündigte schon mal den nächsten internationalen Angriff an. Angesichts der so gut wie sicheren Meisterschaft als letztem und einzigem Titel dieser Spielzeit zog Nagelsmann aber die Saisonbilanz selber schon vor. "Das ist für Bayern München, glaube ich, nicht ausreichend", sagte der 34-Jährige, der am Mittwoch mit ernster Miene das Training leitete und nach der Einheit barfuß über den Rasen spazierte.

Den von rätselhaften Formschwankungen geplagten Stars wie Lewandowski, Thomas Müller, Joshua Kimmich und Serge Gnabry bleibt ja nicht mal mehr der DFB-Pokal in der Titel-Hinterhand nach dem krachenden 0:5 im Oktober bei Borussia Mönchengladbach. Die zehnte Meisterschaft in Serie (Rekord in den starken Ligen Europas!) bei neun Punkten Vorsprung und nur noch fünf ausstehenden Spielen auf Borussia Dortmund pries Kahn umso mehr als "großartige Möglichkeit". Kaum anzunehmen, dass er es so meinte. Denn auch Kahn wirkte nach dem Aus am Dienstagabend verdattert.

Kein Triple, kein Double – die Bayern bleiben also nach dem Aus im Viertelfinale gegen den spanischen Europa-League-Sieger in dieser Saison nur Single. Neben dem Prestige verspielten die Münchner auch für Investitionen wichtige 12,5 Millionen Euro aus dem Prämientopf der Europäischen Fußball-Union (Uefa), die bei einem Weiterkommen geflossen wären. Kahn nahm die Stars, die nach der makellosen Sechs-Siege-Gruppenphase schon als Titelfavorit gehandelt worden waren, nach dem 1:1 (0:0) in Schutz. "Mehr Einsatz und Wille als die Mannschaft gezeigt hat, geht kaum", befand der frühere Weltklasse-Torwart. Im Rückspiel waren die Münchner – im Gegensatz zum Hinspiel – drückend überlegen, es fehlte aber an Präzision und Finesse. Anstatt nach der Führung durch Topstürmer Lewandowski (52.) am Dienstagabend vor 70 000 Zuschauern nachzulegen, bestrafte der eingewechselte Nigerianer Samuel Chukwueze (88.) die in dieser Saison so hoch pressenden und dadurch konteranfälligen Bayern folgenschwer.

In der Pressekonferenz nach dem Spiel wurde die Frage nach dem Wechsel eine Minute zuvor gestellt. Trainer Nagelsmann hatte den stark spielenden und zweikampf- wie taktikstarken Innenverteidiger Lucas Hernandez aus der Dreierkette genommen und ausgewechselt und dafür den zwar schnellen, defensiv und taktisch aber schlechteren Alphonso Davies gebracht. Der in einer Dreierkette wenig erprobte Kanadier hob beim Konter zum 1:1 das Abseits auf und kam dann gegen den Torschützen zu spät. Nagelsmann sagte: "Der Wechsel war nicht freiwillig, Lucas Hernandez war verletzt." Um sich danach aber selbst etwas zu widersprechen: "Ich habe überlegt, in Alphonso einen schnellen Spieler zu bringen, weil Villarreal einen schnellen Spieler eingewechselt hat."

"Wir haben ein engagiertes Spiel gemacht, ein gutes Spiel gemacht", befand Müller und räumte in einem Akt seltener Müllerscher Sprachlosigkeit doch ein: "Die Niederlage zu akzeptieren, ja weiß ich auch nicht genau, was ich sagen soll."
Nagelsmann fand die für ihn treffenden Worte. "Es gehört sicherlich zu den drei bittersten Niederlagen", ordnete der 34-Jährige das Aus gegen im Rückspiel weitgehend harmlose Iberer in seinem persönlichen Trainer-Worst-of ein. Die anderen beiden? 2017/18 das Aus mit der TSG 1899 Hoffenheim in den Champions-League-Playoffs gegen den FC Liverpool (1:2, 2:4) und 2019/20 die Niederlage mit RB Leipzig im Champions-League-Halbfinale (0:3) gegen das Glamour-Team von Paris Saint-Germain um Kylian Mbappé und Neymar.

Die Weichenstellungen nun werden auch das Personal betreffen, das verstärkt werden soll. Mittelfeldspieler Ryan Gravenberch und Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui von Ajax Amsterdam werden als Neuzugänge gehandelt. Doch ist das für die hohen Ansprüche des ruhmreichen Spitzenclubs genug? Nach Organisator David Alaba (Real Madrid) und Jerome Boateng (Olympique Lyon) vor einem Jahr verlieren die Münchner im Sommer in Nationalspieler Niklas Süle (Borussia Dortmund) zudem den nächsten Innenverteidiger.
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